DerKosmokrat schrieb 27.07.23, 17:33
Ich hab es dieses Jahr nach Berlin zur AAP HV geschafft und wollte noch ein paar Zeilen aus meiner Mitschrift hier reinstellen.
Insgesamt war die Vorstandspräsentation recht gut und schon fast etwas demütig. Sie haben die Managementagenda 2022 präsentiert, und bei den meisten Zielen stand "nicht erreicht", oder bestenfalls "teilweise erreicht". Sie haben auch zugegeben, dass durch die verfehlte Zielerreichung die Boni der Mitarbeiter und des Vorstandes gestrichen oder reduziert wurden, und somit andere Kostensteigerungen abgefedert werden konnten. Ich hatte mich eigentlich darauf vorbereitet, dem Vorstand ordentlich die Meinung zu sagen, wenn es eine selbstherrliche Darstellung des letzten Geschäftsjahres gegeben hätte. So habe ich auf einen wuterfüllten Redebeitrag verzichtet.
1. Nachfolge Marek Hahn
Marek Hahn hat eine sehr nette Abschiedsrede gehalten, es wurde klar, dass er aus rein persönlichen (familiären) Gründen den Vorstandsvertrag nicht verlängert hat. Er hat die volle Unterstützung des Vorstandes und wird auch bis Jahresende noch seine Aufgabe wahrnehmen. Die Suche nach einer/einem Nachfolger/in läuft, der wird allerdings nicht Vorstand, sondern "nur" Director Finance. Der Vorstand wird also ab 2024 nur noch aus zwei Personen bestehen. Laut Frau Dr. Krebs könnte ein Nachfolger schon in den nächsten Tagen oder Wochen bekannt gegeben werden, aber "die Tinte ist noch nicht trocken". Sieht so aus, als würde hier eine geregelte Übergabe stattfinden können.
2. Silberbeschichtungstechnologie
Endlich macht man Fortschritte bei der Zulassung dieser vielversprechenden Technologie. Stand 25.7. waren 24 Patienten für die Studie rekrutiert, bis Jahresende sollen es 150 bis 200 werden. Da die teilnehmenden Kliniken einen recht langen Vorlauf haben (Umstellung IT Systeme, Schulungen, etc.), sollte sich die Rekrutierung nach der Sommerpause deutlich beschleunigen. Die 150-200 Patienten bis Jahresende werden derzeit als durchaus realistisch eingestuft. Nach der Behandlung folgt eine 12-monatige Beobachtungsphase, so dass der Abschluss der Studie frühestens Ende 2025 erwartet wird. Das ist erstmal noch recht weit weg. Aber: Das Potential ist riesieg.
Derzeit gibt es keinen Mitbewerber, der etwas Vergleichbares in der Zulassung hat. Ein Mitarbeiter von AAP, den ich getroffen habe, hat bestätigt, dass in allen Verkaufsgesprächen die Silberbeschichtung nachgefragt wird. Wann, wann, wann???
Herr Di Girolamo hat auf Nachfrage etwas mehr Details genannt. So sollen die Mehrkosten in der Herstellung gegenüber den gewöhnlichen Implantaten relativ gering sein (einstelliger Prozentbereich). AAP möchte die Silber-Implantate auch nur etwas teurer als die herkömmlichen verkaufen, so dass sich diese hoffentlich zum neuen "Goldstandard" entwickeln werden. Bei den OPs, wo solche Implantate eingesetzt werden, ist das Risiko einer Infektion 5 - 10 %, also relativ hoch. Wenn man mit relativ geringen Mehrkosten dieses Risiko auf beinahe NULL reduzieren kann, ist das auch wirtschaftlich ein "No Brainer", da solche Infektionen sehr schwer zu behandeln sind, und somit sehr teuer sind.
Weiterhin ist geplant, die Technologie an Dritte zu lizensieren. Somit könnten andere Anbieter mit Silber beschichtete Prothesen, andere Implantate, die AAP gar nicht anbietet, oder sogar Herzschrittmacher herstellen. AAP würde dann erheblich an den Lizenzgebühren verdienen.
Herr Di Girolamo schätzt das Umsatzpotential der Silberbeschichtungstechnologie auf etwa 50 Millionen Euro pro Jahr in ca. 5 Jahren. Das entspräche in etwa dem 5-fachen des heutigen Umsatzes bei ähnlicher Kostenstruktur. Das dürfte also hochprofitabel sein!
Es wurde auch eine bewegende Dokumentation gezeigt, in der einem ukrainischen Soldaten mit einer stark entzündeten Unterschenkelverletzung ein mit Silber beschichtetes Implantat von AAP eingesetzt wurde. Das war ein sogenannter "Heilversuch", in dem ein Chefarzt die Verantwortung übernimmt, in einem mit herkömmlichen Mitteln fast aussichtslosen Fall ein noch nicht zugelassenes Mittel zu verwenden. Der Heilungsprozess verlief gut, die Entzündung hat sich komplett zurückgebildet, die Wunde ist gut verheilt. Die Alternative zu diesem Heilversuch wäre die Amputation des Unterschenkels gewesen.
3. Finanzierung der Gesellschaft
Stand 25.7. hat die Gesellschaft noch etwa 1,3 Millionen Euro Barmittel. Diese werden aber nicht reichen, um die Silberbeschichtungsstudie erfolgreich abzuschließen. Somit wird es eine weitere Finanzierungsrunde geben. Herr Hahn hielt sich jedoch bedeckt, wie diese Finanzierung genau aussehen wird, aber er bestätigte, dass eine Wandelschuldverschreibung oder eine Kapitalerhöhung gegen Bareinlage valide Optionen sind. Da das genehmigte Kapital jedoch maximal die Ausgabe von 1.119.481 neuen Aktien zulässt, wäre so eine Option aber nicht besonders nachhaltig. Daher sind auch andere Optionen denkbar, z.B. ein Gesellschafter-Darlehen. Lassen wir uns überraschen. Die Aussicht auf erfolgreichen Abschluss der Silberbeschichtungsstudie dürfte jedoch etliche Kapitalgeber anlocken.
4. Update zur aktuellen Geschäftslage / Ausblick
Der Umsatz im ersten Halbjahr belief sich auf knapp 6 Millionen Euro. Im zweiten Quartal hat das Geschäft dabei deutlich angezogen. Der Vorstand geht derzeit davon aus, dass das Ziel von 12 - 14 Millionen Umsatz zum Jahresende realistisch ist. Jedenfalls so lange der bisherige Trend sich verfestigt und keine bösen Überraschungen auftreten.
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