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    Berliner Morgenpost  125  0 Kommentare Trübsal blasen hilft nicht / ein Kommentar von Dominik Bath über die neue Prognose der EU-Komission zum Wirtschaftswachstum deutschlands

    Berlin (ots) - Als deutscher Wirtschaftsboss hat man derzeit nicht viel zu
    lachen. International schwächeln die Exporte, Lieferketten sind angespannt und
    im Inland drücken die vergleichsweise hohen Energiepreise, ein angespannter
    Arbeitsmarkt und der ewige Ampel-Zwist um notwendige Reformen auf die Stimmung.
    Das deutsche Stimmungstief lässt sich auch in Zahlen beschreiben. Die
    EU-Kommission weist in ihrem neuen Wachstumsgutachten ein diesjähriges Plus von
    lediglich 0,1 Prozent für die deutsche Wirtschaft aus, der Sachverständigenrat
    Wirtschaft kommt auf immerhin 0,2 Prozent. Schlechter stehen in Europa nur
    Estland und Finnland da.

    Was auf den ersten Blick für hängende Mundwinkel sorgen kann, sollte aber nur
    eine Reaktion hervorrufen: Na und? Der einstige Exportweltmeister Deutschland
    kann eben gerade nicht von einem Absatzrekord zum nächsten hecheln. Dass das
    nicht ausschließlich, aber zu großen Teilen an den Voraussetzungen im Land
    selbst liegt, gehört mit zur Wahrheit. Was es jetzt braucht, sind Macher und
    Optimisten, die Deutschland mit richtigen Entscheidungen und Mut zurück auf den
    Wachstumspfad führen.

    Nun sollte man sich dabei natürlich nicht allzu viel Zeit lassen. Aber man kann
    der deutschen Wirtschaft angesichts starker Produkte, hoher Qualität und
    weltbekannter Marken durchaus zutrauen, nach einer etwas längeren Durststrecke
    möglicherweise verlorene Marktanteile zurückzuerobern. "Made in Germany" hat als
    Gütesiegel jedenfalls nicht an Strahlkraft verloren.

    Davor allerdings muss Deutschland wieder an einer stabilen Basis bauen. Das wird
    eine Kraftanstrengung, denn gerade drückt an vielen Stellen der Schuh. Nur wenig
    wettbewerbsfähig ist der Standort zum Beispiel bei Energiepreisen und
    Unternehmenssteuern. Nicht nur bei diesen Themen, sondern auch in Sachen
    Bürokratieabbau und Genehmigungsverfahren muss die Ampel in Berlin schneller
    über mediales Pingpong hinaus kommen. Restzweifel, ob das wirklich gelingt,
    bleiben allerdings - allein angesichts dreier streitlustiger Koalitionspartner.

    Und dann ist da noch die große Fachkräftefrage. Mittlerweile sind gut 1,5
    Millionen Stellen bundesweit unbesetzt. Der deutschen Wirtschaftsleistung
    entgeht allein dadurch ein höherer, zweistelliger Milliardenbetrag an
    Wertschöpfung. Schlimmer könnte es noch werden, weil schon jetzt jedes Jahr mehr
    Ältere den Arbeitsmarkt verlassen, als Jüngere hinzukommen.

    Entscheidend wird deshalb sein, nun endlich alle Potenziale zu erschließen, die
    der hiesige Arbeitskräftepool noch bietet. Das Halten von älteren Beschäftigten
    im Job gehört ebenso dazu, wie mehr Teilzeitkräfte in vollzeitnahe
    Arbeitsverhältnisse zu bringen. Gelingen wird Letzteres aber nur, wenn
    Kinderbetreuungsangebote deutlich ausgebaut werden.

    Wirtschaft - das ist aber auch immer viel Psychologie. Wachstum lebt von
    Optimismus. Immerhin können im Inland zwei kurzfristige Aussichten positiv
    stimmen: die stagnierende Inflation und wohl bald sinkende Zinsen. Beides dürfte
    zu steigenden Konsumausgaben und zu besseren Finanzierungsbedingungen bei
    privaten Investitionen beitragen. Bis zum Ende des Jahrzehnts wird Deutschlands
    Wachstumsschwäche wohl dennoch andauern, prognostizieren die Wirtschaftsweisen.
    Gelingt der grundlegende Kurswechsel in der Standortpolitik, könnte es aber auch
    schneller gehen. Die Aussicht darauf sollten deutsche Unternehmer und auch die
    Verbraucher verinnerlichen.

    Pressekontakt:

    BERLINER MORGENPOST

    Telefon: 030/887277 - 878
    bmcvd@morgenpost.de

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/53614/5780337
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