Ausgewählte Nachrichten zu Prokon
PROKON Regenerative Energien
Das Windkraftunternehmen ist zur Zeit aus den Medien nicht wegzudenken. Eine mediale Präsenz, die sich das Unternehmen anders vorgestellt hatte. Seit einigen Jahren sehen wir großflächige Werbung in den U- und S-Bahnen, auf Bussen oder gar zu besten Sendezeit im Fernsehen sowie Postwurfsendungen in den heimischen Briefkästen. Doch die Aufmerksamkeit, die dem Unternehmen aus Itzehoe derzeit widerfährt, ist nicht gewollt.
PROKON ist von der Insolvenz bedroht. Das teilte das Unternehmen seinen Anlegern in einem Schreiben vom 10. Januar 2014 mit. Denn: Sollten mehr als 95 Prozent des angelegten Genussrechtekapitals gekündigt werden, drohe die Insolvenz – eine Planinsolvenz, wie PROKON-Geschäftsführer Carsten Rodbertus betonte. Doch der Plan schien nicht aufzugehen. Immer mehr Anleger entzogen PROKON das Vertrauen und kündigen ihre Genussrechtsanteile. Über 75.000 Anleger haben rund 1,4 Milliarden Euro dort angelegt. Bis zum 17. Januar 2014 wurden 226,87 Millionen Euro von Anlegern gekündigt. Kündigungswilligen Anlegern wird die Rolle des Schuldigen zugesprochen.
Auf der Internetseite des Unternehmens heißt es aufgrund erheblicher Kritik unter anderem von den Medien: "Wir bitten Sie ausdrücklich um Entschuldigung, wenn Sie sich durch unser Schreiben vom 10.01.2014 angegriffen oder gar bedroht gefühlt haben sollten." Und weiter: "Tatsächlich können wir in der jetzigen Situation aber keinerlei Rückzahlungen oder Zinsauszahlungen vornehmen." Es folgt der gewohnte Appell an die Anleger, dem Unternehmen das Vertrauen auszusprechen und nicht zu kündigen bzw. auch die Kündigung bis Ende Oktober 2014 zu verschieben. Der Tenor: Wer ausschert ist gegen die Gemeinschaft, stellt sich gegen das gemeinsame Ziel. Kein Druck ausüben geht anders.
Aufgrund mehrerer Strafanzeigen prüft inzwischen auch die Staatsanwaltschaft in Lübeck, ob ein Anfangsverdacht wegen Betruges und weiterer Wirtschaftsdelikte bestehe, sagte Oberstaatsanwältin Wenke Haker-Alm gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Sollte sich der Verdacht erhärten, würden Ermittlungen aufgenommen.
PROKON spricht seit Monaten nicht mit den Medien. Was diese seit Langem fordern, ist eine klare, transparente und geprüfte Bilanz. Doch bis heute gibt es keinen geprüften Jahresabschluss für 2012. Das Problem: PROKON schreibt Verluste, das Geld für die Zinsen der Genussrechtsinhaber wird im operativen Geschäft nicht erarbeitet. Zum Teil wurden in der Vergangenheit Gewinne ausgewiesen, indem man stille Reserven bilanziert hatte.
Das Ganze funktionierte, solange frisches Kapital bei Anlegern eingesammelt wurde. Doch im Jahr 2013 geriet der Kapitalzufluss erheblich ins Stocken. Seit September 2013 sank das monatlich eingeworbene frische Kapital von 40 Millionen auf ca. 3,7 Millionen Euro – ein Einbruch um nahezu 90 Prozent.
Schneeballsystem oder einfach nur überhoben?
Die wesentliche Frage: Handelte es sich bei PROKON um ein groß angelegtes Schneeballsystem? Oder ist PROKON schlicht und einfach ein schlecht geführtes Unternehmen, das sich mit der Anzahl und Vielseitigkeit seiner Projekte übernommen hat?
Wahrscheinlich Letzteres: PROKON-Gründer Carsten Rodbertus hatte dem Anschein nach ein idealisiertes Ziel vor Augen, als er das Unternehmen 1995 zur Umsetzung von PROjekten und KONzepte im Bereich Erneuerbarer Energien aus der Taufe hob. Doch die operative Führung eines Konzerns mit mehreren hundert Mitarbeitern ist weit umfangreicher, als die Errichtung zweier Windräder.
PROKON-Genussrechte
Über die Jahre haben 75.000 Anleger über 1,4 Milliarden Euro in PROKON-Genussrechte investiert. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen klingen bis zu 8 Prozent Zinsen verlockend. Das Problem: Genussrechte sind eine Mischform von Aktien und Anleihen, die nicht gerade die Vorteile beider Anlageformen vereinen. Diese Form der Beteiligung an Unternehmen oder Sachwerten gibt es auf den grauen Kapitalmarkt nur in Deutschland. Die versprochenen Zinsen sind hoch, das Risiko zumeist auch - bis zum Totalverlust. Die Transparenz hingegen zumeist gering. Genussrechte sind weder durch einen Einlagensicherungsfonds abgedeckt, noch besitzen Genussrechtsinhaber ein Stimmrecht.
Prokon-Werbung
Unternehmensgruppe PROKON
Die Unternehmensgruppe PROKON (zusammengesetzt aus PROjekte und KONzepte) mit Firmensitz in Itzehoe besteht aus verschiedenen Gesellschaften, die sich im Bereich der erneuerbaren Energien engagieren.
