Nach dem Fed-Zinsentscheid
Der Börsenparty könnte bald ein Ende drohen
Die Zinspause der US-Notenbank Fed hat Anleger optimistisch gestimmt. Die Aktienkurse sind seit der letzten Sitzung nach oben geschossen. Doch die Euphorie könnte verfrüht sein, warnt ein Bloomberg-Experte.
- US-Notenbank Fed belässt Leitzins unverändert und signalisiert mögliche Zinssenkungen im kommenden Jahr
- Aktienkurse steigen aufgrund der Zinsentscheidung auf Rekordstände
- Bloomberg-Experte warnt vor übertriebener Euphorie und betont Unsicherheiten in der Wirtschaftslage
Die jüngste Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Aktienkursen neuen Aufschwung verliehen. So hat etwa der Dow Jones mit mehr als 37.200 Punkten seinen Rekordstand erreicht, auch der DAX erlebt einen Höhenflug und kratzt an der 17.000-Punkte-Marke. Grund für die Euphorie: Die Fed hat nicht nur den Leitzins zum dritten Mal in Folge unverändert zwischen 5,25 und 5,5 Prozent gelassen, sondern auch für das kommende Jahr Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Laut Prognosen der Fed-Mitglieder gehen sie im Jahr 2024 von einer Senkung des Leitzinses um 0,75 Prozent auf eine Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent aus.
Die Kapitalmärkte haben diese Zinssenkungen im Frühjahr nun bereits eingepreist. Doch die Vorfreude könnte verfrüht sein, warnt Bloomberg-Experte Conor Sen. "Der von den Aktienanlegern erwartete Gewinnboom würde eine Wirtschaft voraussetzen, in der Zinssenkungen um 150 Basispunkte unnötig sind. Zudem ist die Welt, in der es tatsächlich zu solch starken Zinssenkungen kommt, wahrscheinlich keine Welt, in der Aktien gedeihen."
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Der Kapitalmarktexperte geht nämlich im Frühjahr von einer sich bessernden Wirtschaftslage für das Immobiliengewerbe und die verarbeitende Industrie in den USA aus. Was derzeit dafürspricht: Die Anträge auf Hypothekenkredite sind bereits um nahezu 20 Prozent gestiegen. Ein Aufschwung auf dem Häusermarkt zöge einen Aufschwung in der verarbeitenden Industrie nach sich. Das Problem daran: Sollte dieses Szenario eintreten, sieht die Fed womöglich nicht die Notwendigkeit, in der zweiten Jahreshälfte die Zinsen weiter zu senken. Denn derzeit bleibt der Kurs der Notenbank weiterhin restriktiv.
Alternativ könnte dieser wirtschaftliche Aufschwung auch ausbleiben und die Fed die erwartete Lockerungspolitik umsetzen. Doch auch das wäre nicht zwingend eine gute Nachricht für die Kapitalmärkte: "In einer solchen Welt scheint ein Großteil der Aktienmarktrally der letzten sechs oder sieben Wochen fehl am Platz zu sein", sagt Sen. "Wenn es mehr als 100 Basispunkte an Zinssenkungen braucht, um die zinsempfindlichsten Teile der Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, dann ist die Wirtschaft schwächer, als der Aktienmarkt derzeit glaubt." Für eine abschließende Prognose ist es noch zu früh, doch eine vorsichtige Skepsis kann Anlegern angesichts der aktuellen Börsenparty derzeit nicht schaden.
(mmi) für die wallstreetONLINE Zentralredaktion
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