Absatz-Einbruch
Trump-Zölle könnten Millionen Autoverkäufe kosten – jahrelange Stagnation
Die Eskalation des globalen Handelskonflikts könnte die Automobilindustrie schwerer treffen als bisher angenommen. Der Absatz droht auf Jahre zu stagnieren, die Hersteller geraten unter Druck.
- Handelskonflikt belastet Automobilindustrie stark.
- Prognose: 1,8 Mio. weniger Verkäufe in Nordamerika.
- Entlassungen drohen durch sinkende Nachfrage und Preise.
- Report: Magnificent 7 - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Laut einer neuen Prognose des auf die Branche spezialisierten Beratungsunternehmens Telemetry könnten allein in diesem Jahr bis zu 1,8 Millionen Fahrzeuge weniger in den USA und Kanada verkauft werden – eine direkte Folge der von US-Präsident Donald Trump verhängten Importzölle.
Sollten die aktuellen Handelsbarrieren bis 2035 bestehen bleiben, rechnet Telemetry mit einem kumulierten Verkaufsrückgang von 7 Millionen Fahrzeugen im Vergleich zu einem Szenario mit freiem Handel und starker Konjunktur. Statt erwarteter 24,6 Millionen Einheiten könnten es langfristig also deutlich weniger Neuwagenverkäufe sein – mit massiven Folgen für Hersteller, Zulieferer und Beschäftigte.
Die 25-Prozent-Strafzölle auf Autoimporte, die seit dem 3. April gelten, betreffen auch Fahrzeuge aus Mexiko und Kanada. Zwar erlaubt das USMCA-Handelsabkommen zwischen den drei Ländern den Abzug des US-Anteils an der Wertschöpfung, doch der Kostendruck steigt. Unternehmen wie General Motors haben bereits auf die neuen Rahmenbedingungen reagiert und etwa die Lkw-Produktion in Indiana hochgefahren. Stellantis hingegen – zu denen die US-Marken Chrysler, Dodge, RAM und Jeep gehören – musste Fertigungen in Kanada und Mexiko pausieren – mit Dominoeffekten für fünf US-Standorte.
Ford und Stellantis versuchen, über höhere Kaufanreize gegenzusteuern. Doch Analysten sehen darin keine Lösung, da die Kaufpreise durch Zölle um Tausende US-Dollar steigen, was durch die Hersteller aufgrund der schwachen Gewinnmargen nicht ausgeglichen werden könne. Schon jetzt sei die Erschwinglichkeit eine der wichtigsten Kriterien beim Autokauf, warnt Sam Abuelsamid, Vizepräsident bei Telemetry. Ganz andere Wege geht Volkswagen.
"Wenn der Absatz sinkt, wird es Entlassungen geben", sagt Abuelsamid. "Und selbst wenn ein Teil der Produktion in die USA verlagert wird, wird das nicht ausreichen, um die durch höhere Kosten und geringere Umsätze verlorenen Arbeitsplätze auszugleichen."
Durch die US-Zollpolitik wird eine Entwicklung deutlich verschärft, die bereits seit einigen Jahren läuft. Der Durchschnittspreis für Neuwagen in Nordamerika liegt aktuell bei rund 50.000 US-Dollar. Gleichzeitig sind die Zinsen für Autokredite seit der Pandemie markant gestiegen. Die Folge: Die Nachfrage bricht ein, die Produktion wird gedrosselt – und der Arbeitsplatzabbau ist vorprogrammiert.
Und von dieser Entwicklung werden sich auch Europa und vor allem Deutschland mit den großen Autokonzernen Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW kaum loskoppeln können.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion

Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte