Grüner Fisher
"Zurück zum Wachstumspfad"
Die beiden US-Einkaufsmanagerindizes (EMIs) für das verarbeitende Gewerbe wurden am letzten Freitag veröffentlicht. Sie zeigten in unterschiedliche Richtungen, sagten aber im Grunde dasselbe aus...
Unterschiedliche Messungen
Die beiden US-Einkaufsmanagerindizes (EMIs) für das verarbeitende Gewerbe wurden am letzten Freitag veröffentlicht. Sie zeigten
in unterschiedliche Richtungen, sagten aber im Grunde dasselbe aus: Der Gegenwind dürfte sich bald in Rückenwind verwandeln. Das verarbeitende Gewerbe macht zwar nur einen kleinen Teil des US-BIP
aus, aber der Umschwung vom zunehmend Negativen zum leicht Positiven ist letztendlich gut für die wirtschaftlichen Antriebskräfte der Aktienmärkte.
In den meisten Ländern gibt es nur eine Art von EMI, in den USA deren zwei – berechnet von S&P Global und dem ISM. Beide Institute führen Erhebungen durch und messen den Prozentsatz der
Unternehmen, die eine steigende Aktivität vermelden. Demzufolge stellt der Indexwert von 50 eine Trennlinie zwischen erwartetem Wachstum oder Rückgang dar. Beide EMIs werden als robust und
glaubwürdig erachtet, die Berechnungsmethoden weisen jedoch Unterschiede auf, beispielsweise bei der Zahl der befragten Unternehmen oder der Gewichtung der Branchen. Folglich kann es unter
Umständen zu abweichenden Ergebnissen kommen, wie es im Februar der Fall war.
Die Rezession, die nie eingetreten ist
Der ISM-Wert ging im Februar auf 47,8 zurück und notierte zum 16. Mal in Folge unter 50. Die zukunftsorientierte Komponente der Auftragseingänge fiel dabei von 52,5 auf 49,2 zurück. Der von S&P
Global ermittelte EMI für das verarbeitende Gewerbe verzeichnete jedoch den schnellsten Anstieg seit Juli 2022 und stieg von 50,7 im Januar auf 52,2, die zweite Expansion in Folge. Die
Auftragseingänge wuchsen insgesamt so stark wie seit 21 Monaten nicht mehr.
Auf den ersten Blick zeigen die Messungen also definitiv unterschiedliche Richtungen an. Einigkeit herrscht in den Berichten jedoch darüber, dass die Unternehmen ihre Lagerbestände so gut wie
abgebaut haben und jetzt wieder in den Auffüllungsmodus gewechselt sind. In den vergangenen zwei Jahren haben sich die Unternehmen in Erwartung der weithin prognostizierten Rezession vor allem
darauf konzentriert, sich zu verschlanken, was auch einen Abbau der Lagerbestände bedeutete.
Lagerbestände im Fokus
Nun sind Lagerbestände immer interpretationsfähig. Manchmal handelt es sich bei einem Abbau um eine absichtliche Kürzung, und manchmal bedeutet er, dass das Angebot mit der Nachfrage nicht Schritt
halten kann. Vor dem Hintergrund sinkender Unternehmensinvestitionen in Equipment in vier der letzten fünf Quartale, ganz zu schweigen von den Entlassungen in der Technologiebranche, sah der
Bestandsabbau für uns so aus, als würden die Unternehmen ihr Fett abspecken, um schwierige Zeiten zu überstehen. Aber die Rezession ist nie eingetreten, und die EMI-Reaktionen machen deutlich, dass
die Unternehmen die Grenze dessen erreicht haben, was sie abbauen können. Dies deutet auf eine wahrscheinliche Belebung der Investitionen und der Wiederauffüllung der Lagerbestände hin, was der
Wirtschaft zusätzlichen Rückenwind verleihen würde.
Fazit
Der Dienstleistungssektor hat einen viel größeren Anteil am US-BIP, weshalb der mögliche Rückenwind im verarbeitenden Gewerbe relativiert werden muss. Aber die Rückkehr des verarbeitenden Gewerbes
auf den Wachstumspfad ist natürlich eine gute Nachricht. Es würde die Expansion verbreitern, ihr Fundament stärken und die Investitionen erhöhen. Es könnte auch ein weiteres Zeichen für einen
möglichen Wechsel von der Wachstums- zur Value-Führungsrolle im Laufe dieses Jahres sein, auch wenn in dieser Hinsicht unserer Meinung nach weiterhin "abwarten" angesagt ist.
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