Forex-Woche
Woche der Entscheidung: Was macht die EZB ab Donnerstag anders?
Der Zinsentscheid der EZB steht an. Was das für den Euro bedeuten könnte und wie es um die Währungen aus Ungarn und der Türkei steht, erklärt Ebury-Währungshändler Thomas Steiner im Gastbeitrag.
- EUR/USD: Vor dem Zinsentscheid der EZB richtungslos bei 1,08.
- EUR/TRY: Euro stark wie nie gegenüber türkischer Lira.
- EUR/HUF: Anstieg des Währungspaares, langfristig stärkerer Forint möglich.
EUR / USD
Das Währungspaar zeigt sich vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank wie erwartet richtungslos. Seit dem Jahreswechsel hat EUR / USD nachgegeben und rangiert aktuell bei 1,08. Ob diese Stärke des Dollar anhält, hängt in erster Linie von der EZB ab. Zwar favorisiert der Markt noch immer eine Zinssenkung im Frühsommer, doch erwarten wir für die kommende Sitzung der Notenbank eine Fortsetzung der bisherigen abwartenden Haltung. Wie schon im Dezember, dürfte EZB-Chefin Christine Lagarde auf die große Bedeutung der Inflationsdaten für weitere Entscheidungen der Notenbank hinweisen.
Bereits in den vergangenen Tagen wurden Vertreter der EZB ungewohnt spezifisch. Neben einigen Hinweisen auf mögliche Zinssenkungen im Sommer betonte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane, dass vor der
EZB-Sitzung im Juni die nötigen Daten zur Lohnentwicklung vorliegen werden, um entsprechend entscheiden zu können. Eine derart klare Rhetorik erinnert an die Forward Guidance. Dabei macht die EZB
ihr Handeln von konkreten Szenarien abhängig und kommuniziert diese auch. Die kommenden Sitzungen der EZB werden zeigen müssen, ob die Notenbank auch in Zukunft wieder klarer kommuniziert oder
wieder verstärkt zweideutige Aussagen trifft, wie es die Märkte zuletzt gewohnt waren.
Der Euro ist im Vergleich zur türkischen Lira stark wie nie. Eine derartige Kursbewegung ruft verständlicherweise Trader auf den Plan, die sich volatile Kursbewegungen zu Nutze machen wollen.
Derartige Spekulationen sind nicht nur äußerst riskant, sie sind auch kaum von realwirtschaftlichen Transaktionen unterfüttert. In unserer Praxis zeigt sich immer wieder, dass es in der Türkei so
gut wie keine Exporteure mehr gibt, die sich in türkischer Lira bezahlen lassen. Gängige Währungen im Außenhandel sind längst Euro und Dollar geworden. Trotz eines Leitzinses
von 42,5 Prozent in der Türkei deuten bei EUR / TRY langfristig weiter alle Zeichen auf eine Abwertung der türkischen Landeswährung hin.
Das Währungspaar EUR / HUF zeigt seit dem Jahreswechsel einen deutlichen Anstieg. Diese Kursbewegung steht im Einklang mit einer Entwicklung, die viele Währungen Osteuropas in den vergangenen Wochen vollzogen haben: Während der Markt für die Zinsen in den Währungsräumen von Euro und US-Dollar ein “Higher-for-longer-Szenario” eingepreist werten Währungen aus der Peripherie ab. Langfristig könnte das Pendel allerdings wieder in Richtung eines stärkeren Forint ausschlagen. Gründe dafür sind das inzwischen moderate Inflationsniveau in Ungarn sowie die geringere Abhängigkeit des Landes von volatilen Energie-Importen. Voraussetzung für eine starke ungarische Landeswährung bleibt aber ein gutes Verhältnis zur EU.
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Ebury unterstützt international tätige Unternehmen bei Transaktionen in mehr als 130 Währungsräumen und bietet darüber hinaus Handelsfinanzierungen und maßgeschneiderte Risikomanagement-Lösungen an. Das Londoner Fintech hat Niederlassungen an vierzig Orten weltweit und betreut am Standort Düsseldorf deutsche Kunden. Das Team stellt ab sofort jede Woche die spannendsten Währungspaare vor und gibt Insights direkt aus dem Handelsraum.
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