Kurs hebt ab
Thyssenkrupp schnellt nach Stahl-Deal mit tschechischem Milliardär hoch
Der Aktienkurs von Thyssenkrupp hat sich zweistellig verteuert, nachdem bekannt wurde, dass Milliardär Daniel Kretinsky 20 Prozent an der Stahlsparte übernehmen will. Was geplant ist.
- Thyssenkrupp-Aktien steigen um 11,2% nach Kretinsky-Deal.
- Kretinsky übernimmt 20% an Thyssenkrupp Steel Europe.
- Deal könnte bis zu 400 Mio. Euro einbringen, Dekarbonisierung unterstützen.
Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky steht kurz davor, sich einen signifikanten Anteil am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp zu sichern. Wie das Unternehmen am Freitag bekannt gab, hat sich Thyssenkrupp darauf geeinigt, Kretinskys Holding EPCG zunächst einen 20-prozentigen Anteil an der Sparte Thyssenkrupp Steel Europe zu überlassen. Diese strategische Entscheidung markiert einen wichtigen Wendepunkt für den deutschen Industriekonzern, der seit Jahren versucht, sein schwankungsanfälliges Stahlgeschäft zu verkaufen oder auszugliedern.
Die Transaktion, deren finanzielle Konditionen nicht bekannt gegeben wurden, könnte Thyssenkrupp bis zu 400 Millionen Euro einbringen, schätzt Analyst Christian Obst von Baader. Diese Kapitalzufuhr wird dringend benötigt, da das Unternehmen in den letzten Jahren mit sinkender Nachfrage und steigenden Energiekosten zu kämpfen hatte. Die Partnerschaft mit Kretinsky, einem erfahrenen Akteur im Energiebereich, könnte auch zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion beitragen, die für die Erfüllung zukünftiger Umweltvorschriften unerlässlich ist.
Die Einigung umfasst nicht nur den Verkauf der Anteile, sondern auch die Diskussion über eine weitere Übernahme von 30 Prozent der Stahlsparte, mit dem Ziel, ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, an dem beide Seiten zu je 50 Prozent beteiligt sind. Diese Entwicklung könnte Thyssenkrupp helfen, sich von einem zyklischen und herausfordernden Geschäftsbereich zu trennen und sich auf rentablere Unternehmenszweige zu konzentrieren.
Der Aktienkurs von Thyssenkrupp schnellte in Frankfurt um bis zu 11,2 Prozent hoch und notierte im Mittagshandel 10,5 Prozent höher bei 4,93 Euro. Trotz dieser kräftigen Gewinne haben die Titel seit Jahresbeginn noch mehr als 21 Prozent an Wert eingebüßt.
Thyssenkrupp hat bereits deutliche Einschnitte angekündigt, darunter den Abbau von Kapazitäten am Hauptstandort Duisburg und einen weiteren Stellenabbau, was auf die anhaltenden Herausforderungen in der Stahlindustrie hinweist. Die Branche leidet unter geringen Margen und einer schwächeren Nachfrage, was zu Kostensenkungen und Stellenstreichungen führt, während zugleich enorme Investitionen erforderlich sind, um die Produktion auf umweltfreundlichere Methoden umzustellen.
Kretinsky, der in den letzten Jahren eine Einkaufstour durch Europa unternommen hat und sich bereits einen Namen als einer der größten Energieversorger des Kontinents gemacht hat, sieht in der Übernahme eine wichtige Gelegenheit zur Transformation der europäischen Stahlindustrie ähnlich wie im Energiesektor.
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Die Zustimmung der zuständigen Behörden und des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp steht noch aus, und die endgültige Abwicklung der Transaktion ist für das laufende Geschäftsjahr geplant. Sollte der Deal erfolgreich abgeschlossen werden, könnte dies die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Thyssenkrupp stärken.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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