Pannenflieger
Boeing in der Krise: Droht der Aktie heute der nächste Absturz?
Die Pannenserie bei Boeing reißt nicht ab. Am Wochenende musste erneut ein Flugzeug des Typs 737 notlanden. Grund waren dieses Mal Probleme bei der Cockpitverglasung.
- Pannenserie bei Boeing reißt nicht ab - erneute Probleme mit Cockpitverglasung
- Alaska Airlines schickt eigene Qualitätsprüfer zu Boeing - Vertrauenskrise
- Maschinen des Typs 737-9 Max könnten erneut monatelang am Boden bleiben - Klagen gegen Boeing möglich
Neuer Vorfall: Risse im Cockpitglas
Auf Boeing wartet heute ein miserabler Start in die aufgrund des Martin Luther King Days verkürzte US-Handelswoche. Erneut ist es am Wochenende zu Problemen mit einer Maschine des Typs 737 gekommen.
Notlanden musste ein Flugzeug der Airline All Nippon Airways. Auf einem Inlandsflug in Japan stellten die Piloten einer 737-800 kurz nach dem Abflug Risse in der Cockpitverglasung fest. Erst am Wochenende zuvor war es zu einer deutlich schwerwiegenderen Panne gekommen.
Brutale Vertrauenskrise – Alaska Airlines mit dramatischem Schritt
Zusätzlich zu dem neuerlichen Bekanntwerden von Materialproblemen demonstriert den Vertrauensverlust in den traditionsreichen Flugzeugbauer eine Maßnahme von Alaska Airlines.
Die Luftfahrtgesellschaft hat am Wochenende bekannt gegeben, künftig eigene Qualitätssicherer zu Boeing zu schicken und mit der Überwachung der Produktion der bei Boeing georderten Jets zu beauftragen - offenbar traut man dem Flugzeugbauer nicht mehr zu, das im erforderlichen Maß selbst bewerkstelligen zu können.
Daraufhin hat Boeing gestern Veränderungen in der Qualitätssicherung angedkündigt. Einerseits sollen die eigenen Produktionswerke häufiger überwacht werden sowie andererseits auch diejenigen von Zulieferer Spirit AeroSystems, das für die Herstellung und Installation von Türverschlüssen zuständig ist.
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Auch Spirit AeroSystems will wie Boeing, zunächst um verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen, Airlines gestatteten, eigene Qualitätssicherer zu schicken.
Neue Auflagen, Maschinen müssen am Boden bleiben
Erst am Samstag hatte die US-Luftsicherheitsbehörde FAA neue Auflagen für eine Rückkehr von Maschinen des Typs 737-9 Max in den Flugbetrieb angekündigt und von Boeing umfangreiche Informationen zum Wartungs- und Untersuchungsverfahren des Pannenfliegers eingefordert.
Wie schon nach den beiden Flugzeugabstürzen 2018 und 2019 könnten Maschinen dieses Typs daher erneut monatelang am Boden bleiben müssen – mit allen Konsequenzen auch für Airlines und deren Passagiere. Ein Umstand, der in Zukunft auch für zivilrechtliche Klagen gegen Boeing sorgen könnte.
Anhaltende Talfahrt wahrscheinlich
Die Papiere von Boeing dürften heute vor einem schwierigen Handelstag stehen. Die Entwicklungen der vergangenen Tage sprechen nicht für eine schnelle Erholung der Aktie geschweige denn für eine schnelle Beseitigung der tiefsitzenden Probleme.
Angesichts der Kursverluste in der Vorwoche signalisiert der auf Tagesbasis ermittelte Relative-Stärke-Indikator mit einem Wert von 30 zwar einen zunehmend überverkauften Zustand. Auf Wochenbasis allerdings liegt der RSI bei 48, die Aktie hat also noch jede Menge Platz nach unten und könnte in den kommenden Wochen die im Herbst markierten Tiefs anlaufen.
Ärger vorprogrammiert – auch für diesen Zulieferer?
Für zusätzliche Volatilität dürften die in etwas mehr als zwei Wochen anstehenden Quartalszahlen sorgen. Hier wird sich Boeing den Fragen der Analysten stellen müssen – auch im Hinblick darauf, wie die neuerliche Krise das Betriebsergebnis beeinflussen wird.
In Schwierigkeiten könnten morgen auch die Anteile von PPG Industries geraten. Das im S&P 500 notierte Industrieunternehmen stellt unter anderem Flugzeugglas her und ist Boeings Zulieferer im Bereich Cockpitverglasung.
Fazit: In die Alternativen investieren
Wer sich im Bereich Luft- und Raumfahrt beziehungsweise Rüstung engagieren möchte, sollte angesichts der seit Jahren anhaltenden Vertrauens- und Qualitätskrise bei Boeing auf die Konkurrenten setzen.
Im Bereich Flugzeugbau steht neben der europäischen Industrieikone Airbus der aufstrebende brasilianische Flugzeugbauer Embraer zur Verfügung. Im Bereich Rüstung und Raumfahrt macht aktuell Raytheon eine gute Figur, außerdem handelt die Aktie mit einem Abschlag von zehn Prozent gegenüber dem Bewertungsmittel der vergangenen zehn Jahre.
Allerdings hatte auch Raytheon im vergangenen Jahr mit Qualitätsproblemen bei Flugzeugturbinen zu kämpfen.
Eine technisch sehr starke Figur macht aktuell die Aktie von BAE Systems. Das Hauptgeschäft hier ist zwar Rüstung, die Briten fungieren aber wie Raytheon auch als Zulieferer für die Luftfahrtindustrie.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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