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    Anleihen in Krisenzeiten  313  0 Kommentare
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    Zwischen Aktien und Anleihen: So navigieren Sie durch schwierige Börsenzeiten

    Erfahren Sie hier, wie Anlageprofis die schwierige Lage an den Börsen einschätzen und wo sie Chancen und Risiken für Anleger sehen.

    Mischfondsmanager erleben seit August einen Flashback: Das miserable Börsenjahr 2022, in dem die Aktienmärkte weltweit in den Keller geschickt worden waren, hatte Privatanleger aber auch Börsenprofis das Fürchten gelehrt. Obwohl die beiden Anlageklassen in der Finanzwelt normalerweise negativ korreliert sind, fallen die Kurse von Aktien und Anleihen – wie schon über weite Strecken im letzten Jahr – gleichermaßen. Die meisten Volkswirte und Investoren sind sich zwar einig, dass der Zinsgipfel erreicht ist, die Märkte stellen sich aber zunehmend auf ein längeres Zinsplateau auf hohem Niveau ein – sowohl in den USA als auch in Europa.

    Auch Helen Windischbauer, Portfoliomanagerin und Leiterin Multi Asset beim Vermögensverwalter Amundi, rechnet hierzulande und in Übersee nicht mit weiteren Zinsanhebungen. Bei Amundi gehe man davon aus, dass sowohl in den USA als auch im Euro-Raum der Gipfel der Leitzinsen erreicht ist, sagte die Mischfondsexpertin gegenüber dem Handelsblatt. Dafür sprächen vor allem die gesunkenen Inflationsraten und außerdem würden Wirtschaftswachstum und Teuerung durch die gestiegenen Anleiherenditen gebremst, was weitere Zinserhöhungen aus derzeitiger Sicht unnötig mache. Allerdings fühlen sich viele professionelle Geldmanager von den Notenbanken derzeit allein gelassen. "Weder von der EZB noch von der Fed bekommen wir eine klare Guidance mit Blick auf die zukünftige Zinspolitik" sagte Windischbauer im Interview.

    Aktien unter Druck

    Als Mischfondslenkerin hat die Expertin sowohl Anleihen als auch Aktien im Blick. Aktien sieht sie derzeit unter Druck: Anleihen machen mit ihren hohen Renditen den Aktien Konkurrenz – die Anleiherenditen sind oft höher als die der Dividendenrenditen von Aktien. Darüber hinaus belasten die gestiegenen Kapitalmarktzinsen die Wirtschaft und damit auch die Unternehmensgewinne. Viele Unternehmen hätten die höheren Refinanzierungskosten zwar gut verkraftet, meint die Strategin, aber wenn man sich die entsprechenden Frühindikatoren ansehe, werde klar, dass die Unternehmen wohl weniger investieren werden, weil sich Investitionen bei höheren Kreditkosten weniger lohnen. Sie geht zudem davon aus, dass die Margen der Unternehmen sinken werden. Noch könnten viele Unternehmen die Preise erhöhen und so ihre höheren Kosten weitergeben. Doch hier sieht die Amundi-Expertin Grenzen, denn langsam sei die Schmerzgrenze erreicht. Die Inflation schränke die Verbraucher zunehmend ein und auch wenn die Inflationsrate sinke, fielen die Preise nicht – das Preisniveau steige sogar weiter.

    Derzeit bergen aber die volatilen Bondmärkte das wohl größte Gefahrenpotenzial: Der rapide Anstieg der Anleiherenditen verschärft die Finanzierungsbedingungen und damit die Sorgen um die Tragfähigkeit der Schuldenlast in einigen wichtigen Volkswirtschaften, wie z. B. die der USA und Italiens. Die Dynamik des Renditeanstiegs hat zuletzt zwar nachgelassen, aber in der starken Volatilität steckt viel Risikopotenzial mit massiven Folgen für die Weltwirtschaft.

