Rheinmetall – Rücksetzer droht
An der Börse kaufen Anleger Rüstungsaktien als stünde der nächste Krieg schon vor der Tür. Hoffentlich
wissen Anleger was sie tun.
Es gibt Kursexzesse am Aktienmarkt, die sorgen selbst in Chatgruppen erfahrenster Börsianer für Fassungslosigkeit. Am Montag Nachmittag war so ein Zeitpunkt. Die Aktie von Steyr aus Österreich schoss auf 320 Euro nach oben. Dazu muss man wissen, dass Steyr zum einen ein Sanierungsfall gewesen ist vor nicht allzu langer Zeit und zum zweiten noch vor drei Wochen zu 18 Euro zu haben war. Wenn sich ein Kurs verzwanzigfacht binnen 15 Börsenhandelstagen muss schon einiges passiert sein. Im konkreten Fall hat Friedrich Merz mitgeholfen. Denn Steyr stellt Dieselmotoren her, die als Antrieb für Militärfahrzeuge und Kampfpanzer dienen können.
Bewertungen in Schwindelhöhe
„Zwar hat Steyr auch einen lukrativen Auftrag aus Brasilien an Land gezogen, doch liegt die Bewertung jenseits von gut und böse“, findet Stefan Riße von Acatis. Auf dem Rekordkurs wurde Steyr zum 14 fachen des Jahresumsatzes bewertet. Normal ist für einen Maschinenbauer ein Kurs-Umsatz-Verhältnis, wie es im börsendeutsch heißt, von maximal zwei wie ihn gegenwärtig der Gabelstaplerkonzern Jungheinrich aufweist. Im Falle von Steyr bedeutet die auch, dass der Konzern an der Börse mit einer Milliarde bewertet ist während für 2025 grade mal 60 Millionen Umsatz erwartet werden.
Militär planiert alles
Doch die Österreicher sind bei Weitem nicht allein. „Renk plus 75 Prozent, Hensoldt plus 82 Prozent und Rheinmetall plus 66 Prozent – das sind nur die Performancedaten der deutschen Rüstungshersteller seit Mitte Februar“, rechnen die Experten vom Lynx-Broker vor. Die Aktie von Rheinmetall ist am Börsenplatz Gettex seit nunmehr acht Wochen jeden Tag unter den TOP 3 Aktien zu finden. Nicht anders sieht es beim Smartbroker aus. Dort wurden Highflyer wie Nvidia oder D-Wave-Quantum mal eben von der gesammelten deutschen Rüstungsriege als meist gesuchte Aktien verdrängt. Rheinmetall hat beim Börsenwert 60 Milliarden erreicht nach drei Milliarden vor wenigen Jahren. Damit ist man übrigens nun wertvoller als Volkswagen. Scherzhaft könnte man hinzufügen, dass die Rheinmetall-Produkte im Friedensfall immerhin gut haltbar sind und wenig rosten.
Rheinmetall wohin man schaut und hört
Dass Rüstung momentan ein Hype ist an der Börse von dem man zugegeben nicht weiß wann er endet, kann man auch an typischen Mustern erkennen. So haben mehrere Fondsgesellschaften Fonds umgestaltet, so dass man Rheinmetall und Co. in die Fonds aufnehmen kann oder gleich explizit Anlagekörbe geschaffen mit denen Anleger beim Thema Rüstung dabei sein können. Kurios dabei – noch vor wenigen Jahren verkauften die gleichen Fondsgesellschaften ESG-Produkte und Fonds mit gutem Gewissen und CO2-Fußabdruck. Ein Leopard-Panzer von Rheinmetall verbraucht im Leerlauf rund 12 Liter die Stunde und im Übungseinsatz gute 500 Liter auf 100 Kilometer. Vom CO2-Ausstoss für die Produktion wollen wir lieber nicht anfangen. Kurzum – Friedrich Merz hat die Zeitenwende ausgerufen und für Infrastruktur und Militär wird aller Voraussicht nach ein Budget auf nominalem Level der Wiedervereinigung locker gemacht. An der Börse schießt man schon jetzt und zwar die Kurse nach oben.