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    Währungskrise  4438  29 Kommentare Erdoğans vergeblicher Kampf gegen die Abwertung: Immobilien-Verträge nur noch in Lira

    Der neue Schachzug des türkischen Präsidenten Erdoğan, Immobilien-Verträge in Euro und US-Dollar zu verbieten, vergrößert das Misstrauen der Anleger. Der Verfall der türkischen Lira schreitet weiter voran.

    In der Türkei dürfen Immobiliengeschäfte wie zum Beispiel Kauf- und Mietverträge in Zukunft nicht mehr in ausländischen Währungen wie Euro oder US-Dollar abgeschlossen werden. Das geht aus einem Amtsblatt hervor. Außerdem müssen ebenfalls alle bereits in einer ausländischen Währung abgeschlossenen Verträge binnen 30 Tagen auf die türkische Lira umgeschrieben werden, so "Reuters". Immobilienverträge in Euro oder Dollar sind in der Türkei weit verbreitet.

    Mit dieser neuen Maßnahme will Präsident Recep Tayyip Erdoğan den massiven Kursverfall der Lira aufhalten. Die türkische Währung verlor im Vergleich zum US-Dollar im zweiten Quartal 24 Prozent. Seit dem zweiten Quartal beschleunigte sich die Abwertung um weitere 31 Prozent (Stichtag: 11.09.2018).

    Die Währungskrise droht die türkische Wirtschaft zu erdrücken. Das türkische Bruttoinlandsprodukt fiel im Jahresvergleich von 7,4 Prozent im 1. Quartal auf 5,2 Prozent im 2. Quartal - eine stark fallende Tendenz, analysiert Forex-Experte Folker Hellmeyer. Zudem wird die durch den Währungsverfall die steigende Auslandsverschuldung, die türkische Unternehmen erdrückt, zum größeren Problem. Immer mehr Konkurse in der Privatwirtschaft könnten eine tiefe Rezession auslösen, so Hellmeyer.

    Unterdessen hat die türkische Notenbank den Leitzins von 17,75 Prozent auf 24 Prozent angehoben und sich damit gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gestellt. Die Erhöhung auf 24 Prozent fällt drastisch aus. Ökonomen hatten auf eine Erhöhung auf 22,0 Prozent gesetzt.

    Noch kurz vor der heutigen Notenbank-Sitzung hatte Staatsschef Erdoğan die Währungshüter zur Senkung der Zinsen aufgefordert. Der mit großer Machtfülle ausgestattete Präsident betonte, Zinsen seien generell die Ursache von Inflation. Der Präsident gab der Notenbank die Schuld für die steigenden Preise im Land.

    Die heutige Sitzung der Notenbank könnte einen Wendepunkt in der Wirtschaftskrise markieren, da die Notenbank mit der Zinserhöhung ihre Unabhängigkeit demonstrierte. So könnte Vertrauen der internationalen Anlegerschaft zurückgewonnen werden.

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    Quelle:


    Reuters





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    Währungskrise Erdoğans vergeblicher Kampf gegen die Abwertung: Immobilien-Verträge nur noch in Lira Der neue Schachzug des türkischen Präsidenten, Immobilien-Verträge in Euro und US-Dollar zu verbieten, vergrößert das Misstrauen der Anleger. Der Verfall der türkischen Lira schreitet weiter voran

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    Kommentare

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    21.10.19 19:27:24
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    15.09.19 01:26:38
    Die türkische Notenbank hat den Zins für einwöchiges Notenbankgeld erneut gesenkt: von 19,75 auf 16,5 Prozent. Weitere Zinssenkungen sind zu befürchten - Präsident Erdogan befürwortet sogar Zinsen im einstelligen Bereich. Die fallenden Zinsen werden die Flucht von der Lira in Dollar-Investments weiter befördern.

    Türkei senkt Leitzins drastisch: Chance für Schwellenland-Investments?
    https://www.wallstreet-online.de/nachricht/11733680-plan-tue…
    Avatar
    25.07.19 16:18:13
    Rückgang der Inflation nur temporärer Natur

    Mit der lockeren Geldpolitik der Notenbank könnte der Lira nun eine neue Schwächephase bevorstehen. Die Inflation ist zwar mittlerweile auf unter 16 Prozent abgesunken, nachdem sie im Oktober 2018 zum ersten Mal seit 15 Jahren auf mehr als 25 Prozent gestiegen war. Ursache war damals unter anderem ein Zerwürfnis mit den USA, das auch zu wirtschaftlichen Sanktionen geführt hatte.

