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     1153  0 Kommentare Kommt die Geldpolitik bei ihrer „Gartenarbeit“ zum zweiten Mal zu spät?

    Kommt die Geldpolitik bei ihrer „Gartenarbeit“ zum zweiten Mal zu spät?

    Der größte Fehler der Notenbanken war ihr Urvertrauen, dass die mit Corona kommende Inflation nur vorübergehend ist. Erst nach langer Verzögerung setzten dynamische Zinsrestriktionen ein, die laut Fed und EZB sogar noch fortzusetzen sind. Doch wie groß sind die Risiken, dass ihre Zinserhöhungszyklen zu spät enden? Besteht die Gefahr, dass große volks- und finanzwirtschaftliche Schäden erneut mit massiven Zinslockerungen geheilt werden müssen?

    Inflation ist wie Unkraut und muss frühzeitig beseitigt werden

    Wer einen Garten hat, weiß, dass Unkraut früh gejätet werden muss, da ansonsten seine Beseitigung immer aufwendiger wird. So ist es auch mit Inflation. Reagiert man zu spät, kommt es zu Wildwuchs. Tatsächlich war die EZB lange kein Gartenfreud, da sie hoffte, das Unkraut würde von allein zurückgehen. Und nach Jahrzehnten nur mäßiger Preissteigerungen hatte man Unkrautbefall gar nicht mehr auf dem Radarschirm. Dieses Laissez-faire von Christine Lagarde - offenbar eine Anhängerin von Streuobstwiesen, nicht von Wembley-Rasen - hat die EZB viel Reputation gekostet.

    Hartnäckig ist vor allem die Kerninflation, die so etwas wie die Brennnessel der Preisentwicklung ist. Hierfür sind Zweitrundeneffekte verantwortlich. Denn höhere Löhne geben Unternehmen ebenso weiter wie der Staat. Erschwerend leiden wir nicht unter Arbeitslosigkeit, sondern Arbeiterlosigkeit.

    Hinzu kommt die uns staatlich immer mehr antrainierte Vollkaskomentalität. Politiker fürchten, dass Wohlstands- in Wählerverluste münden. Und so ist die Subventionitis ausgebrochen. Leider zielt diese schuldenfinanzierte Staatswirtschaft primär auf den schnellen Konsum ab. Da das Angebot aber nicht entsprechend verfügbar ist, wirkt die Nachfrage auf Inflation wie Kunstdünger auf Löwenzahn.  

    Auch die grüne Transformation der Industriegesellschaft treibt Inflation. Dekarbonisierung, E-Mobilität, Wärmewende und Digitalisierung verlangen deutlich mehr Energie, die aber nicht ausreichend vorhanden ist, auch weil sie im Inland künstlich verknappt wird. Also muss sie teuer eingekauft werden.   

    Angesichts all dieser brutalen Geldwertverluste hat die EZB die Reißleine gezogen und von Juli 2022 bis heute die Leitzinsen dramatisch, acht Mal von null auf bislang vier Prozent erhöht. Die Fed hat bislang 10 Mal erhöht. Und die harte Rhetorik der Notenbanken lässt zunächst vermuten, dass man dem Unkraut weiter zu Leibe rückt. Der Chef der US-Notenbank will von einem Ende der Zinserhöhungen nichts wissen. Und mit Hacke, Unkrautstecher und Fugenkratzer scheint die EZB erst richtig loszulegen. Der Inflationsprozess sei persistent, anhaltend, nicht transitorisch, vorübergehend. Insofern sei es für die EZB in der nächsten Zeit kaum möglich, zu verkünden, dass der Zinsgipfel erreicht sei.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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