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    IWF-Analyse  637  0 Kommentare Erholung in Euro-Land? Nur mit mehr Synergie und weniger Kleinstaaterei!

    Laut IWF erholt sich der Euro-Raum langsam von den geopolitischen Krisen. "Aber es kann noch eine Menge schiefgehen", warnt der IWF. Gastautor Bryan Perry hat sich den Report genauer angesehen.

    Für Sie zusammengefasst
    • Euro-Raum erholt sich langsam von Krisen, aber IWF warnt vor möglichen Rückschlägen.
    • Wachstumsprognose für Euroraum gesenkt, Deutschland und Frankreich schwach.
    • IWF rät Europa zu Integration, Haushaltskonsolidierung und strukturellen Reformen.

    Europa hat angesichts der vielen Krisen einen langen Weg zum Aufschwung vor sich. Das ist das Résumé zu dem die neueste Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) Ende letzter Woche kommt. Der Hauptgrund für die Herabstufung des Euroraums sei das schwache Wachstum in Deutschland, daneben auch das schwache Wachstum Frankreichs. Die nordischen Volkswirtschaften seien aber stärker als erwartet, deshalb fällt die Herabstufung des IWF nur geringfügig aus.

    Um 0,1 Prozentpunkte hat der IWF die Wachstumsprognose für den Euroraum auf 1,4 Prozent in diesem Jahr gesenkt. Kein üppiges Wachstum, aber deutlich besser als zu Zeiten von Energiekrise und Rekordinflation 2022. Nach Einschätzung des IWF werde das Wachstum im Euro-Raum anziehen, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus.

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    Der Europadirektor des Weltwährungsfonds, Alfred Kammer, stellt fest, dass Europa aber nicht, auf Konsolidierung setzen, sondern sich vielmehr besser gegen künftige Schocks wappnen sollte. "Die Hoffnung, dass wir bald wieder in normalen Zeiten leben, ist eine Illusion", sagt Kammer, die unsichere Lage im Nahen Osten sei dafür das beste Beispiel. Was der IWF Europa konkret rät, und ob er Deutschland vor einer Abwanderungswelle sieht, hat Kammer am vergangenen Freitag in einem Interview mit dem Handelsblatt erklärt.

    Inflation auf dem Rückzug – Risikofaktor Geopolitik

    Da sich der Nebel bei der Inflation gelichtet habe und der Euroraum jetzt, gegenüber dem Höhepunkt der Krise 2022, auf ein Drittel des Inflationsniveaus gesunken sei, erwartet Kammer, dass in diesem und im nächsten Jahr Kaufkraft und Konsum die treibende Kraft für das Wachstum in Europa sein werden. Wenn die Zinssätze im Sommer und im nächsten Jahr sinken, erwartet der IWF, dass auch die Investitionen im Jahr 2025 wieder anziehen werden. "Eine sanfte Landung ist in Reichweite. Aber sie ist nicht garantiert, es kann eine Menge schiefgehen", sagt Kammer.

    "Vielleicht erleben wir nicht den erwarteten Anstieg des Konsums und damit der Investitionen, oder müssen weitere Schocks verkraften, denn die nächste Krise stehe immer vor der Tür, wir wissen nur nicht, aus welcher Richtung sie kommt", gibt Kammer zu bedenken. Russlands Krieg gegen die Ukraine hält an, der Nahostkonflikt sorgt zurzeit wegen der israelisch-iranischen Schläge und Gegenschläge – einem möglicherweise drohenden Flächenbrand – zusätzlich für Unsicherheit.

    Ein großes Risiko sieht der Währungsfonds daher in der Geopolitik: "Seit Ausbruch des Ukrainekriegs, der für sich ein großer geoökonomischer Schock war und der insbesondere Europa betraf, schreitet die wirtschaftliche Fragmentierung der Welt voran." Der Multilateralismus schwindet, die USA und China entfremden sich womöglich noch weiter. "Die Hoffnung, dass wir bald wieder in normalen Zeiten leben, ist eine Illusion", stellt Kammer fest.

    Geht die deutsche Wirtschaft unter? – IWF-Europachef hält das für überzogen

    Allerdings hält der IWF-Europadirektor die Sorgen vor einer massenhaften industriellen Abwanderung für "komplett überzogen". Es sei richtig, dass energieintensive Sektoren in Deutschland auf lange Sicht strukturell gegebenenfalls nicht wettbewerbsfähig sein werden, weil die Energiekosten in den USA und in Kanada bedeutend niedriger seien. "Aber der extreme Schock der Energiekrise ist erst mal aus dem System raus", sagt Kammer. "Das verarbeitende Gewerbe hat sich wirklich bemerkenswert angepasst und die Produktion auf Aktivitäten mit höherer Wertschöpfung verlagert."

