So etwas hat es seit 1999 nicht mehr gegeben
Die großen Aktienindizes zeigen sich weiterhin äußerst stabil. Rücksetzer werden aktuell immer wieder von den Bullen gekontert, so dass sie sich meist nur als Gegenbewegungen auf vorherige Kursgewinne herausstellen.
So etwas hat es seit 1999 nicht mehr gegeben
von Sven Weisenhaus
Die großen Aktienindizes zeigen sich weiterhin äußerst stabil. Rücksetzer werden aktuell immer wieder von den Bullen gekontert, so dass sie sich meist nur als Gegenbewegungen auf vorherige Kursgewinne herausstellen. Von Korrekturen sind die Aktienindizes noch weit entfernt. Lediglich „unter der Oberfläche“ zeigen sich weiterhin Schwächen.
Auftragseingang erneut rückläufig
Angesichts der neuesten Konjunkturdaten ist dies nach wie vor erstaunlich. Denn gestern wurde für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland erneut ein Minus beim Auftragseingang gemeldet. Die Bestellungen sanken demnach im April um 0,4 % zum Vormonat. Analysten hatten dagegen mit einem Anstieg um 3,0 % gerechnet, nachdem es im März zu einem Einbruch um 10,9 % gekommen war.
Auch beim Umsatz mussten die Industrie-Unternehmen Einbußen hinnehmen. Die Erlöse fielen im April (preis-, saison- und kalenderbereinigt) um 1,2 % niedriger aus als im Vormonat, nachdem für März bereits ein Rückgang von 2,2 % gemeldet worden war.
Dienstleistungsgewerbe der USA schwächelt
Immerhin läuft es ja im Dienstleistungssektor noch rund, könnte man nun sagen. Doch auch hierzu gab es jüngst schlechte Nachrichten. Vorgestern wurde in den USA der ISM-Index des Dienstleistungssektors veröffentlicht. Und dieser steht im Mai nur noch bei 50,3 Punkten, nach 51,9 im Vormonat. Damit konnte er sich nur noch knapp oberhalb der Schwelle von 50 halten, ab der Wachstum signalisiert wird. Die Konsensschätzung hatte eigentlich einen Anstieg auf 52,2 Zähler erwarten lassen.
Und wenn man sich die Tendenz dieses Frühindikators anschaut, dann erkennt man leicht, dass seit dem Hoch vom November 2021 ein Abwärtstrend vorliegt. Setzt sich dieser fort, haben wir es auch im Dienstleistungsbereich der USA bald mit Schrumpfung zu tun.
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Und dann kann der Dienstleistungssektor die Schwäche der Industrie nicht mehr ausgleichen, wie er es bislang noch getan hat (siehe „Die Kluft zwischen Servicesektor und Industrie wird immer größer“). Die Wirtschaft der USA droht in diesem Fall in die längst erwartete und insbesondere durch die inverse Zinsstrukturkurse frühzeitig angezeigte Rezession zu rutschen. Fraglich ist, wie sich das mit den aktuellen Aufwärtstendenzen der Aktienindizes vereinbaren lässt.