Dazu zählen unter anderem:
- PROKON Holding GmbH & Co. Verwaltungs KG (als Konzernholding)
- PROKON Regenerative Energien GmbH mit Tochtergesellschaften in Finnland und Polen
- PROKON Pflanzenöl GmbH, Magdeburg
- HIT Holzindustrie Torgau OHG (hier ist PROKON nicht Gesellschafter, jedoch als langfristiger Geschäfts- und Finanzierungspartner engagiert)
PROKON gliedert sich in drei Geschäftsbereiche: Windenergie, Biogene Kraftstoffe und Biomasse. Der Bereich Windenergie plant, finanziert und realisiert die Windparks der Firma. Dies sind laut Unternehmensangaben derzeit 54 Windparks mit 314 Windenergieanlagen; davon 43 Windparks mit 280 Windenergieanlagen in Deutschland sowie 11 Windparks mit 34 Windenergieanlagen in Polen. Weiterhin verantwortet dieser Bereich die Produktion der eigenen Windkraftanlage des Modells "P3000". (Stand: Januar 2013)
Der Bereich Biogene Kraftstoffe verfügt über eine Kapazität von 275.000 Tonnen Biodiesel pro Jahr und gewinnt Pflanzenöl in der Ölmühle Kroppenstedt sowohl als Reinkraftstoff, als auch für die Herstellung von Biodiesel.
Mit der HIT Holzindustrie Torgau OHG verbindet die PROKON eine langjährige Partnerschaft. Die Gesellschaft stellt unter anderem Paletten, Fräsprodukte (Pfähle, Zaunlatten), Schnittholz und Schüttgut (Hackschnitzel, Sägespäne, etc.) her und vertreibt diese. PROKON hat die Finanzierung des Unternehmens Mitte 2010 übernommen, seit die Banken sich in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise dort nicht weiter engagieren wollten. Aus verschiedenen Gründen ist die Gesellschaft jedoch nie durch die PROKON übernommen worden und weiterhin im Besitz der Gründer Günther Hilger und Karlheinz Lippmann.
PROKON beschäftigt derzeit ca. 480 Mitarbeiter und im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatz von 409,6 Mio. Euro ausgewiesen.
PROKON Genussrechte |
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Genussrechtsinhaber: |
75.303 |
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Genussrechtskapital: |
1.400.153.986 €* |
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Einzahlungen heute: |
34.459,56 € |
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Zurückgenommene Kündigungen 2014: |
10,80 Mio. € |
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Bestehende Kündigungen: |
226,87 Mio. € |
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Aktualisiert nach Angaben von Prokon: Stand der Anlegerabstimmung
ABGEGEBENE STIMMEN (20.01.2014, 18.30)
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Genussrechtsinhaber, die bereits abgestimmt haben |
45.799
858.638.650,55 € |
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- davon halten ihre Genussrechte und stimmen einer verlängerten Kündigungsfrist zu |
39.207
723.865.562,88 € (51,58 %) |
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- davon halten ihre Genussrechte zu unveränderten Bedingungen |
33.468.513,38 €
(2,38 %) |
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- davon haben gekündigt |
6.592
101.304.574,29 € (7,22 %) |
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In der Abstimmung angekündigte Erhöhungen des Genussrechtskapitals: |
2.781.924,16 €
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In der Abstimmung bisher zurückgenommene Kündigungen |
66.074.142,97 €
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* In dem Betrag sind die thesaurierten Zinsen zum 31.12.2013 enthalten. |
Häufig gestellte Fragen zu PROKON
PROKON ist insolvent - ist jetzt mein ganzes Geld weg?
Wie kann das sein, dass PROKON insolvent ist?
Ist denn bei PROKON überhaupt Vermögen vorhanden?
Bin ich als Genussrechtsinhaber (GRI) nun nachrangig, oder nicht?
Ist ein Totalausfall weiter möglich?
Sollte ich meine Forderungen jetzt schon anmelden?
Warum sollte ich Schadenersatzforderungen geltend machen - PROKON ist doch insolvent?
Wie geht es mit PROKON weiter?
Was passiert beim Prüfungstermin am 15.01.2015?
Was ist mit den PROKON-Tochterfirmen; sind diese ebenfalls insolvent?
Welche Rolle spielt Carsten Rodbertus im Insolvenzverfahren?
Ich kann nicht selbst zur Gläubigerversammlung fahren. Was tun?
Wer sind diese ganzen Gruppen, von denen ich immer wieder lese?
PROKON - Insolvenz
"Es ist Zeit, etwas zu verändern... und das lohnt sich!" - PROKON-Werbung, wie sie noch am 20. Januar 2014 in einer Berliner S-Bahn zu finden war. Nur zwei Tage später meldete das Unternehmen aus Itzehoe Insolvenz an.
Über 75.000 Anleger haben rund 1,4 Milliarden Euro in das Windkraftunternehmen investiert und bangen nun um ihr Kapital.
Ziel des vorläufigen Insolvenzverfahrens sei, "die Sicherung und der Erhalt des Unternehmensvermögens," betonte der vorläufige Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin. Der Geschäftsbetrieb werde "im Insolvenzeröffnungsverfahren in vollem Umfang fortgeführt."