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     721  0 Kommentare Minus plus minus bleibt immer minus

    Minus und minus und minus, ist das alles noch irgendwie auf die Reihe zu bringen?

    Irgendwie kommen wir so langsam an dem Punkt an, an dem nahezu alle Dinge verkehrt herum funktionieren.

     

    Ich erinnere mich noch, wenn wir früher in der Kneipe waren und es ans Aufbrechen ging, dann hat einer immer gesagt: Ich muss jetzt noch unbedingt ein Bier trinken, um wieder nüchtern zu werden.

     

    Was für eine geniale Prognose das war. Denn genauso ist das doch heute beinahe überall.

     

    Der Staat saniert seinen Haushalt durch Schulden, die er Sondervermögen nennt.

     

    Die Sozial- und Rentenversicherung beziehen ihre Versicherungsbeiträge hauptsächlich vom Staat, obwohl der Staat dort doch gar nicht versichert ist.

     

    Die CDU opponiert nicht der Regierung, sondern der AfD.

     

    Die Grünen schaffen es nicht, in ihrer Parteizentrale eine Wärmepumpe einzubauen.

     

    Windräder sind die größten Umweltverschmutzer und für jedes E-Auto müssen Kinderarbeiter in den Minen Afrikas sterben.

     

    Wahrscheinlich könnte ich endlos so weitermachen an dieser Stelle.

     

    Natürlich könnte man jetzt sagen, minus mal minus ergibt im Endeffekt wieder plus, doch wir leben in keiner Multiplikationswelt, sondern in einer Additionswelt. Und hier löst sich Minus nicht auf, es wird vielmehr immer größer.

     

    Andere Dinge stehen sich unversöhnlich gegenüber. Und da weiß man dann plötzlich gar nicht mehr, was man denken und sagen soll.

     

    Die Weltwoche schreibt, die Ukraine habe deutsche Leopard-Panzer mit Wehrmachts-Zeichen versehen und greife damit jetzt Russland an.

     

    Unsere Presse schreibt hingegen darüber, dass der Anschlag auf die Nord Stream Pipeline von einem winzigen Segelboot aus verübt worden sein soll, obwohl man, um in derartige Tiefen zu tauchen, Dekompressionskammern benötigt, die gar nicht auf so ein Boot passen würden.

     

    Und die AfD legt in den Umfragen mächtig zu und liegt eigentlich in allem, was von ihr zu lesen ist, auf bürgerlichem Kurs, doch dann bringt sie tatsächlich ein Plakat „Hände weg von unseren Kindern!“, das zu hundert Prozent der Naziästhetik entspricht.

     

    Natürlich kann niemals immer alles wirklich gut laufen, doch dass die Katastrophen im Denken und Machen immer größer werden, ist ja wirklich mit Händen zu greifen.

     

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Minus plus minus bleibt immer minus Und es wird immer und immer mehr ...

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