Standortpatriotismus
Solarmodulhersteller in der Krise: Bringt "Made in Germany" die Wende?
Mit einem Balkonkraftwerk "Made in Germany" will der angeschlagene Solarmodulhersteller Meyer Burger sein Geschäft beleben.
- Meyer Burger setzt auf "Made in Germany" mit Balkonkraftwerk
- Chinesische Hersteller drücken Preise, europäische unter Druck
- Standortpatriotismus allein reicht nicht für Unternehmenswende
Chinesische Hersteller fluten den Markt
Chinesische Solarmodulhersteller fluten angesichts von Überkapazitäten aktuell den Weltmarkt und sorgen so für einen (aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher erfreulichen) Preisverfall bei Solarmodulen. Vielen Wettbewerbern setzt der ruinöse Verdrängungswettbewerb allerdings hart zu, vor allem europäische Solarmodulhersteller stehen unter Druck.
Während die US-Regierung ihre Hersteller wie First Solar mit hohen Importzöllen zu schützen versucht, hat sich die Europäische Union bislang nicht auf eine protektionistische Handelspolitik einigen können. Das bedroht die Existenz von Modulherstellern wie Meyer Burger.
"Made in Germany" soll es jetzt richten
Das Unternehmen hat seine Überlebensfähigkeit trotz eines dramatischen Preisverfalls seiner Anteile mit einer kürzlich erfolgten Kapitalerhöhung stärken müssen – und setzt jetzt offenbar auf Standortpatriotismus.
Wie das Unternehmen am Montagmorgen bekannt gegeben hat, soll künftig ein Balkonkraftwerk "Made in Germany" für neuen operativen Schwung sorgen. Während die in Sachsen und Sachsen-Anhalt hergestellten Module vollständig aus deutscher Produktion stammen sollen, kauft das Unternehmen die für den Hausanschluss nötigen Wechselrichter von Solarnative, das über ein Werk in Hessen verfügt, zu.
Verkaufsstart schon am Montag
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Der Verkaufsstart der vollständig in Deutschland hergestellten Balkonkraftwerke erfolgt ab sofort, Verbraucherinnen und Verbraucher können die Kraftwerke über den unternehmenseigenen Web-Shop ordern.
Meyer Burger wirbt neben der heimischen Herstellung auch mit Schadstofffreihheit, einer vereinfachten Installation sowie Flexibilität – grundsätzlich sollen beliebig viele Module auch nachträglich noch installiert und ergänzt werden können.
Die Verkaufspreise liegen je nach Ausstattungsvariante bei 538 Euro bis 1.019 Euro in der Vollausstattung (zwei Module inklusive Balkonhalterung), was über den durchschnittlichen Preisen für in China gefertigten Balkonkraftwerken liegt.
Am Schweizer Handelsplatz SIX nehmen Anleger den Vorstoß des Unternehmens mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Die Aktie legt am Montag zeitweise um einen Hundertstel Rappen (0,0001 Schweizer Franken) zu und kann sich damit leicht von ihrem Allzeittief bei 0,013 CHF lösen.
Fazit: Standortpatriotismus allein dürfte kaum für eine Wende genügen
Ob der Vorstoß Erfolg hat und nachhaltig für eine Wende sorgen kann, wird sich allerdings erst noch zeigen müssen – und auch davon abhängen, ob Verbraucherinnen und Verbraucher tatsächlich bereit sind, für "Made in Germany" (deutlich) mehr als für Module aus ausländischer Herstellung zu bezahlen.
Angesichts der unsicheren Geschäftsaussichten – allzu bald wird sich das Problem einer globalen Überproduktion sowie das Fehlen von schützenden Handelshemmnissen nicht lösen – und damit verbunden der fraglichen Überlebensfähigkeit des Unternehmens, ist die Aktie unverändert kein Investment wert und bestenfalls eine Hochrisikoposition, schlechtensfalls ein Totalausfall.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*Ab 500 EUR Ordervolumen über gettex. Zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen.
Die Meyer Burger Technology Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -1,65 % und einem Kurs von 0,015EUR auf Lang & Schwarz (08. April 2024, 09:31 Uhr) gehandelt.
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