Gary Cohn
Trumps oberster Wirtschaftsberater bringt Trennbankengesetz ins Spiel
Nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz. Wie einem US-Magazin zu Ohren gekommen ist, soll sich Gary Cohn, einst CEO bei Goldman Sachs und nun oberster Wirtschaftsberater von Donald Trump, jüngst für die Wiedereinführung des Trennbankengesetzes aus den 1930er Jahren ausgesprochen haben. Für die großen US-Banken käme das einer Katastrophe gleich.
Was ist die Finanzbranche der Vereinigten Staaten nicht in Verzückung geraten angesichts der breit angekündigten Deregulierungsvorhaben von Donald Trump! Endlich keine gesetzlichen Fesseln mehr, endlich wieder ungehindert zocken können, endlich nicht mehr unter einem "Regime wirtschaften" müssen, das "unnötig komplex, kostenintensiv und manchmal auch verwirrend ist", wie JP-Morgan-Chef Jamie Dimon es kürzlich so schön formuliert hat.
Und erst die Euphorie an den Aktienmärkten... kaum zu bremsen war sie, die Bullenherde, bei ihrem Ansturm auf die Papiere der US-Banken. Um mehr als 40 Prozent zog der S&P 500 Banks Index in den letzten fünf Monaten an. Auch Privatanlegern wurde mit Nachdruck ans Herz gelegt, auf den Zug zu springen, und bei der fast schon manisch anmutenden Rally mitzumachen.
Noch immer ist die Party in vollem Gange. Doch die Stimmung könnte sich demnächst trüben, kam doch erst vor einem Tag ans Licht, dass man in US-Regierungskreisen gerade ernsthaft über die Wiedereinführung des sogenannten "Glass-Steagall-Acts", besser bekannt unter dem Namen "Trennbankengesetz" nachdenkt.
Als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise und die „Große Depression“ wurde diese Vorschrift Anfang der 1930er Jahre eingeführt. Sie sah für Banken eine strikte Trennung des Kreditgeschäfts mit Privatkunden vom Investmentbanking vor. Auf diese Weise sollte Interessenkonflikten vorgebeugt und sichergestellt werden, dass die Institute achtsam mit den Geldern ihrer Kunden umgehen.
Diverse US-Senatoren hatten die Wiederbelebung des berühmten Gesetzes schon vor zwei Jahren gefordert, auch Donald Trump sprach sich während seines Wahlkampfes für eine neue Version dessen aus. Damals verfolgte er allerdings noch seine vielerorts gefeierte Anti-Establishment-Linie, in deren Rahmen er die großen Institute "zerschlagen" wollte. Als gewählter Präsident ging er dann wiederum auf Kuschelkurs mit der Wallstreet und versprach weitgehende Deregulierungsmaßnahmen.
Wie eine Reporterin des US-Magazins "Vanity Fair" von der demokratischen Abgeordneten Elizabeth Warren erfuhr, macht man in der nachweislich recht wankelmütigen Regierung nun offenbar wieder eine Rolle rückwärts. Man hätte jetzt wohl doch gern wieder das Trennbankengesetz. Dem Bericht zufolge habe sich kein anderer als der ehemalige Goldman-Sachs-CEO und damit Investmentbanking-König Gary Cohn höchstselbst vor einigen Kongressabgeordneten dafür ausgesprochen. Dank seiner aktuellen Position als wichtigster Wirtschaftsberater Trumps sowie als enger Vertrauter von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner hat Cohns Stimme auf jeden Fall besonderes Gewicht, wenn es um solche Entscheidungen geht.
Sollte es also tatsächlich zum erneuerten Glass-Steagall-Act in Amerika kommen, hätten die Banken ein ernsthaftes Problem. Analysten zufolge wären vor allem große Häuser, wie JP Morgan, die Bank of America und die Citigroup davon betroffen. Auf die Frage, ab wann sich die Institute Sorgen machen sollten, antwortete ein Branchenvertreter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Sofort.“
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