    Der Rückgang der Inflation ist nach Ansicht der Commerzbank am nur temporär. Bis Jahresende werde sie wieder anziehen, so die Analysten. Zinssenkungen seien bei diesen Aussichten „problematisch“, egal, in welcher Höhe. Die Experten rechnen daher im weiteren Jahresverlauf mit einer abermals schwächeren Lira.

    Quelle Focus Money: Extreme Zinssenkung: Neuer Notenbankchef erfüllt Erdogans Er…
    Avatar
    25.07.19 16:11:32
    Nach dem von Präsident Recep Tayyip Erdogan erzwungenen Chefwechsel hat die türkische Zentralbank den Leitzins um 4,25 Prozentpunkte auf 19,75 Prozent gesenkt. Die meisten Ökonomen hatten zwar mit einer Senkung gerechnet, diese aber mit maximal 2,5 Punkten beziffert.

    Türkische Zentralbank senkt Leitzins
    Avatar
    18.07.19 12:20:39
    EUR/TRY: Abwertungsruck hält an

    Die Türkische Lira befindet sich
    seit Jahren auf dem Weg nach unten.
    2018 beschleunigte sich die
    Talfahrt gegenüber Dollar und Euro
    sogar noch erheblich. Für Besorgnis
    sorgen das große Leistungsbilanzdefizit
    des Landes und die
    hohe Inflation. Für zusätzliche Unruhe
    sorgte Präsident Recep Tayyip
    Erdoğan mit immer stärkeren Eingriffen
    in die Geld- und Wirtschaftspolitik.
    Unter anderem
    drängte er die Zentralbank, die
    Zinsen zu senken, obwohl nach
    Ansicht von Ökonomen eine deutliche
    Anhebung notwendig wäre,
    um den Verfall der Währung zu
    stoppen. Entgegen der gängigen
    Wirtschaftslehre ist Erdoğan der
    Auffassung, dass ein hoher Leitzins
    nicht ein Mittel gegen die Inflation
    ist, sondern deren Ursache.
    Wegen seiner aggressiven Rhetorik
    hatten sich Investoren und
    Märkte immer wieder besorgt über
    die Unabhängigkeit der Zentralbank
    geäußert. Die Notenbanker
    ließen sich davon jedoch nicht beirren
    und hoben die Zinsen 2018
    mehrmals an, zuletzt im September
    auf 24 Prozent. Doch nun ist Erdoğan
    der Kragen geplatzt. Der
    Staatspräsident hat den Chef der
    türkischen Zentralbank, Murat Cetinkaya,
    entlassen. Daraufhin ging
    die Lira erneut auf Talfahrt. Analysten
    äußerten sich besorgt. Die
    Entlassung Cetinkayas komme zu
    einem Zeitpunkt, zu dem andere
    Faktoren Investoren und Märkte
    schon verunsicherten, etwa die umstrittene
    Lieferung des russischen
    Raketenabwehrsystems S-400.
    Türkei-Experte Timothy Ash
    von Blue Bay Asset Management
    nannte die Entscheidung auf dem
    Kurznachrichtendienst Twitter
    „idiotisch“. „Die Glaubwürdigkeit
    der Notenbank ist schon beim Teufel
    – diese Entscheidung wirft sie
    nur weiter zurück.“ Sollte Cetinkayas
    Nachfolger die Leitzinsen so
    stark senken wie Erdogan das wünsche,
    werde die Lira kollabieren.

    Daher blicken Anleger mit Spannung,
    aber auch mit Sorge, der
    nächsten Notenbanksitzung am 25.
    Juli
    entgegen. Angesichts der jüngsten
    deutlichen Abwertung der Lira
    werde es ein großer Fehler sein,
    wenn die Zentralbank die Leitzinsen
    um einige Prozentpunkte senken
    werde, meint Michael Every,
    Stratege der Rabobank. Ipek Ozkardeskaya,
    leitender Marktanalyst
    des Derivatebrokers London Capital
    Group, hält es für möglich, dass
    die türkische Notenbank die Zinsen
    nun unangemessen schneller senkt,
    als es der Markt aufnehmen könne.
    Das könne die Toleranz der Anleger
    überfordern.
    Summa summarum stehen die
    Zeichen bei der türkischen Lira
    weiterhin auf Sturm. Mit einem
    MINI von BNP Paribas können risikobereite
    Anleger von einer anhaltenden
    Abwertung profitieren.

    Quelle: Zertifikatejournal 28/2019

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