Negativzinsen
Deutsche Bank warnt Sparer - Strafzinsen auf Sparkonten werden Realität
Passend zum Weltspartag vergangene Woche platzte eine Meldung ins Haus: Zum ersten Mal erhebt eine deutsche Bank einen Strafzins auf das Tagesgeldkonto und Girokonto. So müssen Kunden der Deutschen Skatbank, die mehr als 500.000 Euro auf ihrem Tagesgeldkonto angelegt haben, ab dem 1. November einen Negativzins in Höhe von 0,25 Prozent zahlen. Das Gleiche gilt für eine Geldsumme ab 2 Millionen Euro auf dem Girokonto.
Das geht mich nichts an, denken Sie? Summen in dieser Höhe sind jenseits Ihrer Vorstellungskraft? Und diejenigen, die über so viel Geld verfügen, können ruhig einen gesonderte Beitrag leisten? So einfach ist das leider nicht! Das Problem: Momentan jagt ein Tabubruch den nächsten (siehe: Tabubruch Negativzinsen. Sparer entsetzt - Strafzinsen auf Spareinlagen!). Zuerst brachte die Europäische Zentralbank (EZB) den Stein ins Rollen, indem sie erstmals einen Negativzins für Geldanlagen bei der Notenbank von minus 0,1 Prozent für Banken einführte und diesen mittlerweile sogar verdoppelte.
Anfang Oktober vermeldete dann die Nachrichtenagentur dpa-AFX: „Banken fordern von Lufthansa und Eon Strafzinsen auf Guthaben“. Negativzinsen für Bankeinlagen sind für Unternehmen seitdem keine Fremdwörter mehr. Nun folgt der nächste Schritt: Die Ausweitung der Negativzinsen auf die Sparer. Die Deutsche Skatbank ist da nur der Anfang. Strafzinsen im Kundengeschäft könne man angesichts der Zinspolitik der EZB für die Zukunft nicht länger ausschließen, sagte der Vorstand der Sparda-Bank Berlin, Frank Kohler, jüngst der Tageszeitung „Die Welt“.
Deutsche Bank: Strafzinsen auf Sparbücher bald keine Seltenheit mehr
Nun meldet sich die größte deutsche Bank zu Wort: Strafzinsen werden bald zur Normalität im Alltag deutscher Sparer. Das betont nicht irgendwer, sondern Asoka Wöhrmann, Chefanlagestratege der Deutschen Asset & Wealth Management. „Einige wenige Banken berechnen ihren Kunden jetzt schon negative Zinsen. Das dürfte angesichts der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank bald keine Seltenheit mehr sein“, sagte der oberste Vermögensverwalter der Deutschen Bank gegenüber der „Welt am Sonntag“. Damit ist klar, was bislang nur für Geschäftskunden gelte, trifft bald auch Privatkunden.
Negativzinsen für Privatanleger als Erziehungsmethode
Asoka Wöhrmann erwartet von den Minuszinsen einen positiven Aha-Effekt von den Sparern: „Dann wird hoffentlich vielen klar, dass es sich nicht lohnt, immer mehr Geld auf Sparkonten herumliegen zu lassen“, sagte er der Zeitung. Eine Erziehungsmethode sozusagen, um die Sparer auf den richtigen Weg zu leiten? Nach Abzug der Inflation lege jeder Sparer bereits heute drauf, so Wöhrmann. Er forderte jeden Einzelnen auf, mehr Geld auszugeben. „Statt sich arm zu sparen, müssen wir Deutschen wieder mehr konsumieren und gleichzeitig vernünftig investieren. Das belebt die Wirtschaft – die eigene und die Wirtschaft in Europa“, so der 49-Jährige gegenüber der „Welt am Sonntag“. Doch sollten deutsche Anleger dagegen weiterhin so viel Geld auf die hohe Kante eines Sparbuchs oder eines Tags- oder Festgeldkonto legen, drohe ein Deflationsszenario mit sinkenden Löhnen und dauerhaft negativen Zinsen, so die Warnung an die Sparer.
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Die Schuld der Sparer in der Eurokrise
Erneut wird die Verantwortung auf die Schultern der Sparer geladen. Deutsche Kleinanleger, die zum Beispiel für ihre Altersvorsorge sparen, ans Morgen denken und nicht nur im Jetzt konsumieren, als Schuldige für den stockenden Konjunkturmotor in Europa? Von der Verantwortung der Geldinstitute zur Kreditvergabe unter anderem an Unternehmen, um die Konjunktur anzukurbeln und zur Wirtschaftsbelebung beizutragen, ist nicht die Rede. Ach ja, Asoka Wöhrmann verantwortet als oberster Vermögensverwalter bei der Deutschen Bank gut eine Billion Euro an Kundengeldern. Mit Geldern auf Sparkonten machen Kreditinstitute keinen Schnitt, mit dem Kauf von Investmentprodukten schon.
Die Zeche zahlen die Sparer. Sie werden für die verfehlte Europolitik und den mangelnden Willen der Banken zur Kreditvergabe zur Kasse gebeten. Sparen - ein „ökonomisch törichter Akt“:
wallstreet:online Umfrage - Strafzinsen auf Sparguthaben
Zum Weltspartag in der vergangenen Woche fragte wallstreet:online seine Leser: Werden deutsche Banken bald flächendeckend Strafzinsen auf Sparguthaben erheben? Von den insgesamt 1.793 abgegebenen Stimmen antworteten 27,27 Prozent: „Ja, schon im kommenden Jahr werden die meisten Banken dazu übergehen.“ 15,28 Prozent meinten, „Im Moment ist das nicht aktuell, aber langfristig unausweichlich.“ Und 57,45 Prozent waren der Meinung: „Nein, das können sich die Banken gegenüber ihren Kunden nicht leisten.“ Damit erwarten jedoch 42,55 Prozent über kurz oder lang die Einführung von Strafzinsen für deutsche Sparer. Mit den jüngsten Aussagen der Deutschen Bank dürfte das Meinungsbarometer bei Deutschlands größter Finanz-Community mittlerweile gekippt sein.