EZB erhöht, Fed pausiert und China senkt – egal! - Seite 2
Eine zusätzliche Zinsanhebung nur auf dem Papier
Offenbar glaubt der Markt nicht, dass es tatsächlich zu dieser „zusätzlichen“ Zinsanhebung kommen wird. Und ich glaube das auch nicht. Denn aktuell wird gemunkelt, dass die Verbraucherpreise in den USA im Juni wohl nur noch um rund 3 % zum Vorjahr gestiegen sein könnten. Und die Kernrate dürfte dann unterhalb des Leitzinsniveaus liegen, vor allem wenn Ende Juli der Leitzins angehoben wird.
Womöglich wollten die Währungshüter mit der angehobenen Leitzinsprognose dem Markt lediglich deutlicher machen, dass eine Zinspause nicht das Ende der Zinsanhebungen bedeutet. Eine weitere Anhebung im Juli scheint in Stein gemeißelt. Und das ist durch die neuen Projektionen nun unmissverständlich.
Bis September werden anschließend noch diverse Inflationsdaten veröffentlicht. Und wenn auch diese einen kontinuierlich nachlassenden Preisdruck anzeigen, könnte die Notenbank von der weiteren Zinsanhebung absehen und sich auf die dann aktuellen Daten beziehen. Mit denen könnten die Projektionen bezüglich der Inflation wieder nach unten geschraubt werden. Die Juli-Anhebung scheint also in Stein gemeißelt, die September-Anhebung jedoch nicht.
Allerdings sollte man berücksichtigen, dass sich die US-Notenbank bislang recht genau an ihre Zinsprognosen gehalten hat. Man sollte die Möglichkeit eines Leitzinses von im Mittel 5,6 % also nicht unterschätzen. Das tut der Aktienmarkt aber derzeit.
Chinas Wirtschaft schwächelt zunehmend
Was die Entscheidung der US-Notenbank angeht, so könnte man noch von einer Patt-Situation zwischen positiven (Zinspause) und negativen (zusätzliche Zinsanhebung) Nachrichten sprechen. Dass dennoch, wie eingangs geschrieben, die negativen Nachrichten überwiegen, liegt an China. Denn aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt kamen gestern schwächer als erwartete Konjunkturdaten. Sowohl die Zahlen zur Industrieproduktion als auch zu den Einzelhandelsumsätzen blieben im Mai hinter den Marktprognosen zurück.
Die Industrieproduktion stieg zwar um 3,5 % gegenüber dem Vorjahr, im April waren es aber noch +5,6 %. Analysten hatten zwar mit einer Abkühlung gerechnet, sie waren aber immerhin von +3,6 % ausgegangen.
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Ähnlich sieht es bei den Einzelhandelsumsätzen aus. Der wichtige Indikator für den Konsum stieg im Jahresvergleich um 12,7 % und verlangsamte sich damit gegenüber dem Anstieg von 18,4 % im April überraschend deutlich. Analysten hatten mit einem Anstieg von 13,6 % gerechnet.