Kissigs Portfoliocheck: Charlie Munger und sein „schlimmer“ Alibaba-Irrtum
In meiner Kolumne "Kissigs
Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten
Investoren unserer Zeit unter die Lupe.
Bei meinem 230. Portfoliocheck schaue ich Charlie Munger über die Schulter,
einem der erfolgreichsten Investoren der Welt und zweifellos einer der intelligentesten Menschen unseres Zeitalters. Die bekannteste Rolle des inzwischen 99-Jährigen ist wohl die des Beifahrers von
Warren Buffett bei Berkshire Hathaway.
Munger hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg und scheut sich nicht, mit seinen Aussagen anzuecken. Gerade deshalb ist er ein gern gesehener Interviewpartner in nahezu allen Medien. Mit seinem
Buch "Poor Charlie's Almanack" hat Munger das Konzept der 'elementaren, weltlichen Weisheit' in Bezug auf Wirtschaft und Finanzen eingeführt. Er verfolgt einen ganzheitlichen Denkansatz über
ein breites Wissensspektrum und verbindet all diese unterschiedlichen mentalen Modelle zu einer Art Gitterkonstruktion zur Lösung kritischer Geschäftsprobleme.
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Munger ist ein Anhänger des Focus Investing und setzt nur
auf eine kleine Zahl von Unternehmen. Er kauft nur die besten und das genau dann, wenn sich eine außergewöhnlich gute Einstiegsmöglichkeit bietet. Und nur dann.
"Weise Investoren setzen viel, wenn die Welt ihnen großartige Gelegenheiten bietet. Sie setzen viel, wenn die Chancen auf ihrer Seite sind. Den Rest der Zeit tun sie das nicht. So einfach ist das."(Charlie Munger)
Dabei konzentriert er sich auf absolute Qualitätsunternehmen, nicht
zuvorderst auf den günstigsten Preis. Buffett und Munger bezeichnen sich als 'Business-Picker', nicht als 'Stock-Picker'. Sie investieren in Qualitätsunternehmen mit starkem Geschäftsmodell,
anhaltender Preissetzungsmacht und einem fähigen Management. Und
dann mischen sie sich nicht in das operative Geschäft dieser Unternehmen ein, sondern überwachen lediglich, dass es seine außergewöhnlichen Eigenschaften bewahrt. Des Weiteren investiert Munger mit
viel Geduld und sehr langfristig. Er gibt dem Zinseszinseffekt
('Compounding') die nötige zeit, seine ganze Kraft zu entfalten.
"Die erste Regel beim Compounding ist, es nie unnötig zu unterbrechen."(Charlie Munger)
Wenn man Mungers Investments durschauen will, muss man mehrere Ebenen betrachten. Sein Vermögen steckt ganz überwiegend in Berkshire-Aktien, die ihn zum Milliardär machten. Zudem hält er einen
signifikanten Anteil an Himalaya Capital Management von Li Lu; dieser
chinesisch-stämmige Investor gilt als der Warren Buffett Asiens und ist einer der engsten Freunde Mungers.
Mungers privates Portfolio
Knapp 95 % seines Vermögens hält Munger in Berkshire-Hathaway-Aktien, weitere 4 % in Aktien von Costco Wholesale und dann noch 1 % in Aktien von Daily
Journal, einem kleinen Zeitungsverlag, an dem Munger mit seinen 50.000 Aktien rund 3,6 % hält und wo er als Chairman jahrzehntelang die Investments verwaltete. Daily Journal wird daher
auch öfter mal als Mungers 'private Vermögensverwaltung' bezeichnet.
Deren Portfolio ist recht übersichtlich. Im 2. Quartal 2023 gab es erneut keine Aktiendispositionen; die letzte Veränderung datiert aus dem 4. Quartal 2022, als der kleine 0,25%ige
Depotanteil am südkoreanischen Stahlkonglomerat POSCO veräußert worden war.
Ende Juni bestand das Portfolio aus ganzen vier Aktienpositionen: drei Bankwerte, die Munger sehr günstig eingekauft hat und schon seit langem hält, sowie dem chinesische
Internetgiganten Alibaba Group, wo Munger im Frühjahr 2021 eingestiegen war und in den folgenden Quartalen bei weiter stark sinkenden Kursen zweimal seinen Bestand verdoppelt hatte.
Im 1. Quartal 2022 halbierte er seine Position dann und seitdem schlummert sie mit einem Depotanteil von rund 15 % in seinem Depot. Kürzlich äußerte sich Munger zu Alibaba und bezeichnete dieses
Investment als einen seiner schlimmsten Fehler. Doch damit meinte er nicht etwa den großen Verlust, den ihm Alibaba eingebrockt hat...