Überbewertung
MSCI World ETF: 3 Warnzeichen und 2 Möglichkeiten
Der MSCI World Index und entsprechende ETFs haben sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Diese Hinweise sprechen für eine Überbewertung.
- MSCI World Index und ETFs stark entwickelt
- Überbewertungshinweise: KGV und KBV hoch
- Uneinheitliche Portfoliobalance, USA überrepräsentiert
Der MSCI World besitzt unter allen Indizes eine sehr hohe Bedeutung, denn er spiegelt die Wertentwicklung der weltweit wichtigsten Unternehmen aus 23 Industrieländern wider. Aktuell enthält er nach Angaben des Indexanbieters MSCI 1.465 Aktien und deckt damit 85 Prozent der um den Streubesitz bereinigten Marktkapitalisierung der enthaltenen Länder ab.
Der MSCI World Index wurde bereits 1970 ins Leben gerufen und ist seitdem etwa 3.223 Prozent gestiegen. Wer damals nur 10.000 US-Dollar investierte, besitzt heute 332.329 US-Dollar (25.04.2024). Langfristig ist er ein Erfolgsmodell und deshalb zurecht Bestandteil vieler Portfolios.
Doch aktuell gibt es auch diverse Warnzeichen.
Hinweise auf eine Überbewertung
So betragen das Kurs-Gewinn- (KGV) und Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) bereits 21,44 beziehungsweise 3,15 (23.04.2024). Dies liegt deutlich über den historischen Durchschnittswerten, sodass es in den kommenden Monaten oder auch Jahren wahrscheinlich zu einer Normalisierung kommt.
Sie kann über einen deutlichen Gewinnanstieg der Unternehmen oder eine Kurskorrektur erfolgen. Wahrscheinlich ist Letzteres, denn die USA, deren Aktien zu über 70 Prozent im MSCI World ETF und -Index enthalten sind, haben nach den Leitzinsanhebungen bisher noch keine Rezession erfahren. Zudem wirken die höheren Zinsen wachstumshemmend.
Ein zweiter Hinweis für eine Überbewertung ist ein Vergleich der kurz- mit der langfristigen Performance. So beträgt die annualisierte Rendite des MSCI World Index seit 1970 etwa 6,70 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren waren es aufgrund der expansiven Geldpolitik hingegen durchschnittlich 7,12 Prozent pro Jahr.
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Ein drittes Warnzeichen auf eine mögliche Korrektur ist die aktuell sehr unausgewogene Portfoliobalance. So lassen sich in einem MSCI World ETF, der die gesamte Welt repräsentieren soll, derzeit 70,89 Prozent US-Aktien, die bereits hoch bewertet sind, finden. Lediglich 29,11 Prozent entfallen auf bedeutende Regionen wie Europa (wo derzeit viele Aktien günstig sind) und Asien-Pazifik mit wichtigen Volkswirtschaften wie Indien oder China. Diese Disbalance resultiert aus dem starken Kursanstieg der US-Aktien in den vergangenen Jahren.
Möglichkeiten und Alternativen
Trotzdem muss deshalb kein Anleger seinen MSCI World ETF verkaufen, denn Korrekturen treten an den Märkten regelmäßig auf, und nur eine Langfristanlage führt sicher zum Erfolg.
Um sich auf die aktuelle Situation einzustellen, sollte es genügen, die ETF-Gewichtung im eigenen Portfolio zu überprüfen und entsprechend anzupassen. Wurden Aktien in einem balancierten Portfolio beispielsweise zu 50 Prozent angesetzt und besitzen aktuell einen Anteil von 60 Prozent, führt ein Teilverkauf zur Wiederherstellung der ursprünglichen Gewichtung und damit zu einer Risikoreduzierung.
Darüber hinaus existieren Indexfonds wie der iShares Edge MSCI World Size Factor UCITS ETF, die gleich gewichtet in die im Index enthaltenen Aktien investieren. In Summe ist er deshalb ausbalancierter, aber auch günstiger bewertet. So betragen das KGV und KBV hier nur 16,66 beziehungsweise 1,79 (25.04.2024) und der US-Aktien-Anteil liegt nur bei 41,2 statt 70,89 Prozent.
Fazit
MSCI World ETFs behalten auch zukünftig eine hohe Bedeutung bei der Portfoliogestaltung. Dennoch deutet derzeit vieles auf eine Überbewertung des zugrunde liegenden Indexes hin, der wir mit einfachen Maßnahmen begegnen können.
Autor: Christof Welzel, wallstreetONLINE Redaktion, Ressort Anlageprodukte
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