Chartanalyse
Starke Performance: Kann Hensoldt Rheinmetall überholen? Der Chart sagt Ja!
Die Papiere der Rüstungskonzerne Rheinmetall und Hensoldt sind in ihren Indizes die aktuellen Spitzenreiter. Aktuell hat Rheinmetall gegenüber Hensoldt einen Performancevorteil – die Lücke könnte sich aber schließen.
- Rheinmetall und Hensoldt führen die Indizes an
- Rheinmetall hat Performancevorteil gegenüber Hensoldt
- Hensoldt könnte Rheinmetall überholen, Chart zeigt Potenzial
Mit einem Kursgewinn von 77 Prozent ist Rüstungstitel Rheinmetall aktuell einsamer Spitzenreiter im deutschen Leitindex DAX. Dem Zweitplatzierten Daimler Truck ist mit einem Aufschlag von 38 Prozent "nur" die Hälfte gelungen.
Im Windschatten von Rheinmetall hat sich auch Hensoldt deutlich steigern können. Mit einem Zuwachs von 67 Prozent muss sich der MDAX-Wert nur Morphosys geschlagen geben, das aufgrund eines Übernahmeangebotes durch den Schweizer Pharmakonzern Novartis aber außer Konkurrenz ist.
Kann Hensoldt Rheinmetall überholen?
Die Rallye-Bewegungen sind angesichts der starken Kursgewinne nicht nur seit dem Jahreswechsel, sondern auch gegenüber den Vorjahren bereits fortgeschritten. Vor allem Rheinmetall ist inzwischen stark überkauft, die technische Indikation notiert im Extrem-Bereich.
Hat Hensoldt daher das Zeug, den deutschen Branchenprimus (aus eigener Kraft) zu überholen? Der Blick in den Chart sowie die technische Indikation sagt Ja:
Wechselhafter Kursverlauf im vergangenen Jahr
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Der Verlauf des vergangenen Jahres war für Hensoldt deutlich weniger geradlinig als für Rheinmetall. Nach einem starken Jahresauftakt ging es seit dem im April markierten Allzeithoch bei etwa 37,50 Euro bergab.
Der Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal sowie ein erstes prozyklisches Kaufsignal mit dem Sprung über die 50-Tage-Linie gelang erst zu Beginn dieses Jahres.
Kursverhalten wie aus dem Lehrbuch
Seither allerdings geht es für die Aktie steil bergauf. Gegenüber dem 52-Wochen-Tief schlagen inzwischen Kursgewinne von 75 Prozent zu Buche. Der jüngste Aufwärtstrend zeichnet sich durch eine hohe Nachhaltigkeit aus, denn er verhielt sich häufig regelkonform.
Beispiele sind etwa der im ersten Versuch gescheiterte Break an der 200-Tage-Linie sowie das zähe Ringen um den Ausbruch über 35 Euro, das jedoch den Support bei 32,50 Euro als solchen bestätigen konnte. Ein nachhaltiges Kaufsignal hat die Aktie außerdem mit dem Golden Cross, also dem Kreuzen der Durchschnittslinien, generiert.
Neues Allzeithoch ...
Diese äußerst konstruktive Ausgangslage konnte Hensoldt nun, auch befeuert durch die Meldung einer strategischen Übernahme in der vergangenen Woche, für einen Ausbruch über das alte und somit auf neue Allzeithochs nutzen. Solche gelten in der technischen Analyse als Kaufsignale, um das die Aktie damit eines reicher ist.
Eine überzeugende Vorstellung liefern bislang auch die technischen Indikator RSI und MACD. Der Relative-Stärke-Index befindet sich schon seit geraumer Zeit in einem Aufwärtstrend und lieferte im vergangenen Herbst die für den Bruch des Abwärtstrends nötigen bullishen Divergenzen. Der MACD notiert derweil weit im Plusbereich und zeigt damit eine hohe Trendstärke des aktuellen Aufwärtstrends an.
... und noch jede Menge Platz!
Mit dem erneuten Sprung über die Signallinie könnte sich dieser in den kommenden Tagen sogar noch verstärken – auch weil Allzeithochs häufig von umfangreichen Ausbruchsrallyes gefolgt werden, wie am Montag mit zweistelligen Kursgewinnen beobachtet werden konnte.
Wert | Performance (2024) | Abstand 200-Tage-Linie | Tages-RSI | Wochen-RSI | KGVe 2024 |
Hensoldt | +67,4 % | 28,6 % | 77,1 | 73,4 | 24,5 |
Rheinmetall | +76,7 % | 41,6 % | 81,4 | 88,3 | 24,0 |
Trotz des kräftigen Impulses zum Wochenauftakt ist das Papier von Hensoldt deutlich weniger stark überkauft, als das von Rheinmetall. Trotz inzwischen vergleichbarer Performance ist Hensoldt der
200-Tage-Linie deutlich weniger stark vorausgeeilt.
Der Abstand gilt häufig als Maß für den Umfang, den eine ausgedehnte Korrektur annehmen könnte. Gerade in schwachen Marktphasen können solche oft erst am Durchschnitt der vergangenen 200 Tage aufgefangen werden.
Auch im Relative-Stärke-Index zeigt sich ein deutlicher Unterschied. Während Rheinmetall vor allem mit einem Wochen-RSI von 88 weit im überkauften Bereich handelt, ist das RSI-Niveau von Hensoldt noch überschaubar ausgeprägt.
Da beide zu einer für dieses Jahr vergleichbaren fundamentalen Bewertung handeln, dürfte die Aktie von Hensoldt mit Blick auf die kommenden Wochen noch deutlich mehr Reserven im Tank haben, als Rheinmetall, dessen Chart inzwischen eine gefährliche Fahnenstange ausgebildet hat.
Fazit: Long Hensoldt, Short Rheinmetall?
Chart und Direktvergleich der technischen Indikation zeigen daher, dass Hensoldt noch deutlich mehr Luft nach oben hat als Rheinmetall und dieses aus eigener Kraft überholen könnte. Grundsätzlich bieten sich inzwischen zwar in beiden Papieren Gewinnmitnahmen an, besonders mutige Anleger könnten die Situation aber für einen Pair-Trade nutzen:
Hierbei wird eine Long-Position auf den technisch aktuell aussichtsreicheren Wert Hensoldt eröffnet, während gleichzeitig eine Short-Position in Rheinmetall gestartet wird. Wer als Anleger bereits in beide Aktien investiert ist, würde hingegen schlicht eher an Hensoldt als an Rheinmetall festhalten und dieses in den kommenden Tagen abverkaufen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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