Diese Volatilität ist anders
Märkte in Dauerpanik: "Rechnen Sie damit, noch viele Male getäuscht zu werden"
Trumps Kurswechsel lässt Daytrader und Spekulanten taumeln. Morgan Stanley rechnet mit weiteren Schockwellen – die ultrakurzen Zero-Day-Trades befeuern die Kurs-Achterbahn zusätzlich.
- Trumps Zollpolitik sorgt für nervöse Märkte und Volatilität.
- Morgan Stanley warnt: Anleger sollten vorsichtig sein.
- Zero-Day-Trades verstärken die Markt-Achterbahn erheblich.
- Report: Magnificent 7 - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Die zollpolitische Achterbahnfahrt unter US-Präsident Donald Trump bringt die Märkte weiter ins Wanken – und Experten warnen eindringlich vor falscher Sicherheit. In einer aktuellen Analyse mit dem Titel "Fool Me Once, Shame On You. Fool Me Twice, Shame On Me" rät Morgan Stanley Anlegern zur Vorsicht. "Rechnen Sie damit, noch viele Male getäuscht zu werden."
Die jüngsten Marktschwankungen zeigen, wie wenig planbar Trumps Handelspolitik derzeit ist. Zwar sorgte seine kurzfristige Ausnahme von Zöllen auf Smartphones, Halbleiter und Elektronik zunächst für steigende Kurse, doch US-Handelsminister Howard Lutnick stellte umgehend klar, dass die Ausnahmen nicht dauerhaft sind. Der Markt blieb dementsprechend nervös.
Noch am vergangenen Mittwoch hatte der S&P 500 nach Trumps Ankündigung einer 90-tägigen Zollpause einen der größten Tagesanstiege seit dem Zweiten Weltkrieg verzeichnet. Doch bereits am nächsten Tag gaben viele Titel ihre Gewinne wieder ab. Für Morgan Stanley ist klar: Ein verlässlicher Masterplan sei nicht erkennbar, und auch fiskalische oder geldpolitische Gegenmaßnahmen dürften "nicht wie gewünscht greifen". Das US-Verbrauchervertrauen sei schon vor dem 2. April eingebrochen, und die Atempause bei den Zöllen dürfte kaum echte Entspannung bringen.
Besonders betroffen: Händler, die mit Zero-Day-Optionen (0DTE) spekulieren – also mit Derivaten, die am selben Tag verfallen. Diese Art von Handel hat sich laut UBS und Bloomberg zum Treiber massiver Intraday-Volatilität entwickelt. Während der bekannte VIX-Index als klassisches Maß für Marktangst auf den höchsten Stand seit 2020 stieg, lag der eintägige Volatilitätsindex an mehreren Punkten sogar noch darüber – ein Novum.
Einige Marktbeobachter wie Mandy Xu von Cboe Global Markets halten die Wirkung von 0DTE für überschätzt und verweisen weiterhin auf Trumps Zölle als Hauptursache für die Turbulenzen. Andere wie Jonathan Brogaard, Finanzprofessor an der University of Utah, widersprechen. Die Masse kurzfristiger, spekulativer Trades habe die Ausschläge deutlich verschärft.
Eine Studie von Brogaard und Kollegen aus dem Jahr 2023 belegt: Seit dem Boom der 0DTE-Optionen ist die Intraday-Volatilität im Durchschnitt um 24,5 Prozent gestiegen.
In Summe zeigt sich also, dass die Märkte im Dauerstress-Modus sind. Trumps unberechenbare Zollpolitik, algorithmisches Trading und spekulative Derivate erzeugen ein hochsensibles Marktumfeld – in dem jeder Tweet und jede Wendung massive Ausschläge auslösen kann.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion
