Vorsicht
Aktien, Anleihen, Gold, Bitcoin – Alles in einer Blase?
Verschiedene erfolgreiche Investoren erkennen bei fast allen Anlageklassen eine Blasenbildung. Liegen sie richtig oder sind ihre Aussagen übertrieben? Dazu eine differenzierte Analyse.
Glaubt man den Aussagen verschiedener bedeutender Investoren, befinden sich derzeit beinahe alle Vermögensklassen in einer Übertreibungsphase. Dies könnte bedeuten, dass in absehbarer Zeit eine Korrektur oder ein Crash folgen.
Zu dieser Einschätzung kommt beispielsweise der Milliardär und über viele Jahrzehnte sehr erfolgreiche Investor Seth Klarman. Er hat seit Gründung seiner Investmentfirma The Baupost Group im Jahr 1982 bis heute eine Durchschnittsrendite von etwa 20 Prozent erzielt.
„Es gab eine Blase, die eigentlich eine Kreditblase war, die sich zu einer Blase für alles entwickelte“, so Seth Klarman 2023 in einem Interview.
Ihm schließen sich zahlreiche weitere Analysten und Investoren wie Harry Dent, Jeremy Grantham und Jim Grant an.
Stehen wir also kurz vor einem Crash verschiedener Vermögensklassen oder sind die Aussagen übertrieben?
Um diese Frage beantworten zu können, sollten wir uns selbst ein Bild von den einzelnen Märkten machen. Dazu müssen wir sie zunächst bewerten und anschließend miteinander vergleichen. Die Konzentration liegt dabei auf Europa und den USA.
Aktien-Indizes
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Schauen wir uns zunächst den deutschen Leitindex DAX an. Er notiert aktuell zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14,18 (22.04.2024). Dies entspricht aus Investorensicht und auch im Vergleich zur historischen Durchschnittsbewertung keiner Blase. Im Gegenteil: Der DAX ist sogar leicht unterbewertet.
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Nun kommen wir zum S&P 500 Index. Er ist mit einem KGV von 27,08 deutlich teurer als der deutsche Markt (22.04.2024). Ein Grund dafür könnte sein, dass Investoren Europa und Deutschland aufgrund der Folgen geopolitischer Konflikte derzeit nicht mehr viel zutrauen. Die USA haben hingegen bisher kaum darunter gelitten. Dennoch ist der amerikanische Markt derzeit überbewertet. Hier treffen die Investoren-Einschätzungen einer Blasenbildung somit zu.
Anleihen
Anleihen haben aufgrund der steigenden Leitzinsen bereits eine sehr deutliche Korrektur vollzogen. Ein Großteil der zuvor existierenden Blase ist somit bereits abgebaut. Und dennoch sind die verschiedenen Märkte sehr unterschiedlich bewertet.
Beispielsweise notiert die zehnjährige BRD-Anleihe aktuell bei einer Rendite von 2,495 Prozent. Dies entspricht einem KGV von 40,08 (22.04.2024). Deutsche Staatsanleihen sind deshalb trotz der Korrektur immer noch teuer.
Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen beträgt hingegen 4,639 Prozent. Bei einem KGV von 21,56 sind sie somit im Vergleich zu den BRD-Staatsanleihen deutlich attraktiver (22.04.2024). Dennoch lässt sich auch hier im historischen Vergleich feststellen, dass die Rendite immer noch unter den langjährigen historischen Durchschnitten liegt. Somit sind sie immer noch leicht überbewertet.
Gold und Bitcoin
Gold und Bitcoin vereint, dass sie beide keine Erträge erwirtschaften und deshalb auch keinen inneren Wert besitzen. Somit hängt ihre Entwicklung direkt von der Anleger-Nachfrage ab.
Gold in US-Dollar besitzt jedoch eine langjährige Performancehistorie. Es ist seit 1915 annualisiert um 4,52 Prozent gestiegen. In den vergangenen zehn Jahren betrug seine jährliche Rendite hingegen 6,16 Prozent. So gesehen ist Gold ebenfalls bereits überbewertet, weshalb es in den kommenden Jahren durchaus korrigieren könnte.
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Für Bitcoin lässt sich aufgrund der geringen Historie keine Einschätzung vornehmen. Die Kursentwicklung der Kryptowährung ist noch stärker vom Anlegerinteresse abhängig, denn sie existiert nur digital und besitzt so gesehen keinen messbaren Wert.
Fazit
Außer dem deutschen Aktienmarkt sind alle beschrieben Märkte noch nicht zu ihren langfristigen Durchschnittsbewertungen zurückgekehrt. Am deutlichsten sind der US-Aktienmarkt und deutsche Staatsanleihen überbewertet.
Anders als in Europa könnte es somit in den USA immer noch zu einer Rezession und stärkeren Aktienmarktkorrektur kommen. Investoren wie Warren Buffett werden dann wahrscheinlich wieder von US-Staatsanleihen zu US-Aktien rotieren.
Autor: Christof Welzel, wallstreetONLINE Redaktion, Ressort Anlageprodukte
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