checkAd

     181  0 Kommentare Kissigs Kloogschieterei: Wo bleibt der Finanz-Super-GAU?

    Nun ist es also passiert: ein Gericht in Hong Kong hat auf Antrag eines Gläubigers die Liquidation von Evergrande angeordnet, dem größten chinesischen Immobilienentwickler. Die ersten Meldungen über dessen finanzielle Schieflage hatten vor zwei Jahren noch Schockwellen rund um den Globus geschickt, denn immerhin stehen rund 300 Mrd. USD im Feuer. Die Crash-Propheten malten eine Kaskade der fallenden Dominosteine im Finanzsystem an die Wand und sagten den Kollaps des Weltfinanzsystems voraus.

    Nun ist es also passiert… und nichts passiert. Aber wie kann das sein? An den Börsen läuft 'business as usual' getreu dem Motto 'keine Panik, es gibt hier nichts zu sehen, bitte gehen Sie weiter'. Irgendwie nachvollziehbar, denn die Evergrande-Pleite wird seit zwei Jahren als hässliche Sau durchs Dorf getrieben, es ist keine Überraschung mehr, jeder hatte Zeit, sich darauf einzustellen, jeder hat sich darauf eingestellt. Eine böse Überraschung, die im schlimmsten Fall als 'Schwarzer Schwan' in den Abgrund führt, blieb damit aus und deshalb auch der Kurseinbruch.

    Zudem gibt es einige interessante Aspekte zu bedenken, die diese 'Coolness' unterfüttern. Dank stark gestiegener Zinsen schwächeln die Immobilienmärkte überall auf der Welt, so dass Banken und andere Gläubiger in ihren Bilanzen bereits seit längerem Risikovorsorge betreiben. Und dann hat sich die chinesische Regierung das Problem mit ihrem Staatsinterventionismus selbst eingebrockt. Erst ließ man die Gier Überhand gewinnen und sich hier ein Immobilien-Schneeballsystem etablieren, dann wurden über Nacht gesetzliche Beschränkungen eingeführt, die Sargnägel in das System hämmerten. Leidtragende sind Millionen von Neu-Mittelständlern in China, die ihre neuen Wohnungen vorab bezahlt haben, bevor auch nur der erste Spatenstich gesetzt wurde. Chinas Sozialismus fährt mit Vollgas gegen die Wand und die Bürger leiden! Auch deshalb setzt man auf militärische Spannungen, um vom eigenen Versagen abzulenken.
    »Ein Schnäppchen, das ein Schnäppchen bleibt, ist kein Schnäppchen.«
    (Martin Whitman)
    Derweil flieht das Kapital aus dem Land; die Investitionen aus den USA und der EU sind auf Rekordtiefs gesunken und das Dilemma zeigt sich auch an den chinesischen Börsen. Ein Trauerspiel! Aber… "chinesische Aktien sind billig" liest man immer öfter. Ja, aber aus handfesten Gründen.

    Alles Gute für euer Geld!
    Michael C. Kissig




    Michael C. Kissig
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Michael C. Kissig studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst er regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“. https://intelligent-investieren.net/
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Michael C. Kissig
    Kissigs Kloogschieterei: Wo bleibt der Finanz-Super-GAU? Nun ist es also passiert: ein Gericht in Hong Kong hat auf Antrag eines Gläubigers die Liquidation von Evergrande angeordnet, dem größten chinesischen Immobilienentwickler. Die ersten Meldungen über dessen finanzielle Schieflage hatten vor zwei …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer