Taiwan Semiconductor
Halbleitergigant mit Quartalszahlen: Reicht das für AMD, Nvidia und Co.?
Von den mit Spannung erwarteten Quartalszahlen von TSMC erhoffen sich die Aktionäre von AMD, Nvidia und Co. neuen Rückenwind – ihre Rechnung könnten sie dabei ohne den nur zufriedenstellenden Ausblick gemacht haben.
- Quartalszahlen von Taiwan Semiconductor erfüllen Erwartungen
- Umsatz leicht niedriger, Gewinn stärker als erwartet
- Erholung der Geschäfte hält an, aber Ausblick enttäuscht
- Report: Magnificent 7 - Die Spreu trennt sich vom Weizen

Showdown für Halbleiteraktien
Auf diese Zahlen hat die Halbleiter-Welt angesichts des erneuten Höhenfluges von Chip-Aktien wie AMD, Broadcom und Nvidia zum Start in das neue Jahr gewartet.
Wenngleich Taiwan Semiconductor für das abgelaufene Quartal ein starkes Zahlenwerk präsentiert hat, bleibt fraglich, ob das tatsächlich ausreicht, die hohen Bewertungen zu rechtfertigen – es gibt nämlich einen dicken Wermutstropfen...
Umsatz im Rahmen der Erwartungen, Gewinn etwas stärker
Mit einem Umsatz von 19,62 Milliarden US-Dollar ist der Erlös etwas niedriger ausgefallen, als Reuters aus den monatlich veröffentlichten Umsatzberichten errechnet hatte. Mit dem präsentierten Umsatzergebnis, einem Minus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, hat Taiwan Semiconductor die Erwartungen des Marktes sowie das obere Ende der eigenen Prognose getroffen.
Eine positive Überraschung gab es auch aufgrund von Währungseffekten beim Gewinn. Statt der vom Markt prognostizierten 1,37 US-Dollar pro Aktie landete der Ertrag bei 1,44 US-Dollar pro Aktie – gegenüber dem Vorjahr (1,82 US-Dollar) bedeutet das allerdings einen Rückgang von fast 20 Prozent.
Erholung dauert an, gewinnt in Q4 aber an Fahrt
Die Erholung der Geschäfte sowohl von TSMC als auch seiner Kunden ist damit noch immer nicht abgeschlossen. Im Vorjahresvergleich entwickelten sich vor allem die Segmente "Smartphone" mit einem Umsatzrückgang von acht Prozent sowie "Internet of Things" mit Verlusten von 17 Prozent schwach. Ordentlich zulegen konnte dagegen mit einem Plus von 15 Prozent das Geschäft mit Halbleitern für die Automobilindustrie.
"High-Performance-Computing", der Bereich in dem die Chips, die an AMD und Nvidia ausgeliefert werden, verzeichnet werden, beschloss das Geschäftsjahr unverändert. Hier dürfte sich der Blick auf die Umsatzentwicklung gegenüber dem Vorquartal richten. Dort nämlich stimmt der Trend:
Sowohl im Bereich "HPC" als auch bei Smartphones zeichnet sich eine an Fahrt gewinnende Erholung ab. Das werden die Bullen bei AMD und Nvidia heute sicherlich für weitere Kursgewinne ins Feld führen wollen.
Auch für Apple-Aktionäre ist etwas dabei, der Ramp-up des 3-Nanometer-Prozesses scheint zügig voranzukommen, der Anteil am Umsatz stieg von sechs Prozent im vergangenen auf bereits 15 Prozent im aktuellen Quartal. Mit einer Strukturbreite von drei Nanometern werden unter anderem die Prozessoren für das iPhone 15 gefertigt.
Aktien zur Stunde gefragt









Im frühen europäischen Handel sind die Papiere von TSMC gefragt und können knapp zwei Prozent zulegen. Auch AMD und Nvidia werden gekauft und handeln mit Aufschlägen von rund einem Prozent. Bei Apple zucken Anleger bislang mit den Schultern.
Widersprüchlicher Ausblick widerlegt Argumente
Die Bullen, das der Wermutstropfen, sollten sich ihrer Sache allerdings nicht zu sicher sein, denn der Ausblick, für das Verteidigen der aktuell hohen Bewertungen im Halbleiterbereich besonders entscheidend, kann nicht so recht überzeugen:
Mit einer Range von 18,0 bis 18,8 Milliarden US-Dollar rechnet das Management gegenüber dem Vorjahr zwar mit einer Verbesserung von etwa zehn Prozent. Gegenüber dem traditionell starken Schlussquartal müssen sich Anleger aber auf schwächere Geschäfte einstellen.
Damit droht den Käufern bei Halbleiteraktien eine Schlappe. Ein gewichtiges Argument für den Höhenflug bei AMD und Nvidia ist nämlich, dass künstliche Intelligenz ein Ende der Zyklizität des Halbleitergeschäfts bedeuten würde. Bei Taiwan Semiconductor ist davon noch nichts zu sehen.
Die Wachstumserwartung von "nur" zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal wirft ebenfalls Fragen nach dem tatsächlichen Wachstum im Bereich künstlicher Intelligenz auf, wenngleich das Management für das Gesamtjahr ein "gesundes Wachstums" von bis zu 20 Prozent sieht, auch aufgrund einer "robusten" Nachfrage nach KI-Chips.
Ein Plus von 20 Prozent liest sich zwar beeindruckend, bedeutet aber erst einmal nur die Rückkehr auf die Umsatzniveaus von 2022 beziehungsweise etwas darüber. Dem sind etliche Aktien der Branche bereits weit vorausgeeilt.
Fazit: Zufriedenstellend – nicht mehr, nicht weniger
Das Quartalsergebnis geht in Ordnung und ist in seiner Gesamtheit zufriedenstellend. Argumente liefert der Geschäftsbericht sowohl den Bullen als auch den Bären. Angesichts der zum Teil enormen Bewertungen in der Branche könnten in den kommenden Tagen aber einige Bullen ins Grübeln geraten – dadurch könnte es zu Gewinnmitnahmen bei AMD, Nvidia und Co. und einem Konter der Bären kommen.
Taiwan Semiconductor selbst ist vergleichsweise günstig (aber keineswegs billig) bewertet und verdient die vorbörslich gewährten Kursaufschläge von fast acht Prozent.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion

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