Die nächste Warnung
JP Morgan warnt: "Die Korrektur ist noch nicht vorbei!"
Marko Kolanovic, Quant-Stratege der größten US-Bank JP Morgan, warnt vor einem Anhalten der Korrektur am Aktienmarkt: "Der Selloff hat noch Luft".
- JP Morgan warnt vor weiteren Verlusten am Aktienmarkt.
- Kolanovic sieht Abwärtspotenzial durch hohe Bewertungen.
- Empfiehlt Long-Positionen in Rohstoffen und Volatilität.
Gegenüber seinem Allzeithoch bei 5.265 Punkten hat der US-Gesamtmarktindex aktuell rund vier Prozent eingebüßt. Nach heftigen Verlusten zum Ende der vergangenen Woche waren es zeitweise sogar sechs Prozent. Nichtsdestotrotz notiert der S&P 500 seit dem Jahreswechsel noch immer 6,1 Prozent im Plus.
JP Morgan erwartet Fortsetzung der Korrektur
Dabei wird es allerdings nicht bleiben, zumindest solange es nach Marko Kolanovic, einem Spezialisten für quantitative Strategien bei JP Morgan – der größten Bank der USA –, geht. Dieser sieht den S&P 500 vor weiteren Verlusten und warnt vor einem Anhalten der jüngsten Korrekturbewegung.
Zwar sieht er in Abhängigkeit vom Verlauf der US-Quartalssaison, allein in dieser Woche präsentieren über 500 Unternehmen mit einem Anteil von 40 Prozent an der Marktkapitalisierung des US-Marktes ihre Geschäftsberichte, die Möglichkeit einer Stabilisierung des Kursgeschehens.
Long Rohstoffe, long Volatilität?!
Er warnt aber, dass der Markt über die derzeit laufende Berichtssaison hinaus über weiteres Abwärtspotenzial verfüge. In seiner am Dienstag veröffentlichten Studie gibt er als Gründe für seine Annahme die anhaltend hohen Bewertungen am US-Markt sowie die Sorglosigkeit der Anleger in dieser Hinsicht an. Auch die Inflationsentwicklung sowie die Rücknahme der Zinserwartungen bereiten ihm Sorgen.
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"Die zwei Probleme der Hartnäckigkeit der Inflation sowie geopolitischer Spannungen werden wahrscheinlich nicht so bald verschwinden, was Anleger zunehmend unter Druck setzt, Risiken abzubauen", sagte Kolanovic weiter.
Anlegern rät er dazu, diesen Risiken mit Long-Positionen in Rohstoffen, die nicht Gold sind, zu begegnen. Auch den Kauf von Produkten, die von einer steigenden Volatilität am Gesamtmarkt profitieren, empfiehlt Kolanovic. Das können zum einen Derivate auf das Angstbarometer VIX oder auch (weit) aus dem Geld notierende Put-Optionen auf den US-Gesamtmarktindex S&P 500 sein.
Goldman Sachs und Citigroup unterschiedlicher Meinung
Mit seiner kritischen Haltung ist Marko Kolanovic nicht allein. Vor einer Fortsetzung der Gesamtmarktkorrektur warnen auch Analysten von Goldman Sachs. Die Goldmänner verweisen in ihrer Studie vor allem auf den Rückgang der dem Markt zur Verfügung stehenden Liquidität. Diese sei seit dem Start in den April um 66 Prozent zurückgegangen. Das könnte vor allem Trendfolgestrategien zum Verkauf von Aktienpositionen bewegen.
Bei der Citigroup hingegen raten Experten zum Einstieg: "Wir sehen den aktuellen Pullback als Einstiegsgelegenheit", lassen sich die führenden Analysten der am Dienstag veröffentlichten Studie zitieren. Das bullishe Sentiment sei zugunsten einer neutraleren Stimmung gewichen, was das Risiko von Übertreibungen minimiere. Gleichzeitig würde die Berichtssaison dazu führen, dass Anleger wieder verstärkt auf die sehr solide Ertragslage der Unternehmen achten würden.
Fazit: Am Ende könnte die Wall of Worry für weitere Kursgewinne sorgen
Die Gesamtmarktkorrektur der vergangenen Tage sorgt nach monatelangen Kursgewinnen ohne nennenswerte Rücksetzer für große Unsicherheit am Markt. Der jüngste Anstieg des Volatilitätsbarometers VIX verdeutlicht diese Anspannung.
Bei führenden Wall-Street-Experten führt das zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen. Während JP Morgan und Goldman Sachs vor einer Fortsetzung der Korrektur spätestens nach dem Ende der US-Quartalssaison warnen, rät die Citigroup zum Einstieg – die Argumente der Analysten sind gleichermaßen berechtigt.
Am Markt könnte das genau zum Gegenteil führen, vor dem gewarnt wird: Eine Korrektur, vor der jeder gewarnt ist, kommt nicht – stattdessen klettern die Kurse entlang der sogenannten Wall of Worry, der Mauer der Angst, weiter nach oben.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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