Japans Notenbank im Gegenverkehr – Was macht der Nikkei daraus?
Die japanische Notenbank hält vorerst unverändert an ihren Negativzinsen fest.Während sich der heimische Aktienmarkt freut, fällt die japanische Währung erneut nach unten ab.
Auch wenn nahezu alle Notenbanken mit den gleichen Problemen kämpfen, ein Geldpolitiker ist um seinen
Job derzeit wohl am wenigsten zu beneiden: der Gouverneur der Bank of Japan, Kazou Ueda. Nach acht Monaten im Amt steigt von Sitzung zu Sitzung der Druck, das 25 Jahre alte Experiment der
quantitativen Lockerung in Tokio endlich zu beenden. Die Erwartungen, dass dies auf der letzten Sitzung des Jahres passieren würde, haben sich allerdings nicht erfüllt.
Im Gegenteil: Ueda versprach, die Stabilität der Finanzierung, insbesondere für Unternehmen, und der Finanzmärkte aufrechterhalten und nicht zögern zu wollen, weiter zu lockern, falls dies
erforderlich sein sollte. Auch nicht wirklich ein Signal, dass ein solcher Schwenk früh im kommenden Jahr erfolgen könnte, worauf die Märkte spekuliert hatten. Dabei wäre eine Kehrtwende zweifellos
gerechtfertigt. Auch weil die Rendite-Kluft zwischen US- und japanischen Staatsanleihen regelmäßig zu Spannungen an den Kreditmärkten führt.
25 Jahre Nullzinspolitik könnten bald enden
Japan ist süchtig nach kostenlosem Geld und senkte 1999 als erste G7-Volkswirtschaft die Zinsen auf null. Die Notenbank entwickelte dann das Quantitative Easing (QE), das die Federal Reserve,
die Europäische Zentralbank und andere schließlich ebenfalls einsetzten, als die Probleme während der großen Finanzkrise zu groß wurden. Der japanische Aktienindex allerdings konnte von diesen
konstant lockeren Finanzierungsbedingungen lange Zeit nicht profitieren. Erst nach der Finanzkrise und dem schrecklichen Tsunami 2011 beendete der Nikkei seinen
Abwärtstrend und erreichte im Sommer dieses Jahres den bisherigen Höchststand in der Erholung.
Buffett outete sich als Japan-Fan
Im April sorgte Star-Investor Warren Buffett für Schlagzeilen, als er Japan einen Besuch abstattete und die Absicht bekundete, seine Investitionen in japanische Unternehmen zu erhöhen. Während der
92-jährige die meisten Unternehmen für überbewertet hält, gilt dies scheinbar nicht für Japan. Die Aktien aus dem Land der aufgehenden Sonne sind aber auch bei vielen anderen Anlegern beliebt. Sie
schätzen vor allem die disziplinierte und investorenfreundliche Führung vieler großer Unternehmen. Angesichts des zunehmenden Drucks in- und ausländischer Investoren haben japanische CEOs in den
vergangenen Jahren einen Sinneswandel vollzogen und sind offen für neue Ideen.