Währungssystem
Ökonom Polleit fordert Währungswettbewerb: Schafft das Papiergeld ab!
Es wäre eine Revolution. Vermutlich sogar eine Zeitenwende. Die Forderung ist interessant, wenn auch ein wenig reißerisch:
Schafft das Papiergeld ab!
Aktuell formuliert Thorsten Polleit, Chefökonom der Degussa Goldhandel GmbH, diese Forderung in einem Gastbeitrag für die „Wirtschaftswoche“. Er greift das System
der ungedeckten Papiergelder weltweit scharf an und fordert einen Währungswettbewerb.
Doch langsam. Was genau wirft Polleit dem ungedeckten Papiergeld, er nennt es „Zwangsgeld“ vor? „Das ungedeckte Papiergeld verursacht schwerwiegende ökonomische und ethische Schäden. Es
destabilisiert die Wirtschaft, sorgt für ‚Boom-und-Bust‘-Zyklen, für Finanz- und Wirtschaftskrisen“, schreibt er. Kann das Währungssystem tatsächlich schuld sein an der zunehmenden Volatilität der
Märkte? Polleit jedenfalls bejaht diese These. Seine Argumentation: Durch die „per Kredit geschaffene Geldmenge“ würden die Zinsen künstlich gesenkt und
Unternehmen so dazu verführt, „Investitionen zu tätigen, die eigentlich gar nicht profitabel sind“. Dadurch steuerten „Volkswirtschaften in eine Überschuldungsfalle, unter der sie letztlich
zusammenbrechen: Das Geldmengenvermehren durch Kreditvergabe aus dem Nicht lässt eine Schuldenpyramide entstehen, die nicht mehr zurückzahlbar ist.“
Doch für Polleit ist es nicht nur das Problem der Überschuldung, das durch ungedecktes Papiergeld entstehe. Nein, das aktuelle Währungssystem führe auch zu sozialer Ungerechtigkeit, da sich die
Einkommensschere weite. Insbesondere für Sparer seien Verlierer des Systems.
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Doch wie würde eine Welt ohne ungedecktes Papiergeld aussehen. Polleits Vorschlag ist zunächst ein Währungswettbewerb, in dem sich die Währung durchsetzt, die von den Nachfragern favorisiert wird.
Ein klassischer markttechnischer Entscheidungsprozess also. Ein Vorteil sei, dass die Geldmenge nicht mehr durch ein staatliches Monopol bestimmt werde. Auch sieht Polleit keine Gefahr, es könne
ein „Währungs-Chaos“ entstehen. Denn: „Alle würden gutes Geld nachfragen: Geld, das knapp ist, das nicht beliebig vermehrbar ist, das teilbar ist, das haltbar ist, das transportabel ist“, schreibt
er.
Zwar wisse man nicht, was bei einem Währungswettbewerb herauskomme, doch liege nahe, dass „Edelmetalle, allen voran Gold und Silber, natürliche Geldkandidaten“ wären. In diesem Fall könne die
Geldmenge nicht mehr beliebig manipuliert werden. Und genau darin sieht Polleit die Möglichkeit, der Verschuldungsspirale zu entkommen.
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