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    IWF-Prognose: Konjunkturtief in Deutschland zäher als erwartet

    „Die Weltwirtschaft humpelt“, meint der IWF. Das gilt besonders für die deutsche Wirtschaft, für die der IWF die Prognose einmal mehr nach unten korrigiert hat. Gewinner sind die USA und Schwellenländer wie Indien.

    Deutschland tut sich noch schwerer, aus dem Konjunkturtief herauszukommen, als bislang angenommen. Zu dieser Einschätzung kommt der Internationale Währungsfonds IWF in seiner am Dienstag in Marrakesch vorgestellten aktuellen Konjunkturprognose. Für die Weltwirtschaft insgesamt sind die IWF-Ökonomen zwar optimistischer. Doch IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas mahnt: „Die Weltwirtschaft humpelt vor sich hin, sie sprintet nicht.“ Die Weltwirtschaft erholt sich nur schleppend von den Folgen der Corona-Pandemie, dem russischen Krieg gegen die Ukraine und der hohen Inflation – das Wachstum ist historisch schwach. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft verschlechtern sich dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge weiter.

    Deutschland rutscht noch tiefer ab

    Für dieses Jahr erwartet der IWF nach seiner am Dienstag vorgelegten Konjunkturprognose ein noch stärkeres Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,5% als im Sommer. Im Juli hatte der IWF Deutschland bereits ein Minus von 0,3% vorhergesagt und damit Deutschland als einziger Industrienation einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts bescheinigt. Im kommenden Jahr soll die deutsche Wirtschaft aber wieder um 0,9% wachsen. Das sind allerdings mit einer Abwärtskorrektur um 0,4% deutlich weniger als noch im Sommer angenommen. Als Gründe nennt der Währungsfonds die Schwäche zinsempfindlicher Sektoren, die geringere Nachfrage durch Handelspartner und folglich eine Schwäche der Industrieproduktion. 2022 hatte die deutsche Wirtschaft noch um 1,8% zugelegt.

    Die deutsche Prognose habe vor allem deswegen so stark nach unten korrigiert werden müssen, weil die hiesige Wirtschaft stark von der Industrie geprägt ist und die Erholung des Dienstleistungssektors kaum ins Gewicht falle, so Gourinchas. Länder wie Frankreich oder Italien dagegen profitieren vom starken Wachstum des Tourismus.

    Während die Bundesregierung für das kommende Jahr noch mit einem deutlichen Inflationsrückgang auf 2,6% rechnet, setzt der IWF diese allerdings mit 3,5% deutlich höher an. Seine Einschätzung begründet Gournichas mit den Nachwirkungen des Energiepreisschocks aus dem vergangenen Jahr. Die Überwälzung der höheren Energiepreise habe die Kerninflation im Euro-Raum stark nach oben getrieben. In Deutschland gehen zwar derzeit die Preise für Gas und Strom zurück, doch die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) sinkt nicht in gleichem Maße, d.h. die Preise sinken in der Breite langsamer. Das belastet vor allem den privaten Konsum.

    Der stärkere Konjunkturabschwung in Deutschland ist umso schmerzhafter, weil die europäischen Nachbarn der IWF-Prognose zufolge besser dastehen: Frankreichs Wirtschaft z. B. soll 2023 um 1% wachsen (2024 um 1,3%), in Italien wird mit einem Wachstum von 0,7% (2024 um 0,7%) und in Spanien sogar von 2,5% gerechnet (2024 1,7%).

    Für den Euroraum korrigiert der IWF seine Prognose – aus oben genannten Gründen – nach unten: für dieses Jahr von 0,9 auf 0,7% und für 2024 von 1,5 auf 1,2%.

    „Weltwirtschaft humpelt vor sich hin“

    Die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft für dieses Jahr liegt wie im Juli bei 3,0%. Für das kommende Jahr korrigierte der Fonds die Schätzung leicht nach unten auf 2,9% (minus 0,1%). Im Jahr 2022 war die Weltwirtschaft noch um 3,5% gewachsen. Rückblickend sei die Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft aber angesichts der diversen Krisen bemerkenswert, so der IWF.

    Das Wachstum habe sich zwar verlangsamt, sei aber nicht zum Stillstand gekommen. Dennoch sei das Wachstum weltweit ungleichmäßig, so IWF-Chefvolkswirt Gourinchas. Die Abschwächung ist in den Industrienationen demnach stärker ausgeprägt als in ärmeren Ländern. Eine vollständige Erholung in Richtung der vor der Pandemie herrschenden Trends scheine zunehmend außer Reichweite zu sein. Das Wachstum werde neben den Folgen der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine auch wegen der strengen Geldpolitik aufgrund der hohen Inflation und extremer Wetterereignisse gebremst, so der IWF.

