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     201  0 Kommentare Sparkassen als Banken der „kleinen Leute“?

    Sparkassen sind als öffentliche Institute gegründet worden, um insbesondere den Menschen Hilfestellungen beim Sparen und Vermögensaufbau zu geben.

    Für Sie zusammengefasst
    • Sparkassen sollen Menschen beim Sparen helfen, aber bieten kaum Zinsen.
    • Banken verkaufen vermehrt riskante Zertifikate an unerfahrene Sparer.
    • Verbraucherschützer kritisieren Sparkassen für intransparente und teure Finanzprodukte.

    Jenen, die nicht besonders finanzaffin sind und sich keine Vermögensberater leisten können oder leisten wollen. Man sollte also erwarten, dass Sparkassen gerade bei Sparprodukten darauf achten, ihre Klientel nicht zu übervorteilen.

    Trotz steigender Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) seit Juli 2022, von null auf 4,5 Prozent, profitieren deutsche Sparerinnen und Sparer kaum davon. Banken, einschließlich Sparkassen und Volksbanken, behalten den Großteil der Zinsgewinne für sich. Zum Beispiel liegt der durchschnittliche Zinssatz für Festgeld mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren in Deutschland bei nur 2,53 Prozent, deutlich niedriger als in anderen Ländern der Eurozone. Beim Tagesgeld sieht es ähnlich aus, mit einem durchschnittlichen Zinssatz von nur 1,54 Prozent im März 2024.

    In den letzten Jahren haben sich deutsche Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken zunehmend darauf konzentriert, Zertifikate an ihre Kunden zu verkaufen. Diese Strategie ist für die einfachen Sparer, die auf sichere und transparente Anlageformen angewiesen sind, bemerkenswert. Anstatt ihren Kunden vernünftige Zinsen für ihre Einlagen zu gewähren, setzen die Banken auf den Verkauf von komplexen und oft risikoreichen Finanzprodukten.

    Zertifikate sind strukturierte Wertpapiere, die von Banken ausgegeben werden. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, auf verschiedene Marktbewegungen zu wetten, wie beispielsweise auf steigende oder fallende Aktienkurse oder die Entwicklung eines Aktienindex. Diese Finanzprodukte sind oft kompliziert und schwer zu durchschauen. Sie haben in der Regel eine kurze Laufzeit und können erhebliche Risiken bergen. Viele Kunden bei den Sparkassen, die noch nicht einmal Aktien oder Aktienfonds besitzen, sind sich kaum bewusst, dass sie mit ihrer Anlage in Zertifikate ein weitaus riskanteres Investment gewählt haben.

    Im Jahr 2023 erreichte der Verkauf von Zertifikaten in Deutschland ein Volumen von 112 Milliarden Euro – eine Steigerung von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert seit 16 Jahren. Besonders auffällig ist, dass Sparkassen die Marktführer bei diesen Verkäufen sind. Sie haben ihren Sparkunden viele Zertifikate ihrer eigenen Unternehmen – von Landesbanken wie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sowie der DekaBank – verkauft. Diese Zertifikate wurden oft als Alternative zu Tages- und Festgeld beworben.

    Zertifikate sind deutlich intransparenter als andere Finanzprodukte. Kunden bezahlen sowohl für die Erstellung der Zertifikate als auch für deren Vertrieb. Eine Analyse von „Finanzszene“ hat gezeigt, dass die Gebührenbelastung im ersten Jahr der Laufzeit durchschnittlich 4,7 Prozent der Anlagesumme beträgt. Demgegenüber steht eine Renditeerwartung nach Kosten von gerade mal 0,9 Prozent. Ohne die Gebührenbelastung würde der Anleger eine Rendite von 5,6 Prozent erhalten – ein deutlicher Unterschied.

    Verbraucherschützer kritisieren diese Praxis scharf. Sie sehen darin ein Ausnutzen der mangelnden finanziellen Erfahrung der Kunden. Sie raten Privatanlegern grundsätzlich von strukturierten Papieren ab, da deren Risiko, Chancen und Kosten selbst für Experten schwer einzuschätzen seien. Für einen langfristigen Vermögensaufbau empfiehlt er stattdessen kostengünstige und transparente ETFs sowie Bundesanleihen – Finanzportale für einen Vergleich gibt es genug und Direktbanken und Roboadviser mittlerweile auch. Diese Alternativen sind oft sicherer, kostengünstiger und bieten eine bessere Liquidität – werden bei Sparkassen aber offenbar weniger in ihrem Vertrieb präferiert.

    Angesichts der steigenden Verkäufe und der damit verbundenen Risiken hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) angekündigt, den Verkauf von Zertifikaten durch Sparkassen und Banken genauer zu überprüfen. Die BaFin untersucht, ob das Produktangebot, die Beratung und der Verkauf von Zertifikaten im Einklang mit den Interessen der Verbraucher stehen.

    Die Strategie der Sparkassen, risikoreiche und kostenintensive Zertifikate zu verkaufen, anstatt den Kunden sichere Sparprodukte mit vernünftigen Zinsen oder überschaubare riskantere Alternativen anzubieten, nimmt wenig Rücksicht auf die einfachen Sparer, die auf transparente und faire Finanzprodukte angewiesen sind.

    Weitere Finanzthemen werden – vor allem Krypto Themen – auf meinem https://blog.meisnerconsult.de thematisiert.





    Dr. Harald Meisner
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    Dr. Harald Meisner ist ehemaliger Professor und heutiger Lehrbeauftragter für Finanzwirtschaft an der Rheinischen Fachhochschule in Köln. Sein Forschungs- und Interessenschwerpunkt liegt seit 2004 im Themengebiet „Finanzwirtschaft in der Internetökonomie“*; so lautet auch das zuletzt von ihm im Springer-Verlag erschienene Buch*. Prof. Meisner betreibt den Blog blog.meisnerconsult.de, auf dem er sich zu Finanzinnovationen, Crowdinvesting , FinTechs und der Blockchain-Technologie im einzelwirtschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Kontext äußert.

    Prof. Meisner berät auch kleine und mittlere Unternehmen bezüglich alternativer Finanzierungsmöglichkeiten mit Hilfe seiner Firma MeisCon Hürth (meisnerconsult.de).

    *Werbelink

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    Verfasst von Dr. Harald Meisner
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