Rohstoffe Ölpreis
Billiges Öl: Saudi-Arabien demonstriert seine Macht - Droht Preiskampf in den USA?
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Der Ölpreis ist auf Rekordtief. Schuld ist die Preispolitik des größten Öl-Produzenten Saudi Arabien. Versucht das Königreich die
US-Frackingindustrie mit billigem Öl aus dem Wettbewerb zu kicken? Leiden könnte unter den niedrigen Preisen sogar das globale Wachstum.
Zunächst die Zahlen: Der Preis der Nordseesorte Brent ist so niedrig wie zuletzt vor knapp vier Jahren und auch der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI fiel auf ein Zweijahrestief. Bereits vor
einer Woche berichtete wallstreet:online, der immer weiter sinkende Ölpreis könne ein Ergebnis des Machtkampfs von Fracking-Industrie und OPEC sein (siehe hier: „Fracking vs. OPEC. Machtpoker um den Ölpreis!“). Eine Woche später, Saudi-Arabien hat den Preis für
Ölexporte in die USA erneut gesenkt, sieht der Machtkampf eher aus wie eine Machtdemonstration des größten Ölproduzenten.
Der größte Ölproduzent lässt seine Muskeln spielen
Mit der neuesten Preissenkung in den USA hat Saudi-Arabien einmal mehr seine Muskeln spielen lassen. Zumal das Land seinen Preis für Ölexporte nach Asien gleichzeitig erhöhte. Das berichtet das
„Wall Street Journal Deutschland“. Dem Bericht zufolge
hatten Experten erwartet, dass Saudi-Arabien den Preis entweder für alle Regionen weiter senken oder erhöhen würde. Die regional differenzierte Preispolitik interpretierten einige Experten deswegen
als bewussten Schlag gegen die US-Schieferölproduktion, schreibt WSJ. Ein nicht mit Namen genannter Branchenvertreter tritt dem entgegen. Dem Bericht zufolge sagt er, dass billige Öl solle
Raffinerien in den USA als Anreiz dienen, ihre Gewinnmargen durch den Kauf von Öl aus Saudi-Arabien zu verbessern.
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So oder so: Der weitere Preisverfall in den USA lässt sich nicht wegdiskutieren – und irritiert die Märkte: „Der Markt reagiert sehr negativ darauf, im Sinne von: „Da haben wir´s, es wird einen
Preiskrieg in den USA geben‘“, zitiert das Journal Anthony Lerner, leitender Rohstoffexperte beim Broker R.J. O´Brien & Associates.
US-Energiekonzerne leiden unter Preisverfall
Was die Verbraucher freut, treibt Energiekonzernen Schweiß auf den die Stirn. Und das zeigt Wirkung. Am Montag schloss der US-Aktienindex Dow Jones Industrial Average im Minus, auch die Aktienwerte
der großen US-Energiekonzerne Chevron und Exxon mobil fielen laut WSJ deutlich. Die US-Ölproduzenten signalisieren zumindest nach außen Ruhe. „Ob es ein
Überangebot gibt oder politische Gefahren, wir haben das schon durchgemacht“, zitiert das Journal Jack Ekstrom, stellvertretender Leiter der Abteilung für Konzern- und Regierungsbeziehungen bei
Whiting Petroleum Corp. Ohnehin rechnen Analysten damit, dass die US-Ölproduktion erst ab einem Preis unter 70 Dollar je Barrel Probleme bekomme.
Letzten Endes könnte die Entwicklung aber auch den Verbraucher treffen. Und zwar in Form eines weiter verlangsamten Wachstums. Denn fallende Ölpreise könnten
deflationär wirken, heißt es. In Zeiten, in denen Zentralbanken ohnehin verkrampft versuchen, die Inflationsrate Stück für Stück anzuheben, hätte das eine fatale Wirkung.
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