    IWF-Prognose: Gewinner und Verlierer

    Eine deutliche Aufhellung erwartet der IWF allerdings für die USA. Die Wirtschaft in den USA entwickelt sich deutlich besser als angenommen. Die Wachstumsprognose für dieses Jahr korrigierte der IWF um 0,3% auf 2,1% nach oben. Im kommenden Jahr soll das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,5%wachsen – das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als zuletzt prognostiziert. Die USA überraschten dabei mit einem „robusten Konsum und Investitionen“, hieß es. Viele Schwellenländer hätten sich außerdem als recht widerstandsfähig erwiesen. Unter den Entwicklungsländern schneidet besonders Indien mit 6,3% noch besser ab als nach der Juli-Prognose. Die Wirtschaft des mit 1,4 Milliarden Menschen bevölkerungsreichsten Landes soll auch im nächsten Jahr wieder um 6,3% wachsen.

    Selbst die russische Wirtschaft soll dieses Jahr trotz Krieg in der Ukraine und westlicher Sanktionen noch stärker wachsen als noch im Juli prognostiziert. Der IWF hat die frühere Erwartung von 1,5% um 0,7% auf 2,2% deutlich nach oben korrigiert. Das ist ein beachtenswertes Plus nach einem Rückgang des russischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,1% im letzten Jahr. Die westlichen Sanktionen gegen russische Rohölexporte hätten sich nur mittelmäßig ausgewirkt, die Exportströme seien laut IWF relativ konstant geblieben. Darüber hinaus werde russisches Öl oberhalb der von den G7-Staaten auferlegten Preisobergrenze von 60 US-Dollar gehandelt. Ein Grund dafür sei, dass sich die nicht mit dem Westen verbündete Öltankerflotte größer geworden sei. Fachleute gehen davon aus, dass sich die Auswirkungen der Sanktionen erst in den kommenden Jahren spürbar zeigen werden. Das russische Wirtschaftswachstum wird dann 2024 vom IWF erwartungsgemäß nur noch mit 1,1% beziffert. Die Ökonomen verweisen auch auf die enormen Staatsausgaben für den Krieg und die Folgen der Kriegswirtschaft, die alles andere als nachhaltig sind. Der gestiegene Handel mit Asien trägt jedoch zur Stabilisierung des russischen Handels bei. Zum Vergleich: Die ukrainische Wirtschaft soll dieses Jahr, nach einem dramatischen Konjunkturrückgang um 29,1% im Vorjahr, um 2% wachsen.

    Auch China steht mit 5% Wirtschaftswachstum in diesem Jahr recht stabil da, obwohl der IWF seine Wachstumsprognose für das Reich der Mitte in diesem Jahr um 0,2% nach unten korrigiert hat und im kommenden Jahr um minus 0,3% auf 4,2% revidiert hat. Als einen wesentlichen Grund für diese Entwicklung nennt der IWF die Krise im chinesischen Immobiliensektor, die auch für die Weltwirtschaft ein Risiko bedeute. Chinas Wirtschaft müsse sich von seinem kreditgetriebenen Immobilienwachstumsmodell verabschieden.

    Zwar ändert der IWF seine Prognose für die Industrienationen für die beiden kommenden Jahre nicht: Im Jahr 2023 soll die Wirtschaft dort im Schnitt um 1,5% wachsen, im Jahr 2024 um 1,4%. Allerdings hat die Wirtschaft der entwickelten Volkswirtschaften 2022 noch um 2,6% zugelegt.

    IWF blickt wenig optimistisch auf die Preisdynamik

    Für dieses Jahr rechnet der IWF weltweit mit einer Teuerungsrate von im Schnitt 6,9% – das sind 0,1% mehr als noch im Juli prognostiziert. Im kommenden Jahr soll sie dann bei 5,8% liegen. Es sei die oberste Aufgabe der Zentralbanken, am Ball zu bleiben und die hohen Verbraucherpreise in den Griff zu bekommen, warnt der IWF. Es sei noch zu früh, um im Kampf gegen die Inflation den Sieg zu erklären. Die Lebensmittelpreise seien nach wie vor hoch und könnten durch eine Eskalation des Krieges in der Ukraine weiter in die Höhe getrieben werden, so der IWF. Das würde viele ärmere Länder in große Schwierigkeiten bringen. Auch die Rohstoffpreise könnten wegen geopolitischer Spannungen und im Zusammenhang mit dem Klimawandel stärker schwanken. Insgesamt gilt, dass die Wirtschaft historisch langsam wächst: Von 2000 bis 2019 – also bis zur Corona-Pandemie – lag der jährliche Schnitt bei 3,8%.

    Da die IWF-Prognose noch vor dem Ausbruch des Krieges in Israel erstellt wurde, sei es noch zu früh, um etwas zu den ökonomischen Folgen sagen zu können, sagte Gorinchas in Marrakesch.

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