"Extrem unterbewertet"
7029 
0 Kommentare
Schwedische Krone auf Höhenflug – Ist die Rallye erst der Anfang?
Nach Jahren der Schwäche erlebt die schwedische Krone 2025 ein eindrucksvolles Comeback – und laut Experten ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.
- Schwedische Krone erholt sich stark, beste G10-Währung.
- Experten erwarten weiteres Wachstum bis Jahresende.
- Rüstungssektor und stabile Wirtschaft treiben Rallye an.
- Report: Goldpreis nicht zu stoppen
Analysten führender Banken wie SEB, Svenska Handelsbanken und ING rechnen mit weiteren Kursgewinnen der schwedischen Krone gegenüber dem Euro und US-Dollar, trotz saisonaler Gegenwinde und geopolitischer Risiken. Angetrieben wird das Comeback der Krone von wirtschaftlicher Erholung, geopolitischem Rückenwind und Europas Aufrüstung.
Im ersten Quartal legte die Krone rund 10 Prozent gegenüber dem US-Dollar und fast 6 Prozent gegenüber dem Euro zu – die beste Entwicklung unter allen G10-Währungen, wie LSEG-Daten zeigen. Auf Rang 2 kam die norwegische Krone, gefolgt vom japanischen Yen. Für die schwedische Krone markiert der Kursgewinn das stärkste Quartal seit 15 Jahren.
"Die allgemeine Perspektive ist die einer dauerhaft stärkeren Krone", erklärt Karl Steiner, Chefanalyst bei SEB in Stockholm, gegenüber Bloomberg. Eine SEB-Umfrage unter Investoren erwartet einen weiteren Anstieg um 3 Prozent gegenüber dem Euro bis Jahresende.
Treiber dieser Rallye sind vielfältig: Zum einen profitiert die Krone vom steigenden Risikoappetit für europäische Aktien und vom erwarteten Aufschwung durch massive Fiskalprogramme, insbesondere in der Verteidigungspolitik. Schweden zählt zu den weltweit größten Rüstungsexporteuren im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung – Unternehmen wie Saab und BAE Systems Hägglunds fertigen Kampfjets, U-Boote und Gefechtsfahrzeuge. Ein Rüstungsschub in Europa könnte somit überdurchschnittlich stark auf Schwedens Wirtschaft und Währung wirken.
Auch geldpolitisch zeigt sich Schweden widerstandsfähig: Während der Markt mindestens zwei Zinssenkungen der EZB bis Jahresende erwartet, signalisiert die Riksbank Zurückhaltung. Der Leitzins soll voraussichtlich nicht gesenkt werden – ein klares Kontrastprogramm zur Eurozone. Gleichzeitig hat sich das makroökonomische Umfeld in Schweden merklich verbessert: Einzelhandelsumsätze steigen, der Wohnungsmarkt zieht an und die Arbeitslosigkeit stabilisiert sich trotz saisonaler Ausreißer.
Doch nicht alle Analysten sind überzeugt. Bei ING warnt man, dass viele der kurzfristigen positiven Faktoren bereits im Kurs eingepreist seien. Auch saisonale Kapitalabflüsse könnten auf die Krone drücken. Zudem werfen mögliche neue US-Zölle unter US-Präsident Donald Trump einen Schatten voraus: "Sollte der Euro auf 1,06 US-Dollar abrutschen, könnte EUR/SEK wieder Richtung 11,00 tendieren", warnt MUFG-Analyst Derek Halpenny.
Ungeachtet dieser Risiken bleibt der mittelfristige Ausblick optimistisch: Ein stärkeres Wirtschaftswachstum als im Euroraum, ein robuster Rüstungssektor und ein moderater geldpolitischer Kurs könnten die Krone weiter stärken. Laut Bank of America dürfte Schwedens Wirtschaft 2025 um 1,8 Prozent wachsen – deutlich mehr als die 1,1 Prozent, die für die Eurozone erwartet werden.
Die Märkte haben ihre Meinung jedenfalls schon gebildet: Inlandsinvestoren halten so viele Long-Positionen in SEK wie selten zuvor. Und Anleger aus anderen Ländern haben die Krone weiterhin untergewichtet, wodurch Potenzial für ein Anhalten der Rallye besteht, sollten sie sich umbesinnen.
Die Outperformance sei teilweise darauf zurückzuführen, dass die Währungen vor dem jüngsten Ausgabenkatalysator "extrem unterbewertet" gewesen seien, erklärte Brad Bechtel, Global Head of FX bei Jefferies.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte
URL kopieren
Per E-Mail teilen
Artikel drucken