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     821  0 Kommentare 25 Jahre meine Kolumnen hier

    Tja, wer hätte das alles damals gedacht? Und wenn man den Grad der Überraschungen in die Zukunft extrapoliert, große Gott.

    Beinahe hätte ich mein Jubiläum verpennt, doch am Wochenende ist es mir unter der Dusche siedend heiß eingefallen. Ich habe dann auch sofort meinen alten Terminkalender durchgeblättert.

     

    Und da stand dann tatsächlich am 10. August 1998: „Projekt Wallstreet-Online und Going-Public: Internet-Angebot.“ Und noch am selben Tag habe ich dann wohl meine erste Internetkolumne geschrieben.

     

    25 Jahre ist das jetzt genau her. Zweieinhalb mal so lange wie ich verheiratet war und fünf Mal so lange wie ich an meiner Dissertation gearbeitet habe.

     

    Diese Woche haben meine Kolumnen und ich also silberne Hochzeit.

     

    Was für Zeiten das auch damals waren, erinnert sich noch jemand? Als es 1998 so langsam mit dem Neuen Markt losging? Und dann Egbert Prior und Bernd Förtsch die Stars waren?

     

    Was für eine merkwürdige Verbindung das auch damals gewesen ist, der heutige aus wallstreet:online hervorgegangene Smartbroker und das GoingPublic Magazin.

     

    Ich weiß nicht, wie es zu dieser Verbindung gekommen war, doch Markus Rieger von GoingPublic hatte mich darauf gebracht, für diese Seite schreiben zu können, als ich ihn Ende Juni in Wolfratshausen aufgesucht hatte, nachdem ich beim Berliner Freiverkehr gekündigt hatte.

     

    Und erstaunlich: Diese Unternehmen haben nicht nur überlebt, sondern sind sogar schon lange börsennotiert.

     

    Und ich sehe, der André Kolbinger ist auch heute noch Vorstand von Smartbroker. Gruezi ganz herzlich, Herr Kolbinger! Und ich halte auch heute noch in alter Treue meine Aktien.

     

    Nicht geschafft hat es hingegen Gatrixx, für die ich dann auch geschrieben habe, aus denen nach ihrem Zusammenbruch dann Instock hervorgegangen ist, das es noch heute zum Teil gibt und mit dem mich eine wirkliche lange Freundschaft verbindet.

     

    Und Stockworld hatte mich damals angeworben, wenn ich mich recht erinnere, auch dort bin ich ja immer noch präsent.

     

    Richtig schlimm waren nur die zwei Monate, in denen ich meine eigene Kolumne bei Spiegel Online hatte, denn bei nahezu jeder Kolumne klingelte sofort das Telefon und irgendein Redakteur meinte, das könne ich nicht so schreiben, wie ich das gemacht hätte.

     

    Das war allerdings auch eine wichtige Erkenntnis für mich, dass gerade der von mir für so unabhängig und frei empfundene Spiegel seinen eigenen Leuten keinerlei Freiheiten ließ.

     

    Es war unfassbar, was ich damals verdient habe in den Jahren 1998, 1999 und bis zur Mitte des Jahres 2000, sowohl mit den Kolumnen als auch mit den Börsenbüchern, einer Telefon-Hotline, am meisten jedoch direkt bei den Aktien.

     

    Doch dann riss eigentlich von einem Moment auf den den anderen alles ab. Im Herbst 2000 war alles vorbei. Da zahlte niemand mehr etwas für Kolumnen, da wollte niemand mehr Börsenbücher und die Kursgewinne aus der guten Zeiten zerbröselten.

     

    Zum Glück hatte ich noch gerade rechtzeitig fast alles verkauft und so nur etwa 30 Prozent von der Spitze verloren. Diese Spitze lag allerdings auch über der Wolkendecke. Und davon zehre ich noch heute.

     

    Nur Instock hat mich dann damals noch an ihren Werbeeinnahmen profitieren lassen, was für mich eines der schönsten Zeichen war, die ich jemals bekommen habe.

     

    Ansonsten habe ich jedoch seitdem nie mehr auch nur einen Cent mehr mit meinen Kolumnen verdient. Doch ich konnte und kann ja die Erträge meines Bestandes anzapfen.

     

    Wenn ich nun heute zurückblicke, springen mir zwei Dinge ins Auge, die ich damals niemals für möglich gehalten hätte.

     

    Erstens hätte ich nie gedacht, dass die Aktien jemals so hoch stehen könnten wie sie das heute tun.

     

    Und zweitens ließ mich meine Phantasie nicht einmal ansatzweise ahnen, welchen Trümmerhaufen die Regierungen unter Frau Merkel schon beginnend mit der ersten Regierungszeit im Jahr 2005 hinterlassen würden.

     

    Und wie die heutige Kasperleregierung mit dem Grinsekanzler und den grünen Ideologen dieses schon abschüssige Etwas noch derart signifikant weiter den Berg hinunterschieben konnte.

     

    Damals hatte man gedacht, der Neue Markt wäre der Gipfel des Wahnsinns und der Unvernunft. Doch da wusste man noch nichts von König Großes Windrad und von feministischer Außenpolitik.

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    25 Jahre meine Kolumnen hier Und was nicht alles seit 1998 passiert ist …

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