Earnings Season
Dividendenkönig 3M enttäuscht mit schwachen Quartalszahlen!
Die Hoffnungen auf einen operativen Turnaround kann Industrieikone und Dividendenkönig 3M auch dieses Mal nicht erfüllen, sowohl die Zahlen als auch der Ausblick fallen enttäuschend aus, die Aktie gibt nach.
- Enttäuschende Zahlen und Ausblick bei 3M
- Rechtsstreitigkeiten kosten 20 Milliarden US-Dollar
- Aktie vorbörslich schwach, Ausblick überzeugt nicht
Operativer Turnaround nur mit Mühe zu erkennen
Mit 65 Jahren Dividendenerhöhungen infolge ist 3M bei ausschüttungsorientierten Anlegern zurecht beliebt – auch weil der in den vergangenen Jahren stark gesunkene Kurs für eine hohe Rendite von aktuell rund 5,6 Prozent sorgt.
Die Geschäftsentwicklung allerdings ist zäh, was nicht nur den Kursverfall erklärt, sondern inzwischen auch die Sicherheit der Dividende immer wieder zur Diskussion stellt.
Mit seinen vor wenigen Minuten veröffentlichten Zahlen könnte 3M diesbezüglich für neuen Gesprächsstoff sorgen, denn die sind nicht unbedingt geeignet, einerseits den Kursanstieg der vergangenen Monate zu rechtfertigen und andererseits die Hoffnung auf einen raschen Turnaround zu nähren.
Rechtsstreitigkeiten kosten 20 Milliarden US-Dollar
Der Erlös in Höhe von 7,69 Milliarden US-Dollar hat die Erwartung knapp um 30 Millionen US-Dollar verfehlt. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum hat sich 3M hier erneut um 5,1 Prozent verschlechtert.
Gegenüber der Marktprognose besser gelaufen ist es beim Gewinn, hier stehen 2,42 US-Dollar pro Aktie zu Buche, womit man die Schätzung um elf Cent übertreffen und sich gegenüber dem Vorjahr um immerhin rund sechs Prozent steigern konnte.
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Möglich wurde das vor allem durch eine deutliche Verbesserung der operativen Marge von 19,1 auf 20,9 Prozent. Ohne die Berücksichtigung von Restruktierungskosten hätte der Margenanstieg laut eigener Aussage noch 1,4 Prozentpunkte mehr betragen.
Werden allerdings auch die Kosten aus den Rechtsstreits um PFAS-Chemikalien einerseits und fehlerhafte Gehörschutzprodukte für die US-Armee berücksichtigt, ergibt sich ein anderes Bild: Alleine im vergangenen Jahr wurde das Betriebsergebnis um Gerichts- und Vergleichskosten von über 20 Milliarden US-Dollar belastet – nicht bereinigt ergibt sich daraus ein horrender Verlust von 12,63 US-Dollar pro Aktie.
Aktie vorbörslich schwach
Da auch der Ausblick nicht überzeugen kann, wird die Aktie vorbörslich abverkauft und fällt zur Stunde (Stand: 13:20 Uhr) um fast vier Prozent. Das Umsatzwachstum soll im kommenden Geschäftsjahr magere 0,25 bis 2,25 Prozent betragen, der bereinigte Gewinn pro Aktie soll sich auf 9,50 US-Dollar (Midpoint-Guidance) belaufen – damit käme 3M auf ein augenscheinlich günstiges KGV von etwas über zehn.
Lichtblick: Ordentliche Cashflow-Prognose
Was die Sicherheit der Dividende angeht, gibt es zumindest eine gute Nachricht. Die Cashflow-Prognose ist mit 6,5 bis 7,1 Milliarden US-Dollar in Ordnung, schon im vergangenen Quartal hat man sich hier um drei beziehungsweise 18 Prozent (bereinigt) steigern können. So kann die Dividende ohne bilanziellen Substanzverlust bezahlt werden.
Im noch anstehenden Conference Call wird sich 3M sicherlich auch zum Stand bezüglich der zahllosen Rechtsstreitigkeiten und deren mögliche Auswirkungen auf das kommende Geschäftsjahr äußern. Sollten sich hier positive Nachrichten ergeben, könnte die Aktie im regulären Handel vor einem Turnaround stehen, denn die Belastungen hierdurch sind aktuell der größte Kursvernichter.
Fazit: Es bleibt schwierig
Wirklich neue Erkenntnisse liefern die heute veröffentlichten Zahlen bislang keine – weder im Hinblick auf die schwierige Geschäftsentwicklung noch auf die horrenden Kosten aus Rechtsstreitigkeiten, die ohne neue Nachrichten aus dem Conference Call eine schwere Hypothek bleiben und die Entwicklung der Aktie auch in Zukunft limitieren dürfte.
Hier greift nur zu, wer einerseits risikoaffin ist und zweitens viel Geduld besitzt. Es gibt in der Größenordnung einer Dividendenrendite von 5,6 Prozent schlicht sicherere, aussichtsreichere Titel.
Die 3M Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -4,00 % und einem Kurs von 95,08EUR auf Tradegate (23. Januar 2024, 13:22 Uhr) gehandelt.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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