Trotz zunehmender Bremsspuren lässt die Geldpolitik nicht locker
Nach dem Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, hat auch die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, am Freitag beim Notenbank-Forum in Jackson Hole noch einmal betont, dass die Währungshüter ...
- Geldpolitik bleibt straff trotz Bremsspuren
- Inflation hartnäckiger als erwartet, Risiko für größere Schwankungen
- Fokus auf Lohnwachstum, weitere Zinserhöhungen möglich
- Geringere Kreditvergabe und sinkende Geldmenge deuten auf nachlassenden Inflationsdruck hin
Trotz zunehmender Bremsspuren lässt die Geldpolitik nicht locker
von Sven Weisenhaus
Nach dem Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, hat auch die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, am Freitag beim Notenbank-Forum in Jackson Hole noch einmal betont, dass die Währungshüter noch eine Weile an einer hinreichend straffen Geldpolitik festhalten müssten.
Inflation ist hartnäckiger als ursprünglich gedacht
Die EZB-Präsidentin wies zudem in ihrer Rede darauf hin, dass Veränderungen in der Funktionsweise der Weltwirtschaft – von den Arbeitsmärkten, über einen zunehmenden Protektionismus bis hin zur Energiewende – das Risiko bergen, größere Schwankungen bei der Inflation zu erzeugen. Dies könne sich wiederum in einem anhaltenden Preisdruck niederschlagen. „Ob sich all diese verschiedenen Veränderungen als dauerhaft erweisen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar. Aber es ist schon jetzt klar, dass ihre Auswirkungen in vielen Fällen nachhaltiger sind, als wir ursprünglich erwartet haben“, sagte sie dazu.
Im Fokus der Währungshüter steht dabei inzwischen vor allem das Lohnwachstum. „Wir werden die Lohnentwicklung sehr, sehr aufmerksam verfolgen, denn einer der stärksten Bereiche der Wirtschaft, in dem die Preise steigen, sind die Dienstleistungen, und Dienstleistungen sind arbeitsintensiv“, sagte Lagarde dem Sender Bloomberg TV.
Diverse Ratsmitglieder deuten weitere Leitzinsanhebung an
EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann sieht laut einem vorgestern veröffentlichten Bloomberg-Interview sogar Argumente für eine weitere Leitzinsanhebung auf der nächsten Sitzung am 14. September. Und auch nach Ansicht des lettischen EZB-Ratsmitglieds Martins Kazaks dürfte ein Innehalten bei den Zinserhöhungen verfrüht sein. Er sagte der Nachrichtenagentur Reuters, ein früher Stopp im Kampf gegen die Inflation könnte die Zentralbank später dazu zwingen, der Wirtschaft noch mehr zuzusetzen.
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Bereits zuvor hatten weitere Ratsmitglieder eine erneute Zinsanhebung ins Spiel gebracht. Aus Sicht des slowakischen Notenbankchefs Peter Kazimir solle die EZB auch nach der 9. Zinserhöhung in Folge im Kampf gegen Inflation nicht nachlassen. „Wir sollten auf unserem Weg nach oben einen festen Schritt weitergehen“, so Kazimir. „Selbst wenn wir im September eine Pause einlegen sollten, wäre es verfrüht, dies automatisch als das Ende des Zyklus zu betrachten“, merkte er an. Und der griechische Notenbankchef Yannis Stournaras sprach davon, dass sich die EZB „kurz vor dem Zinsgipfel“ befindet, also noch nicht auf dem Zinsgipfel. Ähnlich klang Litauens Notenbankchef Gediminas Simkus mit den Worten, dass sich die EZB mit ihren Schlüsselzinsen am oder nahe am Gipfel befindet. Die Daten würden darüber entscheiden, ob ein weiterer Zinsschritt im September oder zu einem späteren Zeitpunkt nötig sei.
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