Nachholpotenzial

Setzt Platin nun zur Erholungsrallye an?

Preisverfall trotz Defizit

Um die Marktgegebenheiten einzuschätzen, lohnt ein Blick in die regelmäßig erscheinenden Bulletins des World Platinum Investment Councils (WPIC). Den Angaben des World Platinum Investment Councils zufolge trat der Platinmarkt im Jahr 2023 in eine defizitäre Phase ein. Das Defizit wurde dem Anfang März veröffentlichten Bulletin entsprechend mit 878.000 Unzen angegeben. Für 2024 erwartet das World Platinum Investment Council zwar ein geringeres Defizit in Höhe von 418.000 Unzen, aber eben noch immer ein Defizit. Das Defizit hat durchaus ein beachtliches Ausmaß, wenn man es in Relation zur Minenproduktion setzt.  Für 2023 gab das WPIC das Angebot aus der Minenproduktion mit 5,636 Mio. Unzen an. 2024 sollen es 5,489 Mio. Unzen sein.

Die rückläufige Minenproduktion ist im Übrigen auch Thema am Palladiummarkt. Lesen Sie hierzu den Kommentar „Ist Palladium bereit für das Comeback oder ein fallendes Messer?“.

Die südafrikanischen PGM-Produzenten treten auf die Kostenbremse. Arbeitsplätze werden abgebaut und Investitionen zurückgefahren. Ganze Minen werden auf ihre Profitabilität hin geprüft. Auch Minenschließungen sind vor dem Hintergrund der niedrigen Preise und der damit einhergehenden mangelnden Profitabilität nicht auszuschließen. Das Ausmaß der drohenden Angebotsverknappung ist allerdings noch schwer abzuschätzen.

Knackpunkt US-Dollar

Platin steht wie die anderen Edelmetalle auch unter dem Einfluss der Entwicklungen am Devisenmarkt. Ein starker Greenback ist den Edelmetallen weniger zuträglich. Ein schwacher US-Dollar wird im Edelmetallsektor hingegen überaus wohlwollend zur Kenntnis genommen. Dass sich Gold und mit leichten Abstrichen auch Silber zuletzt gegen den starken US-Dollar behaupten konnten, lag vor allem daran, dass beide als Absicherung in Zeiten geopolitischer Risiken wahrgenommen werden – Gold dabei noch deutlicher als Silber. Platin kann da nicht „mithalten“. Die – wann auch immer kommenden Zinssenkungen – sollten dem US-Dollar tendenziell zusetzen. Ein schwächerer US-Dollar dürfte sich auch stimulierend auf den Platinpreis auswirken.

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Warten auf die Initialzündung

Der Markt befindet sich in einer defizitären Phase. Das Defizit könnte sich mit Blick auf das rückläufige Angebot womöglich manifestieren, vielleicht sogar noch ausweiten. Eine Schwächung des US-Dollar zeichnet sich ab. Und dennoch kommt Platin nicht in die Puschen. Wo bleibt die Initialzündung?
An der Börse wird bekanntlich weder zum Ein- noch zum Ausstieg geklingelt. Insofern muss es für Platin zunächst darum gehen, einen tragfähigen Boden auszubilden. Ein Ausbruch über die Widerstandszone von 1.000 US-Dollar / 1.010 US-Dollar würde die Bodenbildung aus charttechnischer Sicht entscheidend voranbringen und Platin zumindest die Möglichkeit eröffnen, einen Lauf auf der Oberseite in Richtung 1.150 US-Dollar zu starten. Und sollte eine Erholung erst einmal Fahrt aufnehmen, könnte alles ganz schnell gehen.

Fazit

Platin entwickelt seinen Charme erst auf mittlere bis lange Sicht. Das Defizit sollte Platin aktuell mit Blick auf die Unterseite absichern. Über kurz oder lang dürfte es den Preis aber nach oben drücken. Doch womöglich geht bereits kurzfristig etwas, denn aktuell ist ein überaus vielversprechender Vorstoß zu beobachten. Platin drehte zuletzt nach erfolgreicher Bestätigung der 900er Unterstützung dynamisch nach oben ab und setzt nun den genannten Widerstandsbereich 1.000 US-Dollar / 1.010 US-Dollar unter Druck. Ein erfolgreicher Ausbruch könnte sich als die erhoffte Initialzündung erweisen.

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Autor: Marcel Torney, freier Redakteur, Rohstoffexperte