    Flucht in sichere Anleihe-Häfen – Fehlanzeige

    Eigentlich würde man angesichts der zahlreichen geopolitischen Krisen und der drohenden Eskalation im Nahostkonflikt erwarten, dass die Renditen sinken und spiegelbildlich die Kurse steigen, weil Investoren scharenweise in sichere Anlagehäfen wie US-Anleihen fliehen. "Unmittelbar nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel haben wir diese Flucht gesehen", sagt die Amundi-Strategin, als Israel die Bodenoffensive hinausgezögert habe, hätten die Märkte dies aber als Zeichen einer Deeskalation gewertet. Internationale Investoren hätten auch deshalb vergleichsweise gelassen reagiert, weil der Krieg in Nahost für sie bislang ein regionaler Konflikt sei.

    Derzeit geschieht allerdings das Gegenteil von der Flucht in sichere Anleihen, die Anlageexpertin argumentiert: "Da gibt es viele verschiedene Einflussfaktoren. Zum einen sinkt zwar die Inflation, aber die Inflationserwartungen haben sich zuletzt mit dem im Zuge des Kriegs in Nahost gestiegenen Ölpreis wieder erhöht. Außerdem hat sich die Wirtschaft in den USA viel besser entwickelt als gedacht und die US-Notenbank Fed baut ihre Bilanz ab, verkauft also Anleihen. Gleichzeitig begeben die USA mehr Anleihen als in der Vergangenheit." Auffällig sei aber, dass am kurzen Ende, also bei zweijährigen Staatsanleihen, die Renditen deutlich weniger gestiegen seien als bei den Langläufern.

    Märkte haben zu früh auf Lockerung gewettet

    Einen Richtungswechsel an den Anleihemärkten erwarten die Amundi-Strategen spätestens, wenn die ersten Leitzinssenkungen der Fed und der EZB näher rücken. Entsprechend den Erwartungen an den Zinsterminmärkten, rechnet der Vermögenverwalter erst gegen Ende des ersten Halbjahres 2024.

    Die Zinsterminmärkte hatten schon seit Jahresanfang begonnen auf Zinssenkungen zu wetten, zu früh, meint die Portfoliomanagerin: "Die Märkte haben zu früh auf Zinssenkungen der Notenbanken gesetzt und mussten diese Erwartungen immer weiter nach hinten verschieben. Auch das ist ein Grund für die hohe Volatilität bei Anleihen." Amundi gehe aber davon aus, dass der Renditeanstieg langsam zum Ende kommt. Alles andere passe nicht zur Entwicklung der Wirtschaft, der Inflation und den unserer Meinung nach am Hochpunkt angekommenen Leitzinsen. Die Amundi-Expertin sagte, sie könne sich nicht vorstellen, dass die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe in Richtung sechs oder sechseinhalb Prozent läuft: "Das würde zu großen Verwerfungen in allen anderen Anlageklassen führen, und in diesem Fall würde die Fed wohl einschreiten."

    Amundi-Fondsmanagerin rät Anlegern zu Anleihen – Qualität und kurze Laufzeiten sind Trumpf

    Anleger, die über börsengehandelte Indexfonds auf US-Staatsanleihen mit Laufzeiten ab 10 Jahren haben 2022 fast 30 Prozent und 2023 bislang weitere 13 Prozent verloren. Anlegern rät die Multi-Asset-Managerin trotzdem zu Geduld: "Auch wenn die Kurse von US-Staatsanleihen gefallen sind, werden die Anleihen ja am Ende der Laufzeit zu 100 Prozent zurückgezahlt. Und je näher sie der Fälligkeit kommen, desto mehr nähern sich die Kurse dem Rückzahlungswert an, sie steigen also wieder." Das gelte im Prinzip auch für die Kurse von Fonds mit vielen verschiedenen Anleihen, obwohl die meisten Fonds keine feste Fälligkeit haben. Bei Fonds profitierten Anleger zudem über die Zeit von den gestiegenen Zinsen, wenn auslaufende Anleihen im Fonds durch neue Anleihen mit höheren Zinskupons ersetzt würden.

    Bei Staatsanleihen empfiehlt die Multi-Asset-Expertin im Moment vor allem US- und Euro-Papiere mit kürzerer Laufzeit. Darüber hinaus seien auch Unternehmensanleihen aus den USA und dem Euro-Raum – die noch mehr Rendite als Staatsanleihen bieten – für Anleger interessant: "Allerdings investiere ich hier vor allem in solide gut finanzierte Unternehmen mit guter Bonität und Ratings im Investmentgrade."

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