Steigende Ölpreise behindern den Kampf gegen die Inflation
Bereits am 13. Januar hatte ich geschrieben, dass das Tempo beim Rückgang der Inflation abnehmen wird. „Die Inflation von über 9 % auf 6,5 % oder gar bald unter 5 % zu bekommen, ist [..] ein Leichtes.
- Tempo beim Rückgang der Inflation hat abgenommen
- EZB kommt im Kampf gegen die Inflation ins Stocken
- Fed hat bereits mehr gegen die Inflation erreicht
- Steigende Ölpreise behindern den Kampf gegen die Inflation
Steigende Ölpreise behindern den Kampf gegen die Inflation
von Sven Weisenhaus
Bereits am 13. Januar hatte ich geschrieben, dass das Tempo beim Rückgang der Inflation abnehmen wird. „Die Inflation von über 9 % auf 6,5 % oder gar bald unter 5 % zu bekommen, ist [..] ein Leichtes. Schwieriger wird es, die Kernrate, bei der die schwankenden Energiepreise nur indirekt eine Rolle spielen, auf das Ziel der Notenbanken von 2 % zurückzubekommen. Das könnte deutlich länger dauern als der Rückgang der Inflation von 10 % auf 5 %“, hieß es damals.
Und ich wiederholte dies am 10. Mai (siehe „Arbeitsmarkt und Inflation: Waren die US-Daten positiv oder negativ?“). Warum ich das explizit erwähne, verrate ich gleich. Schauen wir zunächst auf die tatsächliche Entwicklung der Inflation:
EZB kommt beim Kampf gegen die Inflation ins Stocken
In der Eurozone fiel die Jahresrate der Inflation vom Hoch im Oktober 2022 bis Mai 2023 von 10,6 % auf 6,1 % – in 7 Monaten also um 4,5 Prozentpunkte bzw. um durchschnittlich mehr als 0,64 Prozentpunkte pro Monat. Zwei Monate später, also mit den aktuellsten Daten vom Juli, lag die Inflationsrate noch bei 5,3 %. Das Tempo beim Rückgang hat sich damit halbiert.
Die Kernrate der Inflation erreichte in der Eurozone erst im März ihr Hoch. Seitdem gab sie lediglich um insgesamt 0,2 Prozentpunkte von 5,7 % auf 5,5 % nach, wobei sie im Mai zwischenzeitlich bereits bei 5,3 % lag (-0,4 Prozentpunkte). Die Europäische Zentralbank (EZB) kam im Kampf gegen die Inflation also zuletzt nur sehr schleppend voran.
Die Fed hat gegen die Inflation bereits mehr erreicht
In den USA wurde das Hoch der Inflation im Juni 2022 markiert. Bis Mai ging es von 9,1 % auf 4,0 % abwärts. Das sind in 11 Monaten 5,1 Prozentpunkte bzw. etwas mehr als 0,46 Prozentpunkte pro Monat. Zwei Monate später lag die Inflation bei 3,2 %, womit sich das Tempo des Rückgangs immerhin nur leicht auf 0,40 Prozentpunkte abgeschwächt hat.
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Die Kernrate erreichte in den USA im September 2022 ihr Hoch und fiel bis Mai 2023 von 6,6 % auf 5,3 % – also in 8 Monaten lediglich um 1,3 Prozentpunkte bzw. 0,1625 Prozentpunkte pro Monat. Bis Juli reduzierte sie sich auf 4,7 %, womit sie schneller nachgab als zuvor. Die US-Notenbank (Fed) ist also Stand heute dem Ziel von 2 % näher als die EZB. Die Fed hatte aber auch mehr Zeit, und sie hat den Leitzins früher und stärker angehoben.
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