Geht der Anleihemarkt noch in eine Seitwärtstendenz über?
Aus konjunktureller Sicht mussten die Börsen gestern wieder schlechte Nachrichten verkraften. Denn erstens hat das verarbeitende Gewerbe in Deutschland im Oktober einen unerwarteten Einbruch beim Auftragseingang erlitten
- Verarbeitendes Gewerbe in Deutschland mit unerwartetem Einbruch beim Auftragseingang
- Umsätze der Einzelhändler in der Euro-Zone stagnieren
- Weniger neue Arbeitsplätze in den USA als erwartet, US-Wirtschaft schwächt sich ab
Geht der Anleihemarkt noch in eine Seitwärtstendenz über?
von Sven Weisenhaus
Aus konjunktureller Sicht mussten die Börsen gestern wieder schlechte Nachrichten verkraften. Denn erstens hat das verarbeitende Gewerbe in Deutschland im Oktober einen unerwarteten Einbruch beim Auftragseingang erlitten. Das Neugeschäft schrumpfte um 3,7 % im Vergleich zum Vormonat. Ökonomen hatten dagegen mit einem Wachstum von 0,2 % gerechnet.
Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich lag der Auftragseingang von August bis Oktober 2023 sogar um 4,6 % niedriger als in den drei Monaten zuvor.
Die zurückhaltende Nachfrage wirkt sich auch negativ auf den Umsatz aus. Er fiel im Oktober um 0,5 % niedriger aus als im Vormonat, nachdem es bereits im September einen Rückgang von 1,4 % gegeben hat.
Zweitens kommen auch die Umsätze der Einzelhändler in der Euro-Zone nicht in Schwung. Deren Erlöse legten im Oktober nur um 0,1 % zu, nach einem Rückgang im September um ebenfalls 0,1 %. Im Vergleich zum Vorjahr liegt das Minus sogar bei 1,2 %.
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Und drittens wurden in den USA laut dem ADP-Bericht weniger neue Arbeitsplätze geschaffen als im Vormonat und von Analysten erwartet. Konkret waren es im November 103.000 neue Stellen, nach 106.000 im Oktober und statt prognostizierter 130.000.
Die Daten bestätigen bisherige Erkenntnisse
Anhand der Daten bestätigt sich, was man durch andere Informationen bereits wusste: Die Wirtschaft in Deutschland ist schwach ins Schlussquartal 2023 gestartet, die Konjunktur der Eurozone stagniert und die US-Wirtschaft schwächt sich langsam ab. Natürlich wären stark steigende Aktienkurse vor diesem Hintergrund eigentlich nicht zu erwarten. Aber die Aktienmärkte kümmert das nicht. Sie konnten auch gestern wieder zulegen.
Zinsspekulationen: Was der Markt derzeit einpreist
Getrieben ist die Rally dabei weiterhin von Spekulationen auf Zinssenkungen. Am Markt wird inzwischen mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 90 % damit gerechnet, dass die US-Notenbank im Mai mindestens schon einen Zinsschritt nach unten gehen wird.
(Quelle: cmegroup.com)
Und einen ersten Schritt schon im März erwarten mehr als 50 % der Anleger.
(Quelle: cmegroup.com)
Das hat die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen inzwischen deutlich unter das Hoch vom Oktober 2022 zurückgedrückt. Und sie hat damit nun schon fast die Hälfte der letzten Aufwärtsbewegung korrigiert.
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