Nach hohen Mittelzuflüssen
BofA zu China: "Kaufen Sie jeden Dip!"
Analysten der Bank of America raten Anlegern in einer neuen Studie dazu, Rücksetzer bei China-Aktien zu kaufen. Nicht alle Experten teilen diesen Optimismus.
- Bank of America empfiehlt Kauf bei China-Rücksetzern.
- 39,1 Mrd. USD flossen in China-Aktien zuletzt.
- Capital Economics warnt vor politischen Risiken.
- Report: Goldpreis nicht zu stoppen

Der aufsehenerregende Kursanstieg von chinesischen Basiswerten in den vergangenen Wochen hat große Begehrlichkeiten geweckt. Nach Angaben der Bank of America verzeichneten China-Aktien in der letzten Woche einen der höchsten Mittelzuflüsse aller Zeiten.
39,1 Milliarden US-Dollar an Investorengeldern sollen in den vergangenen Tagen in Fonds und Aktien mit China-Bezug geflossen sein. Dabei dürfte es auch zu erheblichen Umschichtungen und strategischen Neuausrichtungen gekommen sein, denn Wertpapiere aus anderen Staaten hatten gleichzeitig mit Abflüssen zu kämpfen.
Anleger schichten Milliardenbeträge in China um
So zogen Anleger laut der US-Großbank, von der Warren Buffett am Donnerstag weitere Anteile verkauft hat, 8,8 Milliarden US-Dollar aus japanischen Aktien ab. Sogar der indische Markt verzeichnete mit einem Minus von 200 Millionen US-Dollar das erste Mal seit mehr als zwei Jahren einen Rückgang der Investorengelder.
Die starken Kapitalflüsse demonstrieren, wie groß die Hoffnungen der Investoren auf eine wirksame Wachstumspolitik und fiskalische Stimuli durch die Zentralregierung in Peking sind, die sich am Sonntag erneut zu Wort melden und den weltweiten Aktienmärkten am Montag damit den Weg weisen dürfte.
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Bank of America: "Kaufen Sie jeden China-Dip!"
Zwar verweisen die BofA-Experten darauf, dass zuletzt vor allem Trader (insbesondere Hedgefonds) zugeschlagen hätten, während sich weniger bewegliche Finanzinstitutionen noch immer mit Investitionen in die chinesischen Wertpapiermärkte zurückhalten würden.
Dennoch raten sie Anlegern dazu, "jeden China-Dip zu kaufen". Hintergrund dieser Einschätzung ist, dass die Volkswirte der US-Großbank erwarten, dass Peking explizit auch den Aktienmarkt nutzen wird, um die getrübte Konsumlaune der Chinesinnen und Chinesen anzuheizen.
Mit Blick auf politische Risiken wiegeln sie ab und verweisen über die Frage hinaus, wer nächster Präsident oder nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten wird, darauf, dass nach den aktuellen Umfragen ein Erdrutschsieg beider Parteien unwahrscheinlich ist. So sei auch im Fall eines Sieges von Donald Trump nicht davon auszugehen, dass die bislang debattierten Zollpläne tatsächlich auch so umgesetzt werden könnten, was das Verhältnis der beiden Großmächte weiter zerrütten würde.
Britisches Wirtschaftsforschungsinstitut skeptisch
Genau solche Risiken, betont das unabhängige Wirtschaftsforschungsinstitut Capital Economics, sind es jedoch, weswegen Anleger vorsichtig agieren sollten – auch mit Blick auf den KI-Trade. Den Experten aus London zufolge könnten geopolitische Spannungen zwischen den USA und China auch "die KI-Blase zum Platzen bringen".
Als potenzielle Auslöser für eine Krise sehen die Analysten eine Verschärfung im Handelsstreit sowie ein Konflikt um die Straße von Taiwan sowie territorial umstrittene Inselgruppen im Ostpazifik. Ursache für die Sorge ist die Tatsache, dass Taiwan in der Fertigung fortschrittlicher KI-Chips aufgrund der Dominanz von Taiwan Semiconductor einen Weltmarktanteil von 90 Prozent besitzt.
"China könnte die Handelsströme zwischen Taiwan und den USA für hochentwickelte Halbleiter-Chips und KI-Server begrenzen und damit die KI-Lieferkette zerstören", geben die Experten in ihrer Untersuchung zu bedenken. Im Fall eines Wahlsieges von Donald Trump sei außerdem mit höheren Importzöllen zu rechnen, was die Margen chinesischer Unternehmen unter Druck setzen könnte.
Fazit: Berücksichtigen, aber untergewichten?
Die China-Rallye der vergangenen Wochen hat Investorengelder in Milliardenhöhe in das Reich der Mitte gespült, wie die Bank of America ermittelt hat. Sie geht von weiterhin guten Aussichten für den chinesischen Aktienmarkt aus und empfiehlt Anlegern, Rücksetzer zu kaufen, da sich Peking auch weiterhin um steigende Bewertungen an den Kapitalmärkten bemühen werde.
Demgegenüber räumen die Volkswirte von Capital Economics politischen Risiken ein höheres Gewicht ein und raten Anlegern daher zu Vorsicht. Sie sehen eine große Gefahr vor allem aufgrund der technologischen Abhängigkeit der USA von Taiwan und aufgrund der Spannungen zwischen den USA und China auch den KI-Trade gefährdet.
Um die Chancen und Risiken chinesischer Basiswerte auszubalancieren, könnten sich Anleger dazu entscheiden, diese ähnlich wie russische Aktien vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine als Hochrisiko-Positionen einzustufen und dementsprechend zwar zu berücksichtigen, aber nur mit sehr begrenztem Kapitaleinsatz.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*ab 500 Euro Ordervolumen, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen

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