Chartanalyse
Gold: Kann die 2.000er-Marke den Abwärtstrend stoppen?
Das Edelmetall ist in den vergangenen Tagen unter Druck geraten und wird durch wieder anziehende Renditen bei US-Staatsanleihen belastet. Ist die Unterstützung bei 2.000 US-Dollar dem Abwärtstrend gewachsen?
- Gold unter Druck durch steigende Renditen bei US-Staatsanleihen
- Uneindeutige Signallage im Tageschart, Trend noch intakt
- Attacke auf 2.000 US-Dollar erst nach Zwischenerholung zu erwarten
- Report: Magnificent 7 - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Spannende, weil uneindeutige Signallage
Vor Gold-Anlegern liegen spannende Tage. Die Verkäufer müssen nach den Verlusten in den letzten Wochen beweisen, dass sie noch genügend Saft für einen Break der Unterstützung bei 2.000 US-Dollar haben. Die Bullen müssen hingegen einiges in die Waagschale werfen, um diesen wichtigen Support zu verteidigen.
Wie die jeweiligen Chancen stehen, zeigt der Blick in den aktuellen Tageschart – dieser deutet nicht auf eine eindeutige Signallage hin. Sich bereits jetzt für eine Seite zu entscheiden, könnte daher zu früh sein:
Übergeordneter Aufwärtstrend intakt, kurzfristig Risse
Was den Trend angeht, ist der steile Anfang Oktober gestartete Aufwärtstrend zunächst abgeschlossen. Das zum Start in die Woche markierte Lower High deutet auf eine mögliche Top-Bildung hin, nachdem schon das letzte Hoch kaum über dem vorangegangenen gelegen hatte.
Die übergeordnete (also auf der nächsthöheren Zeitebene liegende) im Herbst 2022 gestartete Rallye ist aber noch in Takt. Die Verluste der vergangenen Wochen sind bis jetzt also eine Gegenbewegung in einem intakten Aufwärtstrend und noch kein neuer, klarer Abwärtstrend.
Diesen Schluss legt auch der Trendstärkeindikator MACD nahe, der ermittelt auf Tageskursbasis noch ganz knapp im Plus liegt und damit einen Aufwärtstrend signalisiert. Die Abwärtsbewegung der vergangenen Tage zeigt jedoch, dass hier ein Vorzeichen- und damit auch ein Trendwechsel bevorstehen könnte. Auf Wochenbasis ermittelt hingegen liegt der MACD noch komfortabel im Plus, für eine übergeordnete Trendwende müsste sich die Lage daher noch deutlich stärker eintrüben.
2.000 US-Dollar: Attacke auf Umwegen?
Der Relative-Stärke-Index zeigt sich mit 30 recht schwach, das ermöglicht zunächst eine Konsolidierung der jüngsten Verluste. Was allerdings zu Denken geben sollte, sind die bärischen Divergenzen der vergangenen Wochen. Trotz neuer Hochs im Kurschart ist der RSI gefallen. Solche Divergenzen kündigen häufig übergeordnete Trendwenden an.
Mit Ausnahme der 50-Tage-Linie sind wesentliche Supports noch intakt. Als nächstes rückt die Marke von 2.000 US-Dollar ins Visier der Verkäufer. Mit Blick auf den tagesaktuell überverkauften RSI ist allerdings nicht mit einer direkten Attacke, sondern einem Angriff erst nach einer Zwischenerholung zu rechnen. Eine solche könnte bereits gestern Abend eingesetzt haben.
Für eine nachhaltige Trendwende ist es noch deutlich zu früh
Dann allerdings stehen die Chancen auf einen Break nicht schlecht, denn bis mit einer Kurserholung auch der Trendstärkeindikator MACD wieder einen Aufwärtstrend anzeigen kann, dürfte es einige Zeit dauern. In dieser wären auf jeden Fall die Bären am Drücker.
Allzugroß ist das Abwärtspotenzial mit Blick auf die kommenden Wochen aber nicht. Weitere Unterstützungen lauern bereits in Form der 200-Tage-Linie sowie der Horizontalunterstützung bei 1.980 US-Dollar. Nachhaltig eintrüben würde sich die Aussichten für Gold ohnehin erst bei einem Bruch der Unterstützung von 1.900 US-Dollar.
Fazit: Wer short geht, sollte nicht zu viel erwarten
Der wahrscheinlichste Kursverlauf für Gold ist in den kommenden Tagen eine kurze Zwischenerholung ehe die 2.000 US-Dollar attackiert werden. Aufgrund der jüngsten Eintrübung stehen die Chancen auf ein Bruch der Unterstützung nicht schlecht, das kurzfristige Abwärtspotenzial ist allerdings überschaubar.
Wer auf nachhaltig fallende Kurse in Gold wetten will, sollte auf Kurse unter 1.900 US-Dollar warten. Darüber hat Gold jederzeit Chancen, Korrekturen rasch wieder zu beenden – erst recht, wenn sich die geopolitischen Spannungen wieder verschärfen oder die US-Notenbank tatsächlich ihre Zinsen senken sollte.
Gold wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Plus von +0,28 % und einem Kurs von 2.011USD auf Citigroup (18. Januar 2024, 11:21 Uhr) gehandelt.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion

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