Aktien- oder Anleihemarkt – wer liegt richtig?
Nun scheint genau das einzutreten, wovor ich bereits gewarnt habe: Der Dienstleistungssektor wird von der schwächelnden Industrie belastet und mit nach unten gezogen.
Aktien- oder Anleihemarkt – wer liegt richtig?
von Sven Weisenhaus
Nun scheint genau das einzutreten, wovor ich bereits gewarnt habe: Der Dienstleistungssektor wird von der schwächelnden Industrie belastet und mit nach unten gezogen. Darauf deuten zumindest die aktuellen Einkaufsmanagerdaten für die Wirtschaft in Deutschland und der Eurozone hin.
Die deutsche Wirtschaft wächst kaum noch, wenn überhaupt
Der Index für die deutsche Industrie sackte im Juni auf 41,0 Punkte weiter ab, nachdem er im Vormonat mit nur 43,2 Punkten bereits ein sehr niedriges Niveau erreicht hatte. Er steht nun auf dem tiefsten Wert seit 37 Monaten.
Vor einem Monat habe ich bereits davon gesprochen, dass die Industrie teilweise nahe vor einer Depression steht (siehe „Passt das Rekordhoch im DAX noch zur wirtschaftlichen Entwicklung?“). Nun ist das Stimmungsbarometer noch einmal deutlich weiter in den Kontraktionsbereich abgetaucht.
Für den Servicesektor fiel der Frühindikator derweil auf 54,1 Punkte, nach 57,2 Zählern im Mai.
Hier stehen die Zeichen damit zwar weiterhin noch auf Wachstum, aber ein Rückgang um 3,1 Punkte auf Monatssicht ist schon ein herber Dämpfer.
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Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte deutsche Privatwirtschaft brach dadurch ebenfalls um 3,1 auf 50,8 Punkte ein, wodurch er nun nur noch knapp oberhalb der Schwelle von 50 Zählern liegt, ab der Wachstum signalisiert wird.
Allerdings ist fraglich, ob die deutsche Wirtschaft damit auch tatsächlich wächst. Denn bereits im 1. Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) geschrumpft, wenn auch mit -0,1 % nur moderat, obwohl der Einkaufsmanagerindex im Februar (50,7) und März (52,6) oberhalb der Wachstumsschwelle notierte und nur im Januar (49,9) knapp eine Kontraktion andeutete.
Keine Besserung in Sicht
Aber selbst, wenn im 2. Quartal 2023 ein Wachstum erzielt werden konnte, so haben sich die Zukunftsaussichten durch den aktuellen Rückgang der Einkaufsmanagerdaten deutlich eingetrübt. Zumal sich die Geschäftsaussichten zum vierten Mal in Folge eintrübten und ein 6-Monatstief erreichten – und Letzteres gilt auch für den Service-Sektor, wie S&P Global gestern zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 800 Unternehmen mitteilt.