BVB - Sind Fußballaktien besser als ihr Ruf?
Der Deal ist perfekt! Ousmane Dembelé wechselt für eine Fixsumme von 105 Millionen Euro und zusätzlichen variablen Zahlungen von bis zu 40 Millionen Euro zum FC Barcelona. Die Aktionäre frohlocken. Die BVB-Aktie steigt auf ein 16-Jahres-Hoch. Lesen Sie, warum der Deal für die mittelfristige Kursentwicklung trotzdem eher unbedeutend ist und warum Fußballaktien grundsätzlich eine schlechte Geldanlage sind.
Fast unter ging im Zuge des Wechseltheaters die Veröffentlichung des Geschäftsberichts für die abgelaufene Saison. Schade, denn dieser verrät wesentlich mehr über Vor- und Nachteile von Fußballaktien als Ablösesummen. Man muss ihn aber richtig lesen:
Gewinne schwanken bei Fußballvereinen von Saison zu Saison - und zwar heftig! Daher macht es keinen Sinn fundamentale Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) isoliert für ein Jahr zu betrachten.
So hängt der extreme Rückgang beim operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) und auch beim Nettogewinn mit den stark gestiegenen Abschreibungen zusammen. Ursache: Das Stadion wurde im Rahmen der Zusammenführung einzelner Firmenteile nicht mit dem alten Buchwert übernommen. Der BVB kann so legal EBIT und Nettogewinn drücken. Die vorhandenen Verlustvorträge halten deshalb länger und die Steuerquote bleibt bei niedrigen 13 bis 14 Prozent. Für die Ausschüttung einer Dividende hat man so ebenfalls mehr Spielraum.
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Auch der Umsatz wird durch Einmaleffekte wie Transfererlöse verzerrt. Hier fiel die Steigerung um 8 % auf 406 Millionen Euro dieses Jahr eher moderat aus. Er kam ausschließlich durch die sprunghaft gestiegenen TV-Vermarktungseinnahmen zustande (+ 52 % auf 126 Millionen Euro). Der nur minimale Zuwachs bei den Werbeeinnahmen ist durch den langfristigen Vertrag mit Hauptsponsor Evonik bedingt (läuft bis 2025; jährliche Einnahmen ca. 18 Millionen Euro).
Aussagekräftiger sind längere Zeitperioden: Der durchschnittliche Umsatzzuwachs in den vergangenen acht Jahren lag bei starken 19 Prozent. Zumindest hier ist die Bezeichnung Wachstumswert zutreffend.
Signifikant und leider nachhaltig ist dagegen der Anstieg der Personalkosten: Um satte 37,7 Millionen Euro ging es hier nach oben. Unter anderem deshalb verringerte sich auch das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 18 % auf 61 Millionen Euro. Nur zu einem kleinen Teil trugen dazu die um knapp drei Millionen Euro niedrigeren Erlöse aus dem Spielbetrieb (Champions League, DFB-Pokal) bei.