Innovation Day
PayPal: "Satz mit X, das war wohl nix" – Innovation Day enttäuscht!
Anleger reagieren enttäuscht auf den mit Spannung erwarteten Innovation Day. Aus dem angekündigten Schock wurde ein Management-Update. Die Aktie reagiert mit Verlusten auf das mit markigen Worten angekündigte Event.
- Anleger enttäuscht über fehlende Innovation beim PayPal Innovation Day
- Aktie reagiert mit Verlusten auf das Management-Update
- PayPal verliert Vertrauen der Anleger durch nicht eingehaltene Versprechen
Viel Wind um (fast) nichts
Mehr Spannung hatte das Management von Zahlungsdienstleister PayPal vor seinem gestern abgehaltenen Innovation Day kaum aufbauen können. Man versprach nicht weniger, als die Welt zu schockieren.
Die dadurch zahlreich ausgelösten Spekulationen sorgten nicht nur für zusätzliche Aufmerksamkeit, sondern selbstverständlich auch für großes Interesse an der Aktie und steigende Kurse – schließlich wird das Papier schon seit dem vergangenen Jahr vor allem von Privatanlegern als ein ganz heißer Turnaround-Kandidat gehandelt.
Shocking News? Bestenfalls ein Business-Update!
Was den vollmundigen Ankündigungen dann allerdings folgte, war ernüchternd. Statt einer schockierenden Ankündigung, wie einer disruptiven Innovation – das schließlich ist die Ursprungsgeschichte des Zahlungsabwicklers – folgte bei genauerer Betrachtung bestenfalls ein Management-Update.
Sechs Verbesserungen kündige CEO Alex Chriss an, der in die übergroßen Fußstapfen seines Vorgängers Dan Schulman getreten ist, um PayPal und Tochter Venmo wieder zu neuem Wachstum zu verhelfen. Wirklich außergewöhnlich ist allerdings keine der angekündigten Maßnahmen.
Verbesserungen, aber kaum Innovation
Lesen Sie auch
So will man einerseits künftig auf Künstliche Intelligenz setzen, um beispielsweise Bezahlvorgänge zu beschleunigen oder benutzerspezifische Cashbacks, also Rückvergütungen auf mit PayPal ausgeführte Zahlungen, anzubieten (Advancend Offers Platform). Auch will PayPal seinen Geschäftskunden mithilfe von KI zu mehr Sichtbarkeit verfehlen.
Ein weiteres Programm soll Fastlane sein, das sich allerdings noch in der Entwicklung befindet. Die Geschäftskundenplattform soll Zahlungsdienstleistungen nicht nur beschleunigen, sondern sogar automatisieren und das weitestgehend ohne das vorherige Vorhandensein von Nutzerdaten.
Alex Chriss äußerte sich dazu wie folgt: "Da wir [bereits] 70 Prozent der Gäste, die Nutzer von PayPal sind oder bei einem PayPal-Händler eingekauft haben, erkennen können, sind wir in der Lage, die Dauer der Zahlungsabwicklung um fast 40 Prozent zu reduzieren."
Auch an die PayPal-App selbst will sich das Unternehmen heranwagen. Dort soll das Endkundenprogramm CashPass implementiert werden, worüber ebenfalls (personalisierte) Cashback-Angebote gemacht werden sollen. Als Kunden will das Unternehmen bereits Uber, die Einzelhändler Walmart und Best Buy, sowie McDonalds und – ein alter Bekannter – eBay gewonnen haben.
Anleger enttäuscht, Aktie verliert deutlich
Anlegern, denen eine schockierende Innovation versprochen wurde, reagieren enttäuscht auf die zwar sinnvollen, aber lediglich inkrementellen und wenig innovativen Verbesserungen. Cashback-Programme sind in der Branche ein ebenso alter Hut, wie das Versprechen von Zahlungsabwicklern vor allem an kleine und mittlere Unternehmen, deren Sichtbarkeit zu erhöhen.
Die Aktie verlor in der Spitze knapp sechs Prozent. Am Ende des Handelstages notierte PayPal 3,7 Prozent tiefer. Um weitere 1,3 Prozent ging es dann noch in der Nachbörse bergab.
Damit setzt sich der scharfe Pullback, gestartet bei 68 US-Dollar, in unvermindert rasantem Tempo fort. Angesichts der gestern ausgelösten Ernüchterung wäre es nicht überraschend, wenn PayPal in den kommenden Tagen auch Supports wie die Marke um 60 US-Dollar oder den Unterstützungsbereich zwischen 59 und 57 US-Dollar anläuft.
Kommentar: Unwürdiges Kommunikationsgebaren
Wer als Anleger von dem gestern vorgestellten Maßnahmenpaket enttäuscht ist und sich von seinen Papieren getrennt tat, tat das mit einiger Berechtigung: Wer in einem so viel beachteten Business, wie jenem von PayPal, und einem von vielen Aktionären mit großer Hoffnung bedachtem Wertpapier große Worte in den Mund nimmt, der muss liefern! Andernfalls macht man sich als Unternehmen und dessen Management unglaubwürdig.
Genau das ist gestern allerdings geschehen – man hat sich gerade in einer Branche, in der Vertrauen so wichtig ist, mit nicht einlösbaren Versprechen unglaubwürdig gemacht und Vertrauen verspielt. Die geradezu pompöse Kommunikationspolitik im Vorfeld des Events erinnert dabei an Elon Musk, der in seinen besten Zeiten bei Tesla ebenfalls häufiger mit nicht minder großen Ankündigungen aufgefallen ist, diese aber nie hat einhalten können.
Wie gut das dem Aktienkurs langfristig tut, lässt sich an Tesla ablesen. Wenn PayPal sich nicht rasch etwas einfallen lässt, das unwürdige Kommunikationsgebaren der vergangenen Tage wieder wettzumachen, droht der Aktie völlig zu recht das gleiche Schicksal.
Die PayPal Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -4,44 % und einem Kurs von 60,22USD auf Nasdaq (25. Januar 2024, 20:39 Uhr) gehandelt.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte
Aktuelle Themen
Weitere Artikel des Autors