Der Rentenmarkt erscheint deutlich rationaler als der Aktienmarkt
Die ING Bank hat vorgestern eine Einschätzung dazu abgegeben, wie stark sich die Probleme im Roten Meer auf die Inflation auswirken könnten. Seit nunmehr zwei Monaten werden dort immer wieder Angriffe auf Schiffe ...
- Probleme im Roten Meer könnten Inflation beeinflussen
- Lieferkosten steigen durch Umwege um Südafrika
- Rentenmarkt rationaler als Aktienmarkt, Zinssenkung unwahrscheinlich
Der Rentenmarkt erscheint deutlich rationaler als der Aktienmarkt
von Sven Weisenhaus
Die ING Bank hat vorgestern eine Einschätzung dazu abgegeben, wie stark sich die Probleme im Roten Meer auf die Inflation auswirken könnten. Seit nunmehr zwei Monaten werden dort immer wieder Angriffe auf Schiffe gemeldet. Und deshalb mieden Anfang Februar 57 % der Frachter das Rote Meer. Stattdessen nehmen sie den Umweg um Südafrika herum.
(Quelle: ING Research)
Das führt zu höheren Lieferkosten und längeren Lieferzeiten (10 bis 14 Tage), was auch die Lieferketten durcheinanderwirbelt. Laut dem Bericht der ING wird geschätzt, dass dies die Reedereien 20 % bis 25 % mehr kosten wird. Konkret waren die Container-Spotpreise zum Beispiel von Shanghai nach Rotterdam Anfang Februar 3,5-mal höher als zwei Monate zuvor. Sollte das die Inflation anheizen, würden damit Leitzinssenkungen der Notenbanken weiter nach hinten verschoben.
Die Auswirkungen auf die Inflation sind gering
Doch Produktionsunterbrechungen, die es durch die gestörten Lieferketten bereits gab, wie zum Beispiel bei Tesla am Standort in Deutschland, waren bislang jeweils nur von kurzer Dauer. Offenbar haben die Unternehmen aus der Corona-Pandemie gelernt. Damals führten langanhaltende Unterbrechungen der Lieferkette zu einem Anstieg der Preise für private Konsumausgaben in den USA von bis zu 2,5 Prozentpunkten. Doch im aktuellen Fall dürften sich Auswirkungen auf die Inflation laut Untersuchungen der Europäischen Zentralbank auf einen Bruchteil davon beschränken, da die internationalen Versandkosten nur 3 % der Endkosten der Fertigung und weniger als 1 % der Inputpreise ausmachen.
Die Zinssenkungsspekulationen haben deutlich abgenommen
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So weit, so gut. Ein neuerlicher Inflationsdruck ist also von dieser Seite nicht zu erwarten. Und daher könnte man mit Blick auf die erneuten Rekordhochs, die von den Aktienindizes in den USA heute markiert wurden, denken, dass diese nach wie vor von Zinssenkungsspekulationen getrieben sind. Doch das ist nicht der Fall. Denn seit den starken US-Beschäftigungs- und Wachstumsdaten sowie diversen Wortmeldungen von Währungshütern haben die Wetten auf frühzeitige Zinsschritte nachgelassen.