Historische Einigung
Dividenden-Aktie 3M: Bringt dieser milliardenschwere Vergleich die Trendwende?
Industrikeikone 3M ist eine juristische Dauerbaustelle los. Das Unternehmen hat sich am Montagabend auf einen milliardenschweren Vergleich einigen und hierfür die Zustimmung eines US-Gerichtes erhalten können.
- 3M einigt sich auf milliardenschweren Vergleich in den USA
- Klagewelle mit Streitwert von Dutzenden Milliarden US-Dollar
- Kursreaktion verhalten, aber Spin-off der Gesundheitssparte erfolgreich
3M kämpft auf vielen juristischen Baustellen gleichzeitig
Industrieikone und Dividendenaristokrat 3M hat bereits seit Jahren nicht nur mit stagnierenden Geschäften, sondern gleichzeitig auch einer Klagewelle mit einem Streitwert von Dutzenden Milliarden US-Dollar zu kämpfen.
Anlass zu juristischen Auseinandersetzungen bieten zum einen defekte Gehörschutzprodukte, die an die US-Armee ausgeliefert wurden, sowie zum anderen PFAS-Chemikalien, die aufgrund ihrer großen Umweltbelastung und hohen Widerstandsfähigkeit auch als "Ewigkeitschemikalien" bezeichnet werden.
Milliardenschwerer Vergleich in den USA
Zumindest auf dieser Dauerbaustelle hat 3M nun eine erste, verbindliche Einigung erzielen zu können: Das Unternehmen berichtete am späten Montagabend, dass ein Vergleich mit dem US-Wasserversorgungsverband PWS gelungen sei und dieser die Zustimmung des zuständigen Gerichts in South Carolina erhalten habe.
Die Einigung sieht eine Zahlung von 10,3 Milliarden US-Dollar über einen Zeitraum von 13 Jahren vor und soll mit den Schadstoffen belastete Umwelt- und Wasserversorgungsbezirke bei der Beseitigung von Umweltfolgen unterstützen und die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser wiederherstellen.
Vorstandsvorsitzender Mike Roman sieht in dem Vergleich und der Zustimmung des Gerichtes in Charleston einen wichtigen Schritt zum Ausstieg aus der Herstellung von PFAS-Chemikalien und der Beseitigung von Rechtsfolgen – und damit auch finanziellen Risiken.
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Kursreaktion verhalten – aus guten Gründen
Mit Blick auf die bislang verhaltene Kursentwicklung am Dienstag wird allerdings schnell klar, dass es sich bei der Einigung noch nicht um den ganz großen Wurf handelt. In einem zur Eröffnung überaus schwachen US-Gesamtmarkt notiert 3M bislang kaum verändert.
Dass am Markt nicht mit größerer Erleichterung reagiert wird, dürfte einerseits an der nichtsdestotrotz hohen Vergleichssumme liegen: 10,3 Milliarden US-Dollar entsprechen grob dem Nettogewinn von zwei ganzen Geschäftsjahren. Andererseits sind damit Umweltfolgen in Europa, insbesondere in Belgien, noch nicht abgegolten.
Auch hier könnte 3M am Ende mehrere Milliarden US-Dollar zur Beseitigung von Umweltfolgen bereitstellen müssen – und dann sind noch immer Tausende Klagen wegen defekter Gehörschutzprodukte anhängig. Allzu bald wird das Unternehmen seine Rechtsrisiken daher nicht los.
Spin-off der Gesundheitssparte geglückt
Anders hingegen sieht es bei der Gesundheitssparte des Konzerns aus. Die hat man inzwischen erfolgreich unter dem Namen Solventum an die Börse gebracht. Anteilseigener von 3M haben für jeweils vier Aktien von 3M eine Solventum-Aktie erhalten.
Damit verbleiben 20 Prozent von Solventum zunächst im Besitz von 3M, das Unternehmen hatte aber angekündigt, diesen Anteil in den kommenden Jahren reduzieren zu wollen. Der Spin-off soll einerseits frisches Kapital bringen sowie andererseits die Konzernstruktur verschlanken – künftig soll der Fokus von 3M wieder ganz auf dem Industrie- und Konsumentengeschäft liegen.
Fazit: Es geht voran, wenn auch langsam
3M hat mit dem milliardenschweren Vergleich mit Wasserversorgungswerken in den USA einen Teilerfolg im Abbau seiner vielen Rechtsrisiken erzielen können. Angesichts der noch ausstehenden Prozesse bleibt die Kursreaktion am Dienstag allerdings verhalten.
Unterdessen sorgt das Spin-off von Solventum für eine klarere und schlankere Konzernstruktur. Sollte das mittelfristig zu erkennbaren Verbesserungen im schwächelnden Industriegeschäft sorgen und 3M weitere juristische Fortschritte erzielen, könnte ein Turnaround der bei Dividendenanlegern beliebten Aktie gelingen.
Bislang sprechen für einen Einstieg nur die hohe Ausschüttungsrendite von 5,3 Prozent sowie die vergleichsweise günstige Bewertung. Für 2024 ist 3M mit dem Zehnfachen seiner zu erwartenden Gewinne bewertet.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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