Währungskrise
Erdoğans vergeblicher Kampf gegen die Abwertung: Immobilien-Verträge nur noch in Lira
Der neue Schachzug des türkischen Präsidenten Erdoğan, Immobilien-Verträge in Euro und US-Dollar zu verbieten, vergrößert das Misstrauen der Anleger. Der Verfall der türkischen Lira schreitet weiter voran.
In der Türkei dürfen Immobiliengeschäfte wie zum Beispiel Kauf- und Mietverträge in Zukunft nicht mehr in ausländischen Währungen wie Euro oder US-Dollar abgeschlossen werden. Das geht aus einem Amtsblatt hervor. Außerdem müssen ebenfalls alle bereits in einer ausländischen Währung abgeschlossenen Verträge binnen 30 Tagen auf die türkische Lira umgeschrieben werden, so "Reuters". Immobilienverträge in Euro oder Dollar sind in der Türkei weit verbreitet.
Mit dieser neuen Maßnahme will Präsident Recep Tayyip Erdoğan den massiven Kursverfall der Lira aufhalten. Die türkische Währung verlor im Vergleich zum US-Dollar im zweiten Quartal 24 Prozent. Seit dem zweiten Quartal beschleunigte sich die Abwertung um weitere 31 Prozent (Stichtag: 11.09.2018).
Die Währungskrise droht die türkische Wirtschaft zu erdrücken. Das türkische Bruttoinlandsprodukt fiel im Jahresvergleich von 7,4 Prozent im 1. Quartal auf 5,2 Prozent im 2. Quartal - eine stark fallende Tendenz, analysiert Forex-Experte Folker Hellmeyer. Zudem wird die durch den Währungsverfall die steigende Auslandsverschuldung, die türkische Unternehmen erdrückt, zum größeren Problem. Immer mehr Konkurse in der Privatwirtschaft könnten eine tiefe Rezession auslösen, so Hellmeyer.
Unterdessen hat die türkische Notenbank den Leitzins von 17,75 Prozent auf 24 Prozent angehoben und sich damit gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gestellt. Die Erhöhung auf 24 Prozent fällt drastisch aus. Ökonomen hatten auf eine Erhöhung auf 22,0 Prozent gesetzt.
Noch kurz vor der heutigen Notenbank-Sitzung hatte Staatsschef Erdoğan die Währungshüter zur Senkung der Zinsen aufgefordert. Der mit großer Machtfülle ausgestattete Präsident betonte, Zinsen seien generell die Ursache von Inflation. Der Präsident gab der Notenbank die Schuld für die steigenden Preise im Land.
Die heutige Sitzung der Notenbank könnte einen Wendepunkt in der Wirtschaftskrise markieren, da die Notenbank mit der Zinserhöhung ihre Unabhängigkeit demonstrierte. So könnte Vertrauen der internationalen Anlegerschaft zurückgewonnen werden.
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