_Hajo schrieb 18.12.23, 11:57
Sehe eben, dass der Artikel nur beim Aufruf über Google lesbar ist, nicht über den Link hier im Forum. Darum:v
Der neue Zugfunk FRMCS kommt, das ist seit dem Erscheinen der TSI ZZS sicher. Doch wie bereiten sich mittelständische Unternehmen darauf vor? Das Unternehmen Funkwerk aus Kölleda informierte auf Roadshow-Terminen. Die Veranstaltung in Fulda besuchte Rail Impacts.
Der Marktführer für Zugfunksysteme Funkwerk aus Kölleda in Thüringen hat zur Informationsveranstaltung eingeladen – und eine bunte Mischung von Unternehmen aus dem Bahnsektor ist gekommen. Beim Roadshow-Termin in Fulda sind unter anderem die Verkehrsbetriebe Karlsruhe vertreten, ebenso wie das Eisenbahnverkehrsunternehmen Nordic Rail Service aus Lübeck oder die Eisenbahnverkehr Wetterau GmbH. „Mich interessiert heute besonders, wie groß und wie dringend die Umrüstung auf FRMCS ist. Und natürlich die Kosten“, sagt Andreas Ohletz, Flottenmanager Lokomotiven bei B&V Leipzig.
FRMCS beschäftigt derzeit wieder verstärkt den Bahnsektor – der Grund dafür ist die neue Technische Spezifikation für die Interoperabilität der Teilsysteme Zugsteuerung, Zugischerung und Signalgebung (TSI ZZS). Das EU-Regularium trat Ende September in Kraft. Auf hunderten von Seiten bestimmt es Details zur künftigen Leit- und Sicherheitstechnik, etwa zum Zugbeeinflussungsystem ETCS. Auch FRMCS ist ein Thema, wobei die wichtigste Botschaft des Dokuments hinsichtlich dieses Themas ist: Das neue System für den digitalen Zugfunk wird kommen. Das ist nun endgültig sicher.
Eine Herausforderung, die es künftig im ganzen Bahnsektor zu stemmen gilt. Doch wie dringend ist etwa das Umrüsten von Fahrzeugen? Und was konkret wird erwartet? Sicher ist: Auch wenn der offizielle Startschuss für die Einführung von FRMCS gefallen ist – Gesetzgeber und Behörden werden noch reichlich Details nachreichen müssen.
Was den Funkwerk-Referenten Hendrik Holz, Sales Director bei dem Unternehmen, veranlasst, unter anderem eine Roadmap zur weiteren Implementierung von FRMCS an die Wand zu werfen. Um weitere Spezifikationen zu erarbeiten, sei es zunächst erforderlich, Feldtests durchzuführen, erläutert er. Dafür schiebt der Internationale Eisenbahnverband UIC das Projekt MORANE 2 an, bei dem FRMCS-Spezifikationen überprüft und verbessert werden. „Die Ergebnisse werden wiederum in eine neue TSI einfließen, die frühestens 2026 zu erwarten ist“, sagt Holz. Den Unternehmen im Sektor lässt das also Zeit, um sich auf das Thema vorzubereiten.
FRMCS wird den derzeit noch geltenden Zugfunkstandard GSM-R ablösen, der in die Jahre gekommen ist. Bis wann genau die Technik nicht mehr unterstützt werden kann, dazu gibt es unterschiedliche Angaben, die von 2030 bis 2035 reichen. Warum ein neuer Zugfunkstandard überhaupt notwendig sei, fragt ein Roadshow-Teilnehmer? „GSM-R funktioniert doch bestens.“ Es gehe dabei unter anderem um Leistungsfähigkeit sowie Cybersicherheit, sagt Holz. Zudem sei es so, dass es gerade jüngeren Fachkräften irgendwann nicht mehr zu vermitteln sei, „dass sie Funktechnik basierend auf 2G-Standards weiterentwickeln und pflegen sollen“. Dass es im Mobilfunk Sprünge in der Übertragungstechnik gebe, sei inzwischen ja keine Neuheit mehr.
Und in der Tat übertrifft die Leistungsfähigkeit von FRMCS die von GSM-R deutlich. Erlaubt GSM-R auf 2G-Basis die Übertragung von zehn Kilobits pro Sekunde, sind es bei FRMCS auf 5G-Basis schon ein Gigabit pro Sekunde, rechnet Holz vor. Auch die Latenzzeiten seien signifikant anders. „Sie liegen bei GSM-R auf 2G-Basis bei mehr als 500 Millisekunden, bei FRMCS auf 5G-Basis dagegen bei weniger als 30 Millisekunden.“
Funkwerk ist in Deutschland und europaweit – mit Abstrichen in Großbritannien – der größte Anbieter von GSM-R-Funktechnik für Fahrzeuge. „Wichtig ist mir, Ihnen
die Botschaft mit auf den Weg zu geben, dass wir auch am Thema FRMCS dran sind und bleiben werden“, sagt Holz. Schon heute bietet Funkwerk erste FRMCS-Bausteine wie Antennen an.
Was für einige Teilnehmer auch zur Quintessenz des Roadshow-Termins gehört: Dass es frühzeitig zu planen gilt, wie die Antennen auf den Fahrzeugen platziert werden können. Im Gepäck hat Holz eine Antennenbox, die rund 50 mal 50 Zentimeter groß ist – allerdings enthält sie neben der FRMCS-Antenne zusätzlich noch zwei GSM-R-Antennen. Für Andreas Lang, Verkehrsbetriebe Karlsruhe, ist dennoch klar: „Die Installation der Antenne scheint mir die größte Herausforderung bei FRMCS zu werden.“ Schon heute gebe es kaum noch Platz auf den Dächern von Fahrzeugen, weil immer mehr Technik wie Klimaanlagen, Umrichter oder Kompressoren dorthin ausgelagert würden.
Beruhigend scheinen dagegen die Ausführungen von Holz hinsichtlich der Höhe der notwendigen Investitionen im Publikum anzukommen. „Anders als bei ETCS scheinen mir da doch vertretbare Summen auf uns zuzukommen“, sagt ein Roadshow-Besucher.
Ganz konkrete Summen möchte Holz zwar noch nicht nennen. „Dafür gibt es einfach noch zu viele offene Fragen hinsichtlich der Details zu FRMCS“, erläutert er. Allerdings sei absehbar, dass die Kosten für die Nachrüstung von Fahrzeugen mit der neuen Zugfunktechnik deutlich unterhalb derer liegen werden, die für ein neues Zugfunkgerät anfallen. (gk)
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