Der härteste Job der Welt
Was ist für Sie der härteste Job der Welt: in Alaskas Winter nach Erdöl zu bohren, Tierkadaver zu beseitigen oder doch Mutter zu sein? Ok, hier geht es um Börse – das schränkt die Auswahl ein. Mein Favorit ist: Bär am ..
- Bär am Allzeithoch
- Unterschied zwischen bearish und Bär
- Eingeschüchterte Bären und standhafte Bullen
Der härteste Job der Welt
von Torsten Ewert
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
was ist für Sie der härteste Job der Welt: in Alaskas Winter nach Erdöl zu bohren, Tierkadaver zu beseitigen oder doch Mutter zu sein? Ok, hier geht es um Börse – das schränkt die Auswahl ein. Mein Favorit ist: Bär am Allzeithoch.
Wann ist ein Bär ein (echter) Bär?
Nun erscheint es nicht wie ein besonderes Kunststück, sich am Allzeithoch bearish zu geben. Viele Anleger nehmen hohe Notierungen als Risiko wahr („Kann man jetzt noch einsteigen?“) und erwarten oft fallende Kurse, weil Aktien überkauft und ihre Bewertungen zu hoch sind oder die Stimmung zu euphorisch ist.
Aber es ist ein Unterschied, bearish zu sein oder ein Bär zu sein, der tatsächlich auf fallende Kurse setzt! Fragen Sie mal alle diejenigen, die seit Oktober immer wieder Short-Trades gestartet haben – während die Aktienmärkte immer weiter und ohne größere Rücksetzer stiegen!
Gut, irgendwann wird das „letzte“ Allzeithoch erreicht. Dann fallen die Kurse erst einmal 25, 50 oder 75 Prozent – und die Bären können frohlocken. Aber bis dahin haben sie den härtesten (Börsen-)Job der Welt.
Es ist nicht so leicht, Anlegern ihre Aktien zu verleiden!
Wer derzeit hier oder anderswo vor Investments bei Nvidia und Co. warnt, muss sich auf harsche Reaktionen einstellen. Ähnlich war es lange Zeit bei Aktien wie Tesla oder Apple oder auch bei Bitcoin und Co. Es ist also gar nicht so leicht, den Anlegern ihre Aktien (oder andere Anlagen) zu verleiden!
Was für einzelne Aktien gilt, gilt aber auch für den Gesamtmarkt. Es war ja schließlich keine Laune der Natur, dass der S&P 500 vom 27. Oktober 2023 bis 12. April 2024 in 113 (Handels-)Tagen um bis zu 28,3 % gestiegen, aber zwischendurch um nie mehr als 2,5 % gefallen ist! Das war nicht nur die siebtlängste derartige Serie seit 1950 und die mit der viertgrößten Performance, sondern auch diejenige mit der zweitgrößten Performance pro Tag (28,3 / 133 = 0,25 % pro Tag).
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Nur von Oktober 1960 bis April 1961, als der S&P 500 31,6 % in 118 (Handels-)Tagen zulegte, war die Rally (etwas) dynamischer. Und die drittstärkste Rally brauchte von April bis November immerhin schon 160 (Handels-)Tage für (nur) 28,8 % Plus.
Eingeschüchterte Bären
Nun kann man natürlich argumentieren, dass es in dieser Zeit einfach keine/kaum Bären gab. Naja, im Durchschnitt dieser 25 Wochen lag der Anteil der Bären laut der Stimmungsumfrage der American Association of Individual Investors (AAII) bei 25,8 %. Das ist zwar ein gutes Stück weniger als die 31 % Bären im gesamten Durchschnitt der Historie seit 1987, aber immerhin: In 20 % aller Fälle lag dieser Durchschnitt noch niedriger.