    Man dürfe die deutsche Wirtschaft, vor allem den deutschen Mittelstand, nicht abschreiben, unterstreicht Kammer: "Die Agilität und der Wille, sich zu verändern, sind in der DNA des deutschen Unternehmertums verankert."

    Um sich gegen globale Schocks zu rüsten rät der IWF aber, jetzt zu handeln: "Europa sollte die Integration vorantreiben und das Potenzial seines Binnenmarkts nutzen, um die Widerstandsfähigkeit zu stärken und die Produktivität zu steigern." Die USA sind führend in der Innovation, China ist es in der Produktion. Europa sei beides, und es müsse diesen Vorteil durch eine tiefere Integration nutzen. Nationale Eigeninteressen, das Denken in Silos und Bestandsinteressen müssen allerdings dabei überwunden werden.

    "Deutschland kann binnen fünf Monaten ein LNG-Terminal bauen"

    Auf die Frage, ob Europa an seinen eigenen Ansprüchen scheitere, entgegnet der IWF-Europa-Direktor: "Im Gegenteil, ich bin der Überzeugung, dass Europa es viel besser machen könnte – wenn der politische Wille da ist." Europa habe in den großen Krisen der vergangenen Jahre, der Pandemie und dem Ukrainekrieg, doch bewiesen, dass es handeln kann, und zwar schnell. Es habe erfolgreiche politische Reaktionen und viel Solidarität gegeben. "Deutschland zum Beispiel hat gezeigt, dass es binnen fünf Monaten ein LNG-Terminal bauen kann, obwohl die Errichtung eines Windparks sonst fünf Jahre dauert", betont Kammer. Seiner Meinung nach solle es nicht erst eine Krise brauchen, um Dinge in Bewegung zu setzen.

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    Was also müssen europäische Regierungen jetzt – ohne Zeit zu verlieren – aus IWF-Sicht konkret tun? "Der europäische Binnenmarkt sollte ein Schwerpunkt sein, um die Produktivität zu steigern und die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen", sagt Kammer. Ein zweiter Schwerpunkt sei Haushaltskonsolidierung, um sicherzustellen, dass die Staatsfinanzen auf einem nachhaltigen Pfad bleiben. Der Aufbau fiskalischer Puffer müsse oberste Priorität sein, insbesondere für die hochverschuldeten Länder in Europa, um nicht nur mit dem Ausgabendruck in den Bereichen Verteidigung, Klima und Renten fertigwerden zu können, sondern auch mit unerwarteten Schocks.

    Strukturelle Reformen für einen starken europäischer Binnenmarkt dulden keinen Aufschub!

    "Wenn man das Pro-Kopf-Einkommen in Europa, mit dem in den USA vergleicht, liegt es um ein Drittel niedriger", stellt Kammer fest.  Das sei nicht immer der Fall gewesen, Europa habe im Produktivitätswettlauf den Kürzeren gezogen. Kammer greift ein konkretes praktisches Beispiel auf: "Wenn ein Arbeitnehmer von einem europäischen Land in ein anderes umzieht, sind die Kosten achtmal höher als für einen Arbeitnehmer, der zwischen den Bundesstaaten der USA umzieht. Würden solche Hindernisse um nur 10 Prozent gesenkt, wären die europäischen Einkommen um 7 Prozent höher."

    Ein großes Problem für die Produktivität sieht der Europa-Chef im Mangel an Fachkräften und Bildung, hier müsse Europa dringend ansetzen, mahnt er: "Das bedeutet, dass man die Menschen neu qualifizieren muss, etwa mit Blick auf Künstliche Intelligenz." Wenn Europa hier zu statisch ist, laufe es Gefahr, im Produktivitätswettlauf zu verlieren.

    Zum Thema Subventionen meint Kammer, dass diese sinnvoll sein können, wenn sie zeitlich begrenzt sind und Marktversagen ausgleichen, aber sie seien kein Ersatz für Reformmaßnahmen zur Steigerung der Produktivität. Wenn Subventionen eher nationalen Interessen dienten und Unternehmen in einem bestimmten Land begünstigten, sind sie seiner Meinung nach ineffizient, schaden den kleineren Ländern und letztlich dem gesamten Binnenmarkt.

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