straßenköter schrieb 28.03.24, 23:29
Hier noch einmal der Link zum GB:
https://www.smc-research.com/wp-content/uploads/2023/10/2023-10-02-SMC-Studie-STS-Group_frei.pdf
Meine Einschätzung zum Umsatz (277,9 Mio. Euro) und EBITDA (20,5 Mio. Euro) haben sich als richtig erwiesen. Beim Jahresüberschuss war ich zu optimistisch bzw. ich habe den Anstieg der Zinsbelastung unterschätzt.
Zur Zinsbelastung findet man auf Seite 31 des GB folgende Aussage: "Aus der Finanzierungstätigkeit flossen im Geschäftsjahr 2023 Mittel in Höhe von -2,9 Mio. EUR ab (2022: Mittelabfluss -0,2 Mio. EUR). Dabei lag die planmäßigen Tilgung von Kreditlinien in Höhe von 15,4 Mio. EUR (2022: 5,3 Mio. EUR) im Geschäftsjahr über der Aufnahme von Krediten in Höhe von 13,3 Mio. EUR (2022: 11,7 Mio. EUR), wie auch den Mittelzufluss aus Krediten von nahestehenden Unternehmen in Höhe von 9,0 Mio. EUR (2022: 0,5 Mio. EUR). Zudem stiegen die gezahlten Zinsen von 2,2 Mio. EUR im Vorjahr auf 6,3 Mio. EUR im Geschäftsjahr."
Die erhöhten Zinszahlungen haben also verhindert, schwarze Zahlen zu schreiben.
Woher kommt die gestiegene Nettoverschuldung? Erwähnenswert ist hierbei die Passage zur Tilgung und Aufnahme von Krediten. Gucken wir mal auf Seite 32. Da heißt es: "Die Nettofinanzschulden 1 der Gruppe stiegen zum 31. Dezember 2023 um 14,2 Mio. EUR auf 29,3 Mio. EUR (31. Dezember 2022: 15,0 Mio. EUR). Dabei wirkte sich der um 13,7 Mio. EUR stark gestiegene Bestand an Zahlungsmitteln zum 31. Dezember 2023 positiv aus. Die Reduktion der Bankdarlehen um 0,2 Mio. EUR sowie die um 4,1 Mio. EUR geringeren Verbindlichkeiten aus Darlehen gegenüber Dritten, konnten dabei die um 8,5 Mio. EUR gestiegenen Darlehen gegenüber verbundenen Unternehmen, sowie die um 23,5 Mio. EUR gestiegenen Leasingverbindlichkeiten, die vor allem auf das neue Werk in den USA zurückzuführen sind, nur teilweise kompensieren."
Leasingverbindlichkeiten? Das ist also schon die bekannte Verzerrung, die man von Bijou Brigitte kennt, wo die kumulierten zukünftigen Mietverpflichtungen aufgrund der Gesetzgebung bilanziert werden müssen. Wann fallen denn aus den Leasingverbindlichkeiten Zahlungen an? Dafür genügt der Blick auf Seite 131:
- Verpflichtungen innerhalb eines Jahres: 3,1 Mio. Euro
- Verpflichtungen in 1-5 Jahre: 4,9 Mio. Euro
- Verpflichtungen größer 5 Jahre: 20,8 Mio. Euro
Der Anstieg der Nettofinanzschulden relativiert sich also.
Warum ist denn dann der Kurs heute eigentlich so stark gefallen? Der Anstieg der Nettofinanzverbindlichkeiten wurde gerade erklärt. Dafür lohnt ein Blick auf das Research von SMC:
https://www.smc-research.com/wp-content/uploads/2023/10/2023-10-02-SMC-Studie-STS-Group_frei.pdf
Die Abweichungen zum Positiven beim Umsatz und EBITDA gegenüber dem Research wurden oben bereits benannt. SMC hatte zudem einen Verlust von 0,8 Mio. Euro erwartet. Da lag das Ergebnis leicht schwächer, aber nicht weit weg. Insgesamt sicher keine große Enttäuschung, wenn man von den Ergebnissen des Researchs ausgegangen ist. Was ist aber mit der Prognose 2024?
In der Adhoc heißt es: "Für das Geschäftsjahr 2024 geht der Vorstand insbesondere aufgrund des Anlaufs des neuen Werks in den USA von einem erneuten Umsatzwachstum im höheren einstelligen Prozentbereich aus. Die EBITDA-Marge wird für das Geschäftsjahr im hohen einstelligen Prozentbereich prognostiziert. Relevante Sonderaufwendungen sind für das Geschäftsjahr nicht geplant, daher entspricht das EBITDA dem bereinigten EBITDA."
Ein Umsatzwachstum im höheren einstelligen Prozentbereich deutet auf einen Planumsatz von etwa 300 Mio. Euro hin. SMC liegt da nur bei 280 Mio. Euro. Eine EBITDA-Marge im hohen einstelligen Prozentbereich würde ich mal mit 8,5% bei der Marge ansetzen. Wir sprechen also über ein EBITDA von rund 25 Mio. Euro. SMC ging im letzten Research von 21,2 Mio. Euro aus. Leider äußert sich STS nicht zum Jahresüberschuss, aber ich würde mal davon ausgehen, dass man mit dem Umsatz- und EBITDA-Anstieg analog zu den Planungen von SMC im positiven Bereich landen wird. Durchaus möglich, dass man oberhalb der SMC-Planung heraus kommt.
Warum ist heute der Kurs so stark gefallen? Gab es da eine andere Erwartungshaltung? Auffällig war, dass die Käufer größtenteils über Tradegate gekauft hatten. Das deutet auf Privatanleger und keine Instis hin. Da liegt die Vermutung nah, dass hier Erwartungen enttäuscht wurden, was nach obigen Ausführungen eigentlich nicht der Fall sein kann. Es haben sich ja auch hier einige User enttäuscht gezeigt und sogar (Wunsch)kursziele von 4 Euro ausgerufen. Vielleicht kann einer mal erklären, worin die große Enttäuschung